13. Regeln der Physik

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Kopfschüttelnd stand Nhol vor den Resten seines Raumschiffs. Sie hatten es inzwischen mit vereinten Kräften sicher im Stollen untergebracht. Aber jetzt da Nhol in Ruhe einen Blick auf sein einst stolzes Vehikel werfen konnte, war er sich nicht mehr so sicher ob es die Mühe wert gewesen war.

„Ich glaube nicht, dass wir das jemals wieder zusammengeflickt bekommen“, sagte er. „Ich meine, bis wir mit den paar Werkzeugen, die ihr habt, die Metallteile zurechtgebogen haben... Das dauert bis zum jüngsten Gericht.“

Cido rieb sich genüsslich den Magen. „Gericht? Nun, ich hätte nichts gegen ein Mittagessen einzuwenden.“

„Nein, nicht so ein Gericht... ach vergiss es.“ Nhol seufzte. „Eigentlich hast du Recht. Mit vollem Magen lässt sich’s viel leichter Sorgen tragen. Und andere Sachen auch. Was gibt es?“

„Wüstenlarven.“

„Wer hätt’s gedacht.“

(<>..<>)

Der Hof war wie ausgestorben. Alle Gärtner, Presseleute, Neugierigen und Sponsoren der Veranstaltung hatten sich an einen Ort verzogen, den sie für sicher hielten. Mehrere rauchende Krater deuteten auf Kometeneinschläge hin, und einige schwarz verkohlte Teile auf jemanden, der nicht schnell genug zur Seite getreten war.

„Hau-Ruck! Hau-Ruck! Vorwärts, vorwärts meine Freunde. Nur noch 499 Meter bis zum Raumhangar. Versuchen wir es noch einmal. Hau-Ruck.“

Professor Halsur hatte mit Kreide eine weiße Orientierungslinie vom überdachten Vorbau des Kongressgebäudes bis zum Tor des Hangars gezogen. Jetzt stand er oben auf dem Container und gab Kommandos. Jedoch half es alles nichts. Trägheit und Reibung kämpften mit aller Macht gegen die Wissenschaftler, die versuchten die Kiste mit nötigen Materialien in den Hangar zu schaffen. Im Moment sah es danach aus als ob Trägheit und Reibung gewinnen würden.

Schon seit zehn Minuten zogen sie alle an dem mit der Kiste verbundenen Seil. Während dieser Zeit waren sie ganze 17, 659 Zentimeter vorgerückt.

„Vielleicht sollten wir mal etwas anderes versuchen“, meinte er und sprang von der Kiste. „Machen Sie weiter, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen. Ich suche nach einer Alternativlösung.“

Die einzige Antwort war ein kollektives Ächzen.

Er machte sich auf zur Rückseite des Gebäudes, wo sich seines Wissens die Unterkünfte des Personals befanden. Sein Gedächtnis hatte ihn nicht getäuscht. Nach kurzer Suche klopfte er an die Tür mit der Aufschrift ‚Gärtner’.

„Herein“, erklang eine Stimme von drinnen.

Halsur betrat das Zimmer. Der Gärtner saß an seinem Schreibtisch und schien tief in ein Formular vertieft zu sein. Er blickte nur kurz auf.

„Oh, guten Tag Professor Schneck. Geht es Ihrem Bart wieder besser?“

„Annehmbar, vielen dank. Ich bräuchte Ihre Hilfe.“

„Ich stehe zu Ihrer Verfügung, solange ich nicht nach draußen muss.“ Mit seinem Füller wedelte der Gärtner zur Tür. „Vorhin war ich gerade damit fertig, die herabgefallenen Blätter einzusaugen, da fangen plötzlich an riesige, brennende Steine vom Himmel zu fallen. Sie waren viel zu groß für meinen Laubsauger. Eines sage ich Ihnen: Im Arbeitsvertrag stand nichts von riesigen, brennenden Steinen. Blumen und Blätter und Bäume, ja, aber keine brennenden Steine. Ich schreibe gerade eine offizielle Beschwerde an die Kongressleitung.“

„Ähm... sehr gut. Ich werde Sie nicht lange stören. Ich will bloß wissen: Haben Sie einen Gabelstapler oder sonst eine starke Maschine, mit der man etwas ziehen könnte?“

„Im Raumhangar steht auch ein Traktor, wenn Ihnen der genehm ist?“

„Perfekt. Könnten Sie mir den Schlüssel leihen?“

Mit der linken Hand griff der Gärtner in die Tasche und warf sie Halsur zu, ohne von seiner Beschwerde aufzusehen.

„Bitte, hier ist er.“

Der Professor fing die Schlüssel auf.

„Vielen Dank. Ein kleiner Rat noch, wenn ich an ihrer Stelle wäre würde ich mich begleiten. Es gibt wahrscheinlich keinen sichereren Ort vor diesen Kometen als den, an den ich und meine Kollegen uns begeben.“

„Gibt es dort Gärten?“

„Es ist ein Wüstenplanet.“

„Dann bleibe ich hier. Trotzdem vielen Dank.“

„Wie Sie möchten. Auf Wiedersehen - hoffe ich für Sie.“

Wenig später lenkte Halsur mit einem triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht den Traktor aus dem Raumhangar. Seine Kollegen waren inzwischen ganze 30 Zentimeter weit gekommen.

Doch das triumphierende Lächeln verschwand als ein Baum vor ihm auftauchte.

„Verdammt!“, fluchte er. „Ich habe ganz vergessen, das man das Ding ja lenken muss! Warum gibt es keine Traktoren mit Autopilot... bei Raumschiffen funktioniert das doch auuuuuch.... “

Es ertönte ein Ächzen, dann das Geräusch von splitterndem Holz. Der Baum krachte zur Seite, und der Traktor, einer der besten und stabilsten seiner Art, setzte munter seinen Weg in Schlangenlinien fort.

„Sch...Schneckenschleim!“

Verzweifelt versuchte Halsur sich daran zu erinnern wie man ein Lenkrad bediente. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht an die Bedienung eines so antiken Steuergeräts entsinnen. Schließlich brachte er das Vehikel zum Stehen, indem er den Zündschlüssel zog.

Nurazim kam auf ihn zu gerannt, und deutete aufgeregt auf den gefällten Baum.

„Halsur, Sie Hellseher, wie konnten Sie nur wissen, dass wir nicht genug nichtmagnetisches Material für das Gerüst der U3 Maschine haben? Die Berechnungen habe bisher nur ich gesehen!“

„Ähem... nennen wir es ganz einfach Intuition. Wenn einer von Ihnen vielleicht den Traktor übernehmen könnte... Ich muss schon ein mal ins Raumschiff um... um.. um die Route in den Bordcomputer einzugeben.“

U3 - Unternehmen umgedrehtes UniversumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt