Nach der Schule bin ich direkt mit dem Bus nachhause gefahren. Meine Eltern waren nicht daheim, was hieß, dass ich mir mein Essen selbst machen musste. Das Problem dabei war nur, dass ich nicht wirklich kochen konnte. Also entschied ich mich für etwas leichtes. Ravioli aus der Dose. Einfach rausholen und warm machen, fertig.
Fertig mit dem essen, ging ich nach oben in mein Zimmer und schnappte mir frische Kleidung. Damit lief ich in unser Badezimmer und duschte mich anschließend. Mit frischer Unterwäsche, einer Jogginghose und einem Schlabbershirt ging ich in mein Zimmer und schaute, was ich heute abend auf mein erstes Date anziehen könnte. Am Ende hatte ich eine kurze schwarze Hose und ein weißes lockeres Top mit Verziehrungen darauf an. Meine Haare lockte ich leicht mit meinem Lockenstab und mein Gesicht schminkte ich so wie immer. Jetzt war es 5 PM. Das hieß, ich war eineinhalb Stunden zu früh fertig.
Ich nahm mir mein Handy und schrieb meiner Mutter, wann sie heute nachhause kommen würde. Promt kam ihre Antwort mit: Wird spät.
War eigentlich klar, dass sie spät kommen würde. Krankenschwestern hatten eben viel zu tun. Naja, zumindest wenn sie arbeiteten. Ich hatte sogar schon öfter vermutet, dass sie meinem Vater fremdgehen würde. Aber Beweise hatte ich keine und mit ihr darüber reden wollte ich nicht. Es ist ihr Leben, nur mein Vater tat mir leid, fall sich meine Vermutung bestätigen könnte.
Ich schaute mir dannach noch einen Film an, ehe es an der Türe klingelte. Schnell machte ich den Fernseher im Wohnzimmer aus und öffnete Drew die Haustüre.
"Hallo Echo.", lächelte er mich an und umarmte mich kurz. Seine Umarmung war sehr herzlich und ich genoss es schon fast, von ihm umarmt zu werden.
Ich lächelte zurück und hielt kurz meinen Zeigefinger in die Höhe. Es sollte heißen, dass er kurz warten solle. Er nickte, als er verstanden hatte.
Schnell zog ich meine schwarzen Chucks an und nahm mir noch eine dunkle Weste, falls es heute Abend kalt wird.
"Wir fahren mit dem Auto, okay?", fragte er mich und ich nickte.
Die nächsten 3 Stunden waren wir zusammen unterwegs und schauten im Kino einen Actionfilm an. Anschließend fuhr er mich wieder nachhause. Dort stieg ich aus und winkte ihm nocheinmal zu, ehe er mit seinem Auto davon fuhr.
Der Tag mit Drew war wirklich schön, auch wenn ich merkte, dass es ihm missfiel, dass ich nie etwas gesagt hatte. Aber nur, weil ein daher gelaufener Typ bei mir ankommt, fing ich sicher nicht einfach wieder an zu sprechen. Als er mit dem Auto weg war, begab ich mich auf die Veranda unseres Hauses. Das Licht war noch aus, was hieß, dass keiner meiner Eltern schon daheim angekommen war.
Ich ließ mich seufzend auf die Hollywoodschaukel fallen und schaute in den Himmel. Die Nacht heute war Sternenklar und keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Es sah sehr schön aus. Ich beobachtete ein bisschen den Himmel, die Sterne und die vorbeifahrenden Autos. Dann sah ich eine Person auf den Gehweg laufen. Bei näherem Betrachten, konnte ich den Jungen von heute Mittag, aus der Schule, erkennen. Genau der Junge, den ich wie benommen angestarrt hatte und genau der, der mich wie etwas ganz besonderes angeschaut hatte. Ich weiß nicht was mit mir an diesem Tag los war. Es war irgendwie unbeschreiblich gewesen.
Und wieder starrte ich den Jungen an, als er hier vorbei lief. Als würde er meinen Blick auf sich spüren, drehte er sich in meine Richtung. Erst runzelte er die Stirn, dann erkannte er mich wieder. Glaubte ich zumindest. Mit langsamen und zögerlichen Schritten kam er mir entgegen.
Und was machte ich? Ich bekam Panik. Ich wollte nicht, dass er mich ansprach oder das er erfuhr, dass ich nicht redete. Ich wollte nicht, dass jetzt eine peinliche Situation entstand. Also beschloss ich mich so schnell wie möglich in unser Haus zu begeben. Schnell schloss ich die Türe hinter mir und ließ mich an der Türe hinunterrutschen. Mein Herz raste wie wild, als es kurz darauf an der Türe klopfte. Ich zuckte zusammen.
Nein, nein, nein. Er konnte nicht hier her kommen. Wir kannten uns noch nicht einmal.
Es klopfte wieder und ich blieb immer noch still. Nach dem dritten Klopfen passierte nichts mehr. Ich wartete kurz, ehe ich durch den Briefkastenschlitz schaute. Er lief gerade von unserem Hof hinunter.
Ich weiß, es war kindisch mich zu verstecken, aber ich habe nunmal Panik bekommen, als er auf mich zugelaufen kam.
Erleichtert ließ ich mich wieder gegen die Türe fallen. Ich blieb noch einen Moment sitzen und erwischte mich selbst dabei, wie ich an ihn und seine braunen Augen dachte. Aber wenn er herausfinden würde, dass ich nicht sprach, ja was war dann eigentlich? Eigentlich nichts. Immerhin kannten wir uns nicht. Aber wieso dachte ich dann bitte darüber nach?
Dann klingelte es. War es wieder er? Ich rührte mich nicht. Erst nach dem zweiten Klingeln hörte er auf.
"Echo mach auf. Ich hab den Schlüssel vergessen.", nahm ich eine männliche Stimme war. Sie gehörte meinem Cousin Dean. Ich mochte ihn sehr, weshalb ich direkt aufsprang und die Türe öffnete.
"Hi Echo.", lächelte er und sofort zog ich ihn in eine lange Umarmung.
Aber wieso war er hier? Vorallem so spät noch. Fragend schaute ich ihn an und tippte auf meine Uhr.
"Also ja, ähm. Ich wurde sozusagen." Ich schaute ihn mit einem eindringlichen Blick an. "Ja, ist ja gut. Meine Eltern haben mich rausgeschmissen.", sagte er und meine Augen wurden gefühlt so groß wie Tennisbälle. Entgeistert schlug ich ihm auf den Arm. Was hatte er jetzt bloß schon wieder angestellt?
Mein Cousin und ich verstanden uns sehr gut. Vorallem, weil er mich verstand auch ohne, dass ich redete. Er kannte den Grund, weshalb ich nichts mehr sagte und verstand es vollkommen. Dafür liebte ich ihn.
"Mein Vater hat mich dabei erwischt, wie ich was mit einem Mädchen, in meinem Zimmer, hatte.", er verdrehte genervt seine Augen.
Dazu muss man sagen, dass sein Vater und somit der Bruder meines Vaters, ein Pfarrer war. Und er verstand es ganz und gar nicht, wenn man schon vor der Ehe Sex hatte. Er war ein bisschen zurück in seiner Zeit.
Deswegen ließ ich Dean auch an mir vorbei gehen.
"Glaubst du ich kann hier fürs erste wohnen? Ich würde auch in die Schule hier gehen und wenns sein muss auch arbeiten, um ein bisschen Geld dazu zu geben."
Ich zuckte mit den Schultern. Mir war es gleich, nur wusste ich nicht, was meine Eltern davon hielten.
"Ja ich weiß. Deine Eltern werden schwer zu überreden sein. Aber einen Versuch ist es ja wert.", er zuckte lächelnd mit den Schultern.
Ich lief voran in mein Zimmer und winkte ihm hinterher. Er schnappte sich seine Taschen und folgte mir. Oben angekommen zeigte ich auf meine große ausklappbare Couch.
"Danke. Wann kommen deine Eltern?"
Ich zuckte unwissend mit den Schultern. Er nickte nur und ließ sich auf die Couch fallen.
"Kann ich kurz duschen? War ein weiter Weg hier her. Und ich sags dir: Ich hasse es, über drei Stunden Bus fahren zu müssen.", maulte er und stöhnte genervt auf.
Irgendwie musste ich lachen, als ich nickte. Ich hatte schon lange nicht mehr gelacht, auch wenn es ziemlich kurz war. Dean war sowieso die einzige Person, die mich seit diesen 10 Jahren mal lachen gesehen hatte.
"Ich liebe es, wenn du lachst.", lächelte er mich warm an. "Bis gleich."
Er schnappte sich eine neue Unterhose und eine Schlafhose, als er dann mein Zimmer verließ. Nach 10 Minuten kam er wieder und legte sich entspannt neben mich auf mein Bett.
"Lust auf einen Film?", fragte er und ich nickte ihm zu.
Ich liebte es, mit Dean etwas zu unternehmen. Früher hatten wir seine Familie oft besucht, nur in den letzten paar Jahren nicht mehr, was ich ziemlich schade fand. Dean war genauso alt wie ich, weshalb wir uns auch so gut verstanden. Er hatte dunkelblonde Haare, war ein bisschen größer als ich und hatte seltsamerweiße zwei Augenfarben. Sein eines Auge war braun und das andere blau. Es war irgendwie einzigartig und gerade deswegen fand ich seine Augen so faszinierend. Ich hatte mich schon oft genug dabei erwischt, wie ich seine beeindruckenden Augen anstarrte.
Schnell lief ich auf meinen Schrank zu und schnappte mir einen Film, welchen ich auch direkt in den DVD Schlitz schob.
■29.05.16■

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Silence
Teen Fiction! Achtung ! Wer nicht auf Bad Ends und apruppte Enden steht, dem muss ich empfehlen eine andere Geschichte zu lesen. Ansonsten, viel Spaß beim lesen :) - Die Geschichte von Echo und Jace - Echo Silver redet nicht. Vor 10 Jahren hat sie das Sprechen...