Prolog

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"Käpt'n, sie ist direkt vor uns", sagte ein kleinwüchsiger Mann und sah sich um, als wüsste er nicht aus welcher Richtung er seine Antwort erwarten sollte. Unruhig lief der fein gekleidete Zwerg auf den morschen und nassen Brettern der alten "einsamen Witwe" umher. Er fühlte sich unsicher auf dem Schiff. Vor allem jetzt wo der Käpt'n sich nicht meldete und die gesamte Crew ihn mit scharfen Blicken dabei beobachtete, wie er andauernd auf und ab ging. Der marode Kutter war umhüllt in einen feuchten Nebel und ein kühler Wind fegte übers Deck. Schweiß bildete sich am blonden Haaransatz des Zwerges und tropfte ihm ins Gesicht.

Das jüngste und zierlