Kapitel 05: Flickwerk

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gewidmet @heyguys77



Ich öffnete meine Augen und war froh, aus diesem Albtraum entkommen und wieder in meinem schäbigen aber ruhigen Apartment zu sein - für etwa 10 Sekunden.

Dann sah ich die Schläuche.

Einer dieser Schläuche führte direkt zu einem Verband.

Der Verband... Meine Güte, wo war ich da nur reingeraten?

Pünktlich auf die Sekunde begann irgendjemand, Nägel quer durch meinen Kopf, meine Schultern, ja durch jeden Zentimeter Gewebe, aus dem ich bestand, zu treiben.

„Die Schmerzen dürften ziemlich heftig sein, aber leider war es mir aufgrund der ganzen Chemikalien, die in ihrem Blutkreislauf herumlungern, nicht möglich, ihnen ein Schmerzmittel zu verabreichen, das Sie nicht sofort umgebracht hätte. Schließlich soll ich Sie ja am Leben erhalten."

„Wer...?"

„Wer ich bin? Doktor Thaddäus Klein, aber Sie dürfen ruhig „Doktor Klein" zu mir sagen."

Eine kleine gnomenhafte Gestalt war vor mir aus dem Nebel erschienen. Sie trug einen weißen Kittel und eine runde Nickelbrille, mehr konnte ich nicht erkennen.

„Wo...?"

„In Sicherheit, das können Sie mir glauben! Sie können froh sein, dass Sie so früh das Bewusstsein verloren haben. Wenn Boris noch ein wenig länger mit Ihnen gespielt hätte, wären Sie womöglich gar nicht mehr aufgewacht."

Boris? Das war dann wohl der nette gesellige Typ von vorhin, der mir mein Outfit vollends ruiniert hatte. Ich wollte mich umsehen, erfahren wo ich mich befand, aber plötzlich stieg eine unheimliche Übelkeit in mir auf und ich musste mich mehrmals heftig übergeben, bevor der Raum um mich herum aufhörte sich zu drehen.

„Na also. Je schneller Sie das ganze Zeug wieder raus haben, desto schneller kann ich etwas für Sie tun."

"Wie lange...?"

"Sie liegen hier seit etwa 14 Stunden."

„Was...?"

„Was Ihnen fehlt? Nun ja, allgemein würde ich sagen, dass Sie derzeit nicht unbedingt gesellschaftsfähig sind, wenn Sie verstehen, was ich meine..."

Er lachte das nasale quäkende Lachen, welches gnomenhafte Nickelbrillenträger so unheimlich attraktiv macht.

„Das heißt...?"

„Ein gebrochenes Nasenbein, ein paar geprellte Rippen, einige Schnittverletzungen, 2 oder 3 böse Platzwunden und außerdem habe ich einige Aluminiumsplitter aus Ihrem Rücken, Ihren Armen und Beinen entfernt ... Wollen Sie die Röntgenaufnahmen sehen? Sind wirklich schön geworden!"

„Kann... ich einen.... Abzug haben? Mit Rahmen... macht er sich be...stimmt gut als Deko."

Doc Klein lachte wieder. Wenigstens EINER in diesem ganzen Horror-Szenario war gut gelaunt.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Sie sollten sich jetzt ausruhen und versuchen, etwas zu schlafen. Ich sehe dann später wieder nach Ihnen."

Er verschwand aus meinem Sichtfeld. Irgendwo in der Nähe wurde eine Tür behutsam geschlossen. Hier lag ich also nun, wusste weder, wo ich war, noch warum, meine Arme und Beine waren auf dem Krankenbett, auf dem ich offensichtlich lag, gesichert und es war niemand mehr da, der meine Schmerzen lindern wollte. Alles in allem eine eher schlechte Ausgangslage - aber nicht schlecht genug, um aufzugeben.

Jimmy is Dead - ein Noire-KrimiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt