18. Echo

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Da ich heute früher aus hatte, konnte ich nicht mit Dean Nachhause fahren. Er würde alleine den Bus zu mir finden müssen.

Meine Busfahrt war langweilig, ich hatte die ganze Zeit Musik gehört und die Welt draußen beobachtet. Dabei fielen mir immer mehr die jungen Kinder auf, mit ihren Golduhren, Kaputzen und zerrissenen Jeans. Fast alle von ihnen sahen so ziemich gleich aus, und trotzdem machten sie einen auf 'ich bin einzigartig.' Und dass, obwohl sie, wenn sie so aussahen und sich so verhielten, nie einzigartig werden würden. Sie sind billige Kopien von anderen und sich selbst.
Solche Menschen konnte man nicht mehr ernst nehmen.

"Ist hier noch frei?" Ich vernahm eine leise Stimme neben mir. Schnell zog ich meine Kopfhörer aus meinen Ohren und schaute das Mädchen vor mir fragend an.

"Ich wollte wissen, ob hier noch frei ist.", wiederholte sie sich.

Ich nickte nur und nahm anschließend meine Schultasche auf meinen Schoß.

Sie musste vor mir aussteigen, was ich sehr gut fand. Sonst hätte ich ihr versuchen müssen zu erklären, dass ich raus musste.

Zuhause angekommen, war es sehr still und ich lief sofort in die Küche.

Auf dem Esstisch fand ich eine kleine Notiz mit sauberer und ordentlichen Wörtern meines Vaters:

Hallo Echo, ich bin wieder im Geschäft, wegen einem Notfall. Hat sich so angehört, als würde es länger dauern. Warte nicht auf mich. Clary ist heute Morgen ganz abgehauen. Sie hat alles gepackt und weg war sie. Wundere dich also nicht über ihre Abwesenheit. Wir sehen uns morgen.
Liebe dich, Dad.

Okay gut, wenigstens hatte er etwas geschrieben. Den Zettel meines Vaters zerknüllte ich in meinen Händen und warf ihn anschließend in den Mülleimer. Danach machte ich mir schnell etwas zu essen, ehe es auch schon an der Türe klingelte.
Mein Blick flog zur Uhr und es war tatsächlich schon spät genug, sodass Dean eigentlich schon hätte hier sein müssen.

Verwirrt über sein Zuspätkommen, stand ich auf und lief zur Türe. Mit einem breiten Grinsen öffnete ich sie. Doch sofort, als ich die Personen vor der Türe sah, erstarb mein Lächeln zu einem geschockten Ausdruck.

Hinter Dean stand Jace. Der Jace, mit dem ich auf dem Revier war. Der Jace der außsah, als wäre er von Gott persönlich auf die Erde geschickt worden. Mein Mund klappte langsam auf. Scheiße, wieso war er so heiß? Und verdammt nochmal, wieso stand er hinter Dean und vor meiner Haustüre?

"Hi Echo.", fing Dean an zu sprechen. "Jace kennst du ja bereits." Ich nickte nur und trat zur Seite, sodass die Beiden in mein Haus treten konnten. Dean lief an mir vorbei und drückte kurz meinen Oberarm. Jace lächelte mir zu.

"Echo, wie gehts dir?", fragte er direkt, als er an mir vorbei lief.

Er schaute mich direkt an. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Ich musste es ganz dringend in den Griff bekommen, nicht direkt verrückt zu werden, wenn ich ihn sah.

Ich zeigte meinen Daumen nach oben und lächelte ihn schief an.

"Und jetzt die Wahrheit?"

Erschrocken schaute ich ihn an.
Ich antwortete nichts.

"Ich frage dich später nocheinmal, dann kannst du darüber nachdenken."

Damit lief er an mir vorbei. Ich verstand diesen Jungen nicht. Schnell atmete ich tief ein und aus. Ich merkte, dass ich, solange er vor mir stand, kaum geatmet hatte. Durch mein heftiges ein und aus atmen roch ich genau sein Parfüm, welches er durch den ganzen Eingangsbereich trug. Er roch sehr gut, dass musste man ihm lassen.

"Echo? Hast du schon gegessen?", erweckte mich Dean, mit seiner tiefen Stimme, aus meiner Trance.

Schnell schloss ich die Türe und lief den beiden hinterher. Als ich ihn sah, nickte ich ihm zu.

"Ist noch was übrig? Also für zwei?"

Ich lief zu dem Topf hinüber, schaute hinein und verzog dann leicht geqält mein Gesicht, ehe ich meine linke Hand nach vorne hielt und sie schnell von rechts nach links drehte. Es sollte heißen, dass ich nicht sicher war und es für zwei Personen eng werden könnte.

"Wir könnten einfach Hälfte Hälfte machen.", schlug Jace vor und Dean nickte.

Eine halbe Stunde später waren beide fertig und fingen an, unser Geschirr in die Spülmaschine zu stellen.

Irgenwann konnte ich nicht mehr anders, ich wollte dringend wissen, wieso Jace hier war.
Ich stellte mich breitbeinig neben die Beiden und tippte auf ihre Schultern.

Erschrocken hatten sie sich zu mir umgedreht.

"Was ist?"

Fragend runzelte ich meine Stirn und zeigte auf Jace. Dann schaute ich wieder Dean an.

"Achso. Vorhin nach der Schule hat er mich aufgehalten und angesprochen weil,..", fing Dean an, wurde jedoch von dem Braunhaarigen unterbrochen.

"Ich wollte neue Freunde finden. Und weil er auch neu an der Schule ist, dachte ich mir, dass das doch gute Voraussetzungen wären. Dass du seine Cousine bist, ist nur ein weiterer Vorteil sich mit ihm anzufreunden.", sagte er schnell und gegen Ende setzte er ein zufriedenes Lächeln auf.

■09.08.16■

SilenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt