02. Kapitel: The Muffin

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2. Kapitel: The Muffin

Ich auf und wieder erblickte ich nur die kahlen, weißen Wände des Raumes. Mit einem Blick zur Seite stellte ich fest, dass ich alleine war. Ganz alleine. Niall war fort.

Auch wenn ich ihn nicht kannte und nur wenige Sekunden gesehen hatte, hatte er etwas an sich. Eine beruhigende Art. Etwas, was ich noch nie bei einem anderen Menschen erlebt hatte.

Doch wie viele Menschen hatte ich auch schon in meinem Leben getroffen? Eben, nicht viele. Ich war ein Einzelgänger, hatte mein ganzes Leben auf meinen eigenen Beinen gestanden und nie fremde Hilfe bekommen. Ich war schon immer alleine gewesen.

Die einzigen Typen, die ich kannte, waren die, mit denen ich zusammen im Park oder unter den Brücken geschlafen habe. Die immer bei schweren Zeiten den nötigen Stoff angeschafft hatten und immer auf der Fluch vor den Bullen waren.

Und auch wenn ich sehr lange mit diesen Personen unterwegs war, waren es nicht meine Freunde. Ich kannte sie noch nicht mal, höchstens einen Namen, der mir ab und zu untergekommen war. Sie waren viel mehr Bekannte für mich, manchmal sogar Fremde.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es sachte an der Tür klopfte. Neugierig schaute ich auf und entdeckte einen blonden Kopf, der sich durch die Tür steckte.

„Hey, du bist ja wieder wach“, sagte Niall und betrat ganz das Zimmer.

Wieso kam er mich eigentlich besuchen? Ich meine, er kannte mich doch noch nicht mal und jeder andere würde auch keinen wildfremden Mensch so oft besuchen.

„Du warst ganze drei Tage weg“, meinte er und zog sich einen Stuhl heran, um sich neben das Bett zu setzten.

Ich stutze. Drei Tage soll ich weg gewesen sein? Es hat sich mal eben wie ein normaler Schlaf angefühlt.

„Drei Tage?“, wiederholte ich seine Aussage und war froh darüber, dass ich wieder sprechen konnte, auch wenn mein Hal noch ein wenig schmerzte. Dumme Halsschmerzen!

Er nickte und ich schaute mir sein Profil genau an. Er hatte blonde Haare mit braunen, leichten Strähnen und blauen Augen. Und wieder musste ich feststellen, dass seine Gegenwart etwas wie Beruhigung ausstrahlte, etwas wie … ja, ich kannte das Gefühl nicht. War das sowas wie Sorge?

„Wieso bist du hier?“, fragte ich meine im Kopf herumschwirrende Frage.

Er sah mich erst verwirrt an, doch dann lächelte er. „Wir, also Louis und ich, haben dich damals im Park gefunden und nun ja, auch gerettet. Wieso sollte ich mich dann nicht danach erkundigen, ob es dir wieder besser geht?“

Ah, der Brünette hieß also Louis.

„Um mich hat sich noch nie jemand gesorgt. Es hat mich auch noch nie jemand besucht“, meinte ich und schweifte kurz zurück an meine letzten Gedanken, die ich gehabt hatte, bevor er das Zimmer betreten hatte. Oh nein, um mich hatte sich noch nie jemand gekümmert!

„Auch nicht deine Eltern?“ Ich schüttelte den Kopf, was er nur mit einem „Oh“ quittierte.

„Wieso lagst du eigentlich dort im Park. Ich meine, es war doch arschkalt und geregt hatte es auch.“ Er sah mich fragend an.

Ich seufzte. Sollte ich es ihm erzählen? Denn dann müsste ich ihn alles erzählen und damit meinte ich wirklich alles. Aber dafür kannte ich ihn zu wenig oder eigentlich gar nicht, auch wenn er so eine vertraute Ausstrahlung hatte, konnte ich ihn nicht vertrauen. Noch nicht.

Andererseits hatte er eigentlich ein Anrecht darauf es zu erfahren, schließlich hatte er mich aus meinem Dilemma gerettet, auch wenn das eigentlich nicht das Ziel der ganzen Sache gewesen sein sollte.

„Mia?“ Er sah mich von der Seite er besorgt an und erwartete noch eine Antwort. Ich seufzte.

„Niall?“, ich wartete, ob es wirklich sein Name war und er nickte als Bestätigung. „Es tut mir leid, aber ich kann es dir nicht sagen. Ich … es ist so…“ Ich suchte nach den passenden Wörtern, die meine jetzige Situation beschrieb, doch ich fand sie nicht.

Doch zu meinem Erstaunen winkte er ab. „Schon gut. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann brauchst du es nicht“, sagte er und lächelte mich an.

„Ich will es dir schon sagen, nur…“, ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich kann es noch nicht.“

„Du kannst es mir einfach sagen, wenn du meinst, dass du bereit dazu bist“, schlug er vor und ich nickte.

Als ob ich ihn dann noch kennen würde. Ich würde nie dazu bereit sein, dass wusste ich. Und wenn ich überhaupt jemals darüber sprechen würde, dann läge ich bestimmt wieder unter irgendeiner Brücke, weit weg von ihm.

„Hast du Hunger?“, fragte mich Niall und ich schaute überrascht auf. Ich hatte schon lange nichts mehr gegessen und das machte sich auch langsam in meinem Magen bemerkbar.

„Ich habe kein Geld“, meinte ich und setzte mich aufrecht im Bett hin.

„Keine Sorge, ich gebe dir was aus“, meinte er und grinste mich wieder an.

„Okay“, sagte ich, auch wenn es mir nicht besonders passte, dass er Geld für mich ausgab.

Vorsichtig schwang ich die Beine über das Bettende und stand auf. Meine Beine waren noch total wackelig und ich musste mich festhalten, damit ich nicht jeden Moment umkippte.

„Warte, ich helfe dir“, meinte Niall und legte einen Arm um meine Hüfte, sodass er einen Teil meines Gewichtes stützte.

„Danke“, erwiderte ich und langsam gingen wir die Gänge hinunter in die Cafeteria. Dort setzte er mich auf einem Stuhl ab und sah mich fragend an. „Was willst du haben?“

Ich zuckte mit den Achseln. „Ist mir egal.“

„Okay“, antwortete er und verschwand dann in Richtung der Essensausgabe. Wenig später bahnte er sich seinen Weg mit zwei Tellern zurück zu unserem Tisch.

„Hier“, er stellte mir einen Teller auf den Tisch. „Ich hoffe, du magst Schokoladenmuffin?“

Ich sah ihn mit großen Augen an. Das, was ich hier vor mir hatte, hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Eigentlich viel auch schon sowas unter Luxus, denn ich konnte mir sowas nie leisten.

„Ich liebe Schokolade“, erwiderte ich lächelnd und knabberte ein Stückchen ab. Er schmeckte köstlich und am liebsten hätte ich ihn für immer aufbewahrt. So lecker war er.

Schweigend verputze ich mein heißgeliebten Muffin, während Niall ein Stücken Kuchen aß. Keine Ahnung was das für ein Kuchen war, denn in der Richtung kannte ich mich überhaupt nicht aus. Auch hatte ich schon sehr lange nicht mehr ein Stück Kuchen gegessen.

Schließlich brachte er mich wieder auf mein Zimmer und setzte mich vorsichtig am Bett ab.

„Danke“, sagte ich und meinte nicht nur seine Hilfe. Nein, auch den Muffin und seine Anwesenheit, denn die tat mir besonders gut.

„Nichts zu danken“, meinte er grinsend und wandte sich zum Gehen. Kurz bevor er aus der Tür verschwand rief ich seinen Namen: „Niall?“

„Ja?“, er steckte seinen Kopf wieder in das Zimmer. Ich musste grinsen, denn es sah komisch aus, wie er dort nur zur Hälfte in meinem Raum stand.

„Kommst du morgen wieder?“

Er grinste mich an. „Klar, komme ich morgen wieder.“ Er zwinkerte mir zu und verschwand dann entgültig.

Little Things (Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt