3. Kapitel: The Past
Die Tage vergingen ziemlich schnell, aber noch viel schneller brach die Nacht hier im Krankenhaus hinein, als ich noch auf der Straße gelebt hatte. Auf der Straße, eingemurmelt in vielen Decken, da es immer so verdammt kalt war, zogen sich die Tage immer ewig hin und jeden Tag war das gleiche Programm.
Doch hier im Krankenhaus war es anders. Jeden Tag kam Niall mich besuchen und ich freute mich jedes Mal total, wenn er kam. Auch habe ich auch zwei seiner Freunde kennengelernt: Louis, der schon am ersten Tag dabei gewesen war, kam öfters mal mit und scherzte über alles, was in sein Blickfeld geriet, und Liam, der ein etwas ruhigere Typ war und ich hatte ihn sofort in mein Herz geschlossen.
Ich fühlte mich hier richtig wohl und hatte sogar etwas wie einen Freund in Niall gefunden, dadurch dass er mich immer besuchen kam.
Eine Schwester hatte vor einigen Minuten das Mittagessen gebracht, welches ich nun kritisch betrachtete. Eigentlich aß ich alles, was mir zwischen die Finger kam, doch dies sah alles andere als appetitlich aus. Eine Haufen, der aus einer undefinierbaren Pampe bestand, die einen leichten gräulichen Ton angenommen hatte. Seufzend nahm ich einen Löffel voll und schob ihn mir in den Mund.
Am liebsten hätte ich das Zeug wieder ausgespuckt, denn es schmeckte einfach nur abartig, doch da klopfte es an der Tür und Niall trat wenig später ein.
„Hey“, begrüßte er mich und setzte sich grinsend auf den Stuhl neben meinem Bett. Ich nickte nur, denn ich hatte immer noch das ekelhafte Zeug in meinem Mund. Angewidert würgte ich es runter und nahm mir einen kräftigen Schluck von dem Wasser, welches ebenfalls auf dem Tablett lag, um den Geschmack loszuwerden.
„Was ist das?“ Niall beugte sich ein wenig vor und begutachtete die Pampe auf dem Teller. Dann nahm er einen Stück auf seine Finger und probierte es.
Auch er verzog das Gesicht. „Was ist das denn für ein Zeug? Wollen die ihre Patienten vergiften?“ Er sah mich einem halb mitleidgen, halb gequälten Blick an, da sich der Geschmack wohl in seinem ganzen Mund ausgebreitet hatte.
Ich zuckte lachend die Schultern. „Bestimmt, schließlich muss irgendjemand die Pampe essen.“
„Aber nicht du“, meinte er und zog mich aus meinem Bett. „Wir gehen jetzt was vernünftiges Essen.“
„Niall, du weißt genau, dass ich kein Geld habe“, sagte ich und löste mich aus seinem Griff.
„Ich gebe dir was aus“, erwiderte er und begann mir meine Schuhe zu zuwerfen. Ich fing sie auf und legte sie vor mir auf den Boden.
Entschlossen schüttelte ich den Kopf. „Niall, nein. Du hast mir in den letzten Tagen schon so viel ausgegeben. Ich möchte nicht, dass das jetzt für immer so weitergeht.“
„Das ist mir egal.“ Er sah mich trotzig an und seufzend gab ich nach. Wieso musste er auch immer so hartnäckig sein? Ich zog mir meine Schuhe an und verließ dann zusammen mit ihm das Zimmer.
Wir liefen in die kleine Cafeteria, wo er mir wieder einen Schokomuffin kaufte – ja, er wusste nun, dass ich dieses Gebäck über alles liebte und wahrscheinlich könnte man darin sogar eine Schwachstelle sehen-, um dann anschließend in den kleinen, angrenzenden Park zu gehen.
Wir setzten uns auf eine Bank und ich verzehrte genüsslich den Muffin. Ich liebte den Geschmack von Schokolade zusammen mit dem Teig, einfach nur himmlisch.
„Wann glaubst du denn, kannst du wieder das Krankenhaus verlassen?“, brach Niall nach einer Weile das Schweigen.
„Keine Ahnung“, meinte ich. „Aber allzu lange wird es wohl nicht mehr dauern, denn eigentlich bin ich ja schon wieder fit.“ Ich grinste ihn an, was er auch erwiderte.
„Stimmt und wo wohnst du dann? Wir könnten dann ja wieder was zusammen unternehmen“, schlug er vor und mein Körper verspannte sich.
