04. Kapitel: Going Away

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4. Kapitel: Going Away

Ich wusste nicht, wie lange ich hier schon wach lag. Der Mond warf einen leichten Schimmer durch die dünnen Vorhänge in das Zimmer und tauchte alles in ein sehr blasses Licht. Viele würden es unheimlich finden, doch für mich war es wunderschön und alles andere als angsteinflößend. Ich liebte den Mond und betrachtete ihn oft in der Nacht, wenn ich nicht schlafen konnte.

Manchmal wünschte ich mir auch einmal dort oben zu sein. Weit weg von all den Problemen und dabei auf alle anderen herabschauen. Sehen, wie sich die Menschen sich abmühen und ihr eigenes Leben zur Hölle machen, aus der sie nicht fliehen können. Doch ich wäre weit über ihnen.

Alleine in der Einsamkeit zu sein und keine Personen, die dich nerven und dein Leben zerstören. Die dein bis zu einem bestimmten Zeitpunkt perfektes Leben in ein komplettes Chaos stürzen und somit alles zu nichte machen. Alles ruinieren, was in deren Händen fällt und keine Ausnahmen machen. Alles wegnehmen.

Das Ganze gäbe es nicht dort oben auf dem Mond, der allein in der Nacht mit den ruhigen Sternen funkelt.

Die Tränen flossen mir wieder über die Wagen.

Ich würde Niall nie wiedersehen. Doch es würde wohl das Beste sein, denn ich wollte meine Freundschaft zu ihm nicht weiter gefährden. Außerdem, was hatte ich mir bloß da eingebildet? Hatte ich wirklich geglaubt, dass eine Freundschaft zwischen mir und ihm klappen könnte? Zwischen uns lagen Welten – er war der anständige, junge Mann und ich war bloß ein Mädchen, das draußen unter der Brücke lebte und manchmal um das letzte Stück Nahrung kämpfte.

Nie würde das funktionieren können.

Außerdem gab es noch eine Gefahr. Mike.

Als ich ihn vorhin wiedererkannt hatte, war mir fast das Herz stehengeblieben.

Wie lange war es nun schon her, dass ich hier vor ihm auf der Flucht war? Es waren fast Ewigkeiten seit damals vergangen und trotzdem hatte er mich gefunden. Mitten in London. In einer Stadt, die riesig war.

Zu allem Überfluss hatte er auch noch das richtige Krankenhaus entdeckt, meinen derzeitigen Fluchtort enttarnt.

Ich zog mir meine Schuhe an und war mehr als dankbar, dass sie völlig lautlos auf dem Linoleumboden waren. Meine Jacke hing mir locker über die Schultern und meine dunklen Haare verdeckten das Gesicht so gut es ging.

Langsam und lautlos schritt ich über den Flur, vorbei an den einzelnen Zimmern der Patienten. Aus dem Zimmer der Schwestern drangen leise Stimmen und das Summen eines oder mehrere Computer. Ich tippte auf mehrere.

Vorsichtig öffnete ich die große Tür der Station einen Spalt, durch den ich gerade passen würde und schlüpfte schnell hindurch.

Ich lief die die Gänge hinab und die Treppen hinunter, bis ich in dem vertrauten Gang war, der nach draußen führte. Niall und ich hatten immer auf diesem Weg das Krankenhaus verlassen.

Doch war die Tür auch in der Nacht aufgeschlossen?

Mein Herz donnerte gegen meinen Brustkorb bei den Gedanken, dass meine Flucht womöglich daran scheitern könnte. An einem so simplen Denkfehler.

Trotzdem würde ich diesen Versuch wagen: Ich musste hier raus!

Vorsichtig schlich ich näher und stellte zu meinem Glück fest, dass der Nachtwärter nicht da war.

Rasch drückte ich die Tür auf und rannte aus dem Gebäude. Weg von dem Hospital.

Die kalte Nacht stach mir entgegen und ich atmete tief ein. Es tat gut, es hatte etwas Befreiendes an sich.

Doch ich hatte nicht viel Zeit. Ich musste so schnell wie möglich hier weg.

Schnell lief ich durch die Straßen und nur vereinzelt kamen mir Autos oder Personen entgegen. Die Straßenlaternen erleuchteten den Weg und ließen gleichzeitig dunkle Schatten auf dem Boden werfen und in den vielen schwarzen Ecken und Nischen lauerte nur die Gefahr.

Ich lief in die nächste Seitengasse und setzte mich auf dem Boden. Ich brauchte eine Pause.

Mein Atem ging schwer und mein Herz klopfte so wild und schnell, als würde es jeden Moment hinausspringen.

Würde er mich hier finden?

„Da bist du ja wieder, du freche Göre!“ Seine dunkle Stimme war voller Abscheu und doch spiegelte sie einige Interessen wieder.

Mit einem dreckigen Grinsen dränge er mich gegen die Wand und fuhr mit seinen Händen an meinen Körper entlang.

„Lass mich! Lass mich los!“, schrie ich, doch da presste er schon seinen Mund auf meinen. Angewidert biss ich ihm in die Lippe, wodurch er leicht von mir abließ.

Schmerzvoll verzog er das Gesicht und starrte mich wütend an. „Das wirst du bereuen!“

Er packte mich schroff an den Haaren und zog mich daran in das Nebenzimmer. Dort stieß er mich auf den Boden und ich nahm den harten Aufprall war.

Ich spürte, wie etwas warmes an meiner Stirn hinabließ, etwas, was fürchterliche Kopfschmerzen verursachte und ein schmerzhaftes Pochen.

Ich versuchte mich auf zusetzten, doch ich konnte es nicht. Meine Beine gehorchten mir nicht mehr und ließen mich vollkommen im Stich.

„Niemand wird dir helfen“, lachte er und scheuerte mir eine.

Meine Wange brannte und mir schoss nur noch ein Gedanke durch den Kopf: Ich musste hier so schnell wie möglich weg, raus aus der Hölle!

Little Things (Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt