Das Leben danach

Zwei Welten

Diese Krankheit ist komplieziert. Wie kann man mit so vielen Einschränkungen trotzdem Normal leben?
Auch ich habe mir diese Frage gestellt. In der Klinik hoffte ich umsonst auf eine Erklärung. Also musste ich selbst kucken, wie ich klar komme. Aber kann ich das ohne therapeutische Hilfe schaffen?

Momentan ist mein Leben das reinste Chaos. Ich bekomme nix auf die Reihe. Jeder noch so kleine Fehler, den ich mir erlaube muss, meiner Meinung nach, bestraft werden. Sobald ihrgenwie Kretik an einer Gruppe oder so, wo ich mit drinne bin, ausgeübt wird, suche ich den Fehler bei mir. Sobald mal was kaputt geht, ich es aber nicht war, suche ich den Fehler bei mir (Ich hätte es ja verhindern können). Enscheidungen kann ich nicht alleine treffen. Ich brauche immer die Meinung anderer. Die Nächte sind Qualen. Entweder schlafe ich schlecht ein, oder kann nicht durchschlafen. Nach jeder Malzeit gehts mir schlecht. Immer habe ich das Gefühl, dass ich zu viel gegessen habe.
Ich habe mein Leben nicht im Griff.

In einer depressiven Phase ist mein Denken und Handeln anders. Es ist, als ob ich in einer anderen Welt lebe. Auch das selbstverletzende Verhalten, speziell das Ritzen, passiert nur in dieser anderen Welt.
In meiner normalen Welt bin ich ein gewöhnlicher Teenager mit Lebenslust und Hobbys.
In meier Depressiven Welt steht das Ritzen an erster Stelle. Danach kommen Selbsthass, Verzweiflung, Einsamkeit, innerer Leere, Schmerz und andere Gefühle.

Mir ist bewusst, das Schmerz zu den Gefühlen dazugehört, aber für mich ist Schmerz etwas wichtigeres als beispielsweise Liebe oder Glück. Schmerz ist einerseits Bestrafung, anderererseits aber auch Belohnung. Das macht es für mich zu etwas besonderem. Allebeide Seiten brauche ich.
Beide Welten, also die depressive und die normale Welt, gehören zu mir. Es treffen zwei Welten in einem Körper aufeinnander. Das bedeutet, das es Krieg gibt. Denn diese 2 komplett verschiedenen Welten vertragen sich nicht miteineander.