Was sollte ich nun antworten? Ich wusste, dass dieser Moment irgendwann kommen musste, doch hatte ich doch immer zu sehr gehofft, dass er nicht danach fragte, wo ich wohnen würde. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen?
Ich zögerte mit meiner Antwort. „Ich ... ich wohne außerhalb der Stadt“, gab ich dann schließlich von mir und war froh, dass ich nicht ganz gelogen hatte. Es war sogar irgendwie wahr, denn ich lebte wirklich außerhalb der Stadt, nur eben nicht in einem Haus oder einer Wohnung wie jeder andere, sondern unter einer Brücke oder im weichen Gras eines Parks.
Niall schaute mich merkwürdig an. Hatte er gemerkt, dass ich nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte? Sofort machte sich ein Unbehagen in mir aus.
Doch er fragte nicht weiter, was mich ziemlich wunderte. Doch mir sollte es recht sein.
„Wir müssen langsam wieder los“, meinte Niall und erhob sich. Er hielt mir die Hand hin und zog mich ebenfalls auf die Beine.
„Schade“, erwiderte ich nur und zusammen liefen wir schweigend den Weg zurück zum Krankenhaus. Der riesige Betonklotz kam uns immer näher und bei jedem weiteren Schritt entfernte ich mich mehr von Niall. Natürlich nicht wirklich, aber es hieß, dass er dann wieder weg sein würde.
Als ich meinen Blick wieder vom grässlichen Klotz losreißen konnte und mich wieder an Niall wenden wollte, musste ich zu meiner Verwunderung feststellen, dass er nicht mehr neben mir stand.
Ich drehte mich um und entdeckte ihn, wie er hinter mir stand, eine Sonnenbrille aufsetzte und die Kapuze seines Pullis über den Kopf zog.
„Was hast du denn vor?“, fragte ich lachend „Willst du das Krankenhaus ausrauben und niemand soll dich dabei erkennen?“
Ich lachte noch mehr, doch Nialls Mund zuckte nur minimal.
Er schien mir etwas antworten zu wollen, doch meine Aufmerksamkeit war auf etwas anderes gelenkt.
Da sah ich ihn wieder. Er hatte seine bekannte schwarze Hose mit dem dunklen Shirt an. Seine schwarzen Haare waren kahl geschoren und die Hände tief in den Taschen vergraben. Er hob seinen Blick und unsere Augen trafen sich. Er war es, kein Zweifel.
Voller Panik ergriff ich Nialls Hand und rannte los. Weg von dem Kerl, weg von dem, was ich gerade gesehen hatte.
„Mia! Mia, was ist denn los?“, ich vernahm Nialls Stimme nur nebenbei und lief in die nächste Gasse, die ich sehen konnte.
Schwer atmend lehnte ich mich an die Wand und rutschte langsam zu Boden.
„Da bist du ja wieder, du freche Göre!“ Seine dunkle Stimme war voller Abscheu und doch spiegelte sie einige Interesse wieder.
Mit einem dreckigen Grinsen dränge er mich gegen die Wand und fuhr mit seinen Händen an meinen Körper entlang.
„Lass mich! Lass mich los“, schrie ich, doch da dränge er schon seinen Mund auf meinen. Angewidert biss ich ihm in die Lippe, wodurch er leicht von mir abließ.
Schmerzvoll verzog er das Gesicht und starrte mich wütend an. „Das wirst du bereuen!“
Ich merkte, wie mich jemand kräftig am Arm rüttelte und ich riss die Augen auf.
Niall hockte vor mich und sah mich besorgt an.
„Mia, was ist los?“, fragte er.
Doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte nicht mit ihm darüber reden. Ich wollte, dass niemand davon erfuhr.
Wieso musste er auch jetzt auftauchen? Wieso hier? Wieso hatte er mich gefunden?
Es war doch sowieso schon alles schwer genug, wieso musste Niall davon erfahren? Wieso musste meine Freundschaft zu Niall auf einen so schlechten Stern stehen? Wieso hatte ich keine Chance?
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Little Things (Harry Styles FF)
FanfictionMia lebte auf der Straße. Jahrelang hatte sie sich durch das Leben eines Obdachlosen geschlagen und wollte schließlich, dass dieses grässliche Leben ein Ende hat. Denn sie konnte nicht mehr. Doch konnte sie nicht ahnen, dass ausgerechnet zwei Junge...