01. Kapitel: Somewhere

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1. Kapitel: Somewhere

Ich wurde von einem mechanischen Piepen aufgeweckt. Immer wieder und in regelmäßigen Abständen piepte etwas neben mir. Langsam öffnete ich die Augen und fand mich in einem komplett weißen Zimmer wieder. Weiße Wände, weißer Boden, weiße Bettwäsche.

Moment – Bettwäsche?

Tatsächlich lag ich in einem Bett und – wow fühlte sich das gut an. So weich und warm. Wie lange hatte ich nicht mehr in einem Bett gelegen? Schon sehr, sehr lange nicht mehr, jedenfalls konnte ich mich nicht mehr richtig daran erinnern, dass ich jemals so etwas besessen hatte.

Meine dunklen Haarsträhnen fielen mir strähnig ins Gesicht, sodass mir meine Sicht erheblich eingeschränkt wurde. Ich wollte sie mit der linken Hand zurückschieben, doch da breitete sich ein stechender Schmerz in meinen Oberarm bis in der Schulter aus. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte den Schmerz auszublenden.

Mit zusammengebissenen Zähnen schaute ich auf die schmerzende Stelle und entdeckte eine Nadel, die in meiner Ellenbeuge stecke. Sie führte zu einem Gerät, welches das regelmäßige Piepen von sich gab.

Ich wollte es entfernen, ich wollte die hässliche Nadel mit der rechten Hand herausziehen, doch kurz bevor ich die Nadel richtig packen konnte, wurde meine rechte Hand festgehalten.

Erschrocken starrte ich auf die fremde Hand und folgte dem Arm, der sich dann zu einem ganzen Körper bildete.

Ich starrte in das Gesicht eines Jungen, der blonde Haare und blaue Augen hatte. Seine Hand hielt immer noch meine von meinem linken Arm fern.

„Wir sollten den Arzt holen und Bescheid sagen, dass sie aufgewacht ist, Niall“, sagte noch eine andere Stimme und erst da entdeckte ich den zweiten Jungen mit braunen Haaren, der ebenfalls neben meinem Bett stand.

Der Blondhaarige nickte. „Sag dem Arzt Bescheid. Ich werde hier bleiben.“ Daraufhin verließ der Brünette das Zimmer.

Der Blonde hatte inzwischen meine Hand wieder losgelassen, sodass ich wieder einen Versuch startete, die Nadel zu entfernen. Doch wieder wurde ich aufgehalten. 

„Stopp. Du darfst die Nadel nicht entfernen“, sagte der Junge und zog meine Hand wieder auf die rechte Bettseite, weg von meinem linken Arm und der Nadel.

Ich wollte protestieren, doch es kam kein Laut aus meinem Mund. Da öffnete sich auch schon wieder die Tür und der braunhaarige Junge von vorhin kam gemeinsam mit einem älteren Mann im weißen Kittel herein.

„Ah, Sie sind endlich wach“, stellte der Mann fest und trat auf das Bett zu, schnappte sich das Klemmbrett, welches sich an meinem Bettende befand und wahrscheinlich allerlei medizinische Fakten über mich beinhaltete, und las es sich durch. „So Mia.“ Beim Klang meines Namens zuckte ich leicht zusammen. Schon lange hatte mich keiner mehr damit angesprochen. „Sie haben ziemlich viel Glück gehabt, dass die beiden jungen Herren hier sie rechtzeitig gefunden haben.“ Er deutete auf den Blonden und den Brünetten. „Sie haben Sie im bewusstlosen Zustand im Park gefunden und Sie hatten eine starke Unterkühlung, sowie sehr hohes Fieber. Wenn Sie noch länger dort gelegen hätten, dann wären Sie wahrscheinlich bei den Temperaturen, die im Moment draußen herrschen, sehr schnell erfroren.“ Er sah mich forschend an. „Wieso haben sie dort in der Eiseskälte gelegen?“

Ich wollte antworten, doch wieder wollte meine Stimme mir nicht gehorchen, sodass kein einziger Mucks aus meinem Mund drang. Ich war noch nicht mal in der Lage zu flüstern. Kein Pieps, nichts.

Der Arzt nahm dies zur Kenntnis und notierte etwas auf dem Klemmbrett. „Nun gut. Bitte ruhen Sie sich aus.“ Dann legte er das Klemmbrett wieder an das Bettende und verließ den Raum.

Jetzt, wo der Mann fort war, schaute ich wieder zu den beiden Jungen, die mich gerettet haben sollten. Wer sagte, dass ich gerettet werden wollte? Wer sagte, dass ich das nicht dort beabsichtigte hatte? Das ein Sinn dort hinter gesteckt hatte?

Der Brünette tippte etwas auf seinem Handy ein. „Niall, wir müssen los. Harry will unbedingt noch die Batterien heute Abend haben und die Geschäfte haben nicht mehr lange auf.“

„Geh schon mal. Ich werde hier noch ein wenig bleiben“, sagte der Blonde und nickte dem anderen zu. Dieser runzelte kurz die Stirn, schaute mich kurz an und zuckte dann mit den Achseln. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort zu sagen aus dem Raum, sodass ich wieder mit ihm alleine war.

„Du bist Mia, oder?“, fragte er und nickte zaghaft. „Ich bin Niall“, stellte er sich vor und verzog seinen Mund zu einem freundlichen Grinsen. Er kam mir sympathisch rüber, nicht so aufdringlich wie die sonstigen Kerle, mit denen ich mich herumgetrieben hatte.

Dann trat das altbekannte peinliche Schweigen ein. Keiner von uns sagte etwas, wobei ich sowieso nichts sagen konnte.

Wieso wollte der Typ eigentlich auch hier bleiben? Wieso war nicht einfach mit seinem Freund abgehauen?

Ich wollte jetzt alleine sein, ich wollte niemanden um mich haben, der sich um mich kümmerte. Ich wollte raus aus diesem Krankenhaus, in dem ich mich anscheinend befand.

Ich spürte, wie meine Atmung schwerfälliger wurde, spürte, wie sich meine Lunge langsam zusammenzog. Ich keuchte, ich holte nur noch stoßweise Luft.

„Mia?“, die erschrockene Stimme von Niall ertönte neben mir. Das regelmäßige Piepen des Gerätes wurde unregelmäßig, es piepte immer schneller, nicht mehr in einem Rhythmus.

Ich spürte sanfte Berührungen an meinen Kopf, sanfte Berührungen an meinem Arm. Ob das Niall war? Es sollten wohl beruhigende Berührungen sein, doch sie halfen bei mir nicht.

Ich bekam jetzt noch kaum noch Luft.

„Mia! Halte durch - warte, ich hole schnell eine Schwester“, hörte ich die Stimme von Niall und kurz darauf verschwanden die sanften Berührungen. 

Ich fühlte mich alleine und schwer. Alleine gelassen genauso wie damals. 

„Sie hat auf einmal keine Luft mehr bekommen und das Gerät hat unaufhörlich angefangen zu piepen“, vernahm ich wieder seine Stimme. Er war wieder da.

„Ich werde ihr nun ein Mittel zur Beruhigung spritzen“, ertönte eine mir fremde Frauenstimme.

Kurz darauf wurde etwas in meinem Arm gestochen. Wieder jagte ein kleiner Schmerz durch meinen Oberarm und die kalte Flüssigkeit verteilte sich langsam und quälend in meinem Körper.

Dann wurde ich wieder in die unendliche Tiefe der Schwärze gezogen.

Little Things (Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt