30. Jace

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Nach dem Unterricht trafen sich Echo, Dean, Drew und ich vor der Schule.

Echo und ich hatten zuvor ausgemacht, dass wir den anderen nichts von der Liste erzählen würden. Vielleicht irgendwann, aber jetzt noch nicht. Viel hatten wir nicht mehr an Ideen gefunden. Es wurden lediglich 21 Stück. Was mich jedoch ziemlich erstaunt hatte, waren Echos Ideen. Ich wäre nie daraufgekommen, was sie alles als einen Adrenalinkick ansah und was sie sich sogar trauen würde. Einige von ihren Ideen waren sogar ziemlich krass. Eine ihrer Vorstellungen war zum Beispiel Diebstahl. Ich wusste nicht, wie sie sich das genau vorstellte und wie sie es machen wollte, aber gefragt hatte ich auch nicht. Es war klipp und klar eine Straftat und ich wusste wirklich nicht, ob ich da mitmachen wollte.

Sex war auch eines ihrer Punkte. Als ich es gelesen hatte, wusste ich nicht was ich empfinden sollte. Das erste Mal sollte eigentlich etwas besonderes sein und es für eine dumme Liste aufzugeben fand ich persönlich nicht gerade gut. Sie würde sich ihr Leben lang daran erinnern und es war mit Sicherheit keine gute Erinnerung, wenn alles gezwungen war. Ich fragte mich sowieso, wie sie es vorhatte. Bekanntlich wird zum Sex eine weitere Person gebraucht. Ich hoffte für sie, dass sie sich nicht zu stark in die Liste reinhängte und etwas tat, dass sie aufs bitterste bereuen würde.

Auf was ich jedoch ziemlich stolz war, war die Tatsache, dass sie als letzten Punkt das Sprechen aufgeschrieben hatte. Ich hoffte wirklich für sie, dass es klappen würde und dass sie es schaffte wieder normal sprechen zu können. Was ich jedoch noch mehr hoffte war, dass sie es durch mich schaffte. Ich wollte ihr wirklich helfen.

"Hey, wann kommt Drew?" Er war der Einzige, der noch nicht aufgetaucht war.

Die anderen zuckten nur mit den Schultern.

"Auf was hättet ihr Lust? Jetzt nachhause gehen wär doch ziemlich langweilig", meinte Dean und setzte sich auf die nächste Bank. Echo tat es ihm gleich und stellte ihre Tasche neben sich hin. Ich dagegen blieb vor ihnen stehen und wackelte auf meinen Füßen hin und her.

"Ich weiß nicht. Wie wärs, wenn wir mal ins Einkaufszentrum fahren?", antwortete ich ihm also und zuckte dabei gleichgültig mit den Schultern. Mir war es wirklich egal, was wir taten. Die Hauptsache war nur, dass wir jetzt nicht ewig in der Gegend herumstanden oder einfach Nachhaue fuhren.

"Wie wärs mit dem See? Heute ist noch recht warmes Wetter", schlug Dean vor und ich nickte.

"Ja, die Idee ist doch schonmal ganz in Ordnung."

Auch Echo nickte begeistert.

"Jace! Hey", rief mir plötzlich eine Stimme gegen den Rücken. Ich wusste sofort, dass es Drew war und drehte mich mit einem schiefen Grinsen zu ihm um. Neben ihm lief ein Mädchen. Um genauer zu sein, genau das Mädchen, dass Echo und ich heute Morgen kennen gelernt hatten.

Lächelnd kamen Drew und Zoe bei uns an und stellten sich neben mich.

"Also Leute, das hier ist Zoe", stellte Drew sie vor und zeigte mit seinem Finger auf sie.

"Wir kennen uns bereits", lächelte Zoe uns an und zeigte dabei auf Echo und mich.

"Ach, ist das so?", fragte Drew verwundert und ich nickte.

"Ja, wir haben ihr heute morgen geholfen, ihr Klassenzimmer zu finden. Stimmt's Zoe?", erklärte ich.

"Ja, stimmt genau. Aber dich kenne ich noch nicht", stellte sie fest und zeigte auf Dean.

"Ich bin Dean, Echos Cousin."

Zoe nickte. "Freut mich euch alle kennenzulernen. Ihr fragt euch bestimmt, wieso ich hier bin. Also Drew meinte, dass ihr heute noch etwas vorhabt. Und da ich neu bin und noch nicht viele hier kenne, hat er mich gefragt, ob ich nicht einfach mitkommen möchte. Ich hoffe das ist kein Problem für euch", erzählte sie und schaute uns danach alle mit einem geknirschten Gesicht an. "Ich kann auch wieder gehen, wenn ihr mich nicht dabei haben wollt", fügte sie am Ende noch rasch hinzu.

"Nein! Nein. Bleib ruhig", hielt Dean sie vom gehen ab und Zoe nickte erleichtert. Sie schien recht nett zu sein. Jeder von uns blickte sie freundlich an, bis auf Echo. Leicht unentschlossen blickte sie sie von unten herab an. Doch Zoe merkte es nicht. Ich glaubte sogar, dass sie nicht einmal wusste, dass Echo nicht sprach.

"Also, was haben wir heute noch so vor?", fragte Drew und klatschte einmal in die Hände.

"Wir hatten vor an den See zu fahren, weil heute noch ziemlich", weiter kam ich nicht, da ich mitten im Satz unterbrochen wurde.

"Hab ich da See gehört? Bin sofort dabei." Chester kam angerannt und gestellte sich gechillt zu unserem kleinen Kreis.

"Genau. Weil heute noch ziemlich gutes Wetter ist. Und ja, du kannst auch mit, Chester", vollendete ich meinen Satz und grinste Chester an. Mir kam es so vor, als hätten Chester und ich schon ewig nichts mehr miteinander getan. Und das, obwohl ich erst seit wenigen Tagen beziehungsweise Wochen, hier auf die Schule ging. Wenn ich recht darüber nachdachte, kam es mir sowieso so vor, als würde ich schon ewig auf diese Schule gehen. Nach so kurzer Zeit war einfach alles schon so vertraut.

"Gut. Und wer fährt?", durchbrach Dean die Runde. "Echo und ich haben kein Auto und wir sind zu sechst."

"Also bei mir passen mit Fahrer 5 Leute rein, aber das wars auch schon." Ich zuckte kurz mit meinen Schultern.

"Dann fahr ich einfach noch. Bei mir passen ja auch genügend rein", schlug nun auch Drew vor und nickte in Richtung seines Autos.

"Gut. Wie wärs dann, wenn Echo und ich zusammen fahren und der Rest einfach bei dir?", schlug ich vor und zog meinen Autoschlüssel aus meiner Hosentasche.

"Okay, also los geht's an den See."

■19.10.16■

SilenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt