Kapitel 16

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Ich überwies mein Restgeld auf das Konto von Distrikt 12. Beide Tribute von Haymitch waren nach der abgelaufenen Frist noch am Leben, was jedoch nur an Katniss und dem Rucksack mit dem Wundermittel lag, wodurch ich mein Wort halten musste. Nicht, dass er es nötig gehabt hätte. Seit seine Tribute das große Liebespaar spielten, konnte er sich vor Sponsorengeldern kaum retten. Genauso wie Caius. Doch da er mich mit seiner Überheblichkeit und Arroganz noch mehr nervte, als die knutschenden Kinder, gab ich es Haymitch liebend gerne. Nur seitdem zwinkerte er mir immer wieder zu und war in meiner Gegenwart nicht ganz so brummig, was man wohl seine Art war Dankbarkeit zu zeigen. Mich dagegen ließ das meine Handlung schon wieder bereuen. Diese Gezwinkere nervte und wenn er nicht bald damit aufhörte musste ich ihm Prügel oder etwas anderes in der Richtung androhen.

Die Zahl der Tribute schrumpfte auf eine gute Finalzahl zusammen. Am Ende waren es nur noch die beiden aus Distrikt 12 und der Junge aus 2 die durch die Spielmacher in Richtung des Füllhorns gelockt wurden. Dort wollten sie ihren Kampf haben.

„Letztes Jahr fieberten wir noch um den Sieg mit und jetzt können wir nur zusehen, da wir in diesem Jahr wirklich meilenweit von einem Sieg entfernt waren.", seufzte Finnick neben mir, als wir gerade Mal wieder im Mentorenbereich waren und dort zusahen. Vor allem da die Wetten auf ein Finale im heutigen Tag lagen.

„Wir waren uns doch einig, nicht mehr darüber zu sprechen.", brummte ich und warf ihm einen bösen Blick zu. Bisher hatte er sich so schön daran gehalten und jetzt fängt er plötzlich wieder damit an.

„Ach komm! Ich habe dir hundert Mal gesagt, dass ich keinen wirklichen Einfluss darauf hab, was meine Tribute tun. Außerdem ist es jetzt ein Jahr her.", versuchte er es, doch mein Blick wurde nur noch grimmiger.

Es war das eine, seine Tribute zu verlieren. Am schlimmsten war es wenn es gleich zu Beginn oder im Finale passierte. Noch schlimmer war es allerdings, wenn der eigene Tribut durch den deines besten Freundes getötet wurde.

„Finnick, wir reden erst dann wieder darüber, wenn einer meiner Tribute zwei deiner getötet hat."

„Wieso zwei?", fragte er und seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln.

„Hallo? Das war das Finale. Das ist, als wenn du der Maus den Speck in allerletzter Sekunde vor der Nase wegziehst und in dir selber in den Mund steckst.", brummte ich und nun lachte er.

„Was ist das? Eine Redensart aus Distrikt 7?"

„Keine Ahnung. Eine Mischung aus irgendwelchen Redensarten und Vergleichen. Was hier jetzt aber keine Rolle spielt. Halt einfach deine Klappe und bete mit mir, dass Cato nicht gewinnt.", grummelte ich, ehe Caius protestierte.

„Sorry, aber nicht in diesem Jahr.", rief ich zurück, als plötzlich Claudius Templesmith auf dem Bildschirm erschien. Poliert und gestriegelt in einem goldenen Anzug. Irgendwas stand an und wenn man seinen Aufzug betrachtete und die Tatsache, dass nur noch drei Tribute am Leben waren, die nicht mehr weit vom Schauplatz des geplanten Kampfes entfernt waren, konnte es eigentlich nur eines bedeuten.

„So Leute, holt das Popcorn raus, es geht los. Gleich werdet ihr sehen, wie man die Spiele richtig gewinnt.", verkündete Caius und grinste vor sich hin. Ich verdrehte die Augen und Finnick beugte sich zu mir hinüber.

„Ich hasse ihn wenn er so ist."

„Ich hasse ihn noch viel mehr, wenn er so ist.", flüsterte ich zurück.

Claudius redete weiter und kündigte ein einzigartiges Finale mit einer neusten Züchtung aus dem Kapitol an. Was für uns bedeutete, dass Mutationen ins Spiel kamen. Leider erfuhren nur wir das und nicht die Tribute. Die würden komplett überrascht sein, wenn in der Dunkelheit diese merkwürdigen Wölfe auftauchten. Deren Besonderheit, laut dem goldenen Moderator, die Augen waren. Sie waren identisch mit den gefallenen Tributen, was bedeutete, es gab 21 von ihnen, und sollten sie somit würdigen. So ein Schwachsinn.

Wir sahen Bilder von ihnen, konnten wirklich menschliche Augen erkennen, was jedoch nicht so wirklich zur Geltung kam, wenn man die rassiermesserscharfen Zähne beachtete, die nicht weit davon entfernt zu finden waren. Der erste Tribut der mit ihnen und mit den scharfen Krallen Bekanntschaft machen musste, war Cato. Doch dieser Mistkerl trug ja seinen Wunderanzug, der in seinem Rucksack gesteckt hatte, den er sich von Thresh, dessen Namen ich mir jetzt merken konnte, zurückerobert hatte. Die Krallen und Zähne erwischten ihn also nicht wirklich, doch da er keinen Superhelm trug musste er dennoch rennen und versuchen, ihnen zu entkommen. Wenn sie den Hals oder den Kopf erwischten, dann war es aus.

In der Zwischenzeit erreichten Katniss und Peeta das Füllhorn, wo es noch ziemlich ruhig war. Sie warteten auf Cato und das Mädchen sang den Vögeln eine Melodie vor. Warum sie das tat hatte ich wohl verpasst, doch es war ein ziemlich krasser Kontrast zu dem was noch in der Arena passierte. Sie sang, Cato rannte. Hier war es ruhig, er versuchte sein Leben zu retten.

Das änderte sich jedoch alles, als in ihrem Sichtfeld Cato erschien und sie beide in Alarmbereitschaft gingen. Jedoch nicht wegen den Mutationen, die hatten sich komischerweise ein kleinwenig zurückfallen lassen und konnten von ihnen deshalb noch nicht bemerkt werden. Für sie war deshalb Cato in diesem Moment die größte Bedrohung. Wenn sie nur wüssten!

Ein Pfeil wurde vergeudet und prallte am Anzug ab, während er weiter in ihre Richtung rannte. Sie erkannten, dass er irgendetwas trug das ihn schützte, erkannten jedoch nicht, dass er gar nicht dabei war, sie anzugreifen. Das realisierten sie erst, als er ohne sie zu beachten einfach an ihnen vorbei rannte. Kurz darauf entdeckten sie dann die Mutationen und rannten nun ebenfalls um ihr Leben.

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin: Die 74. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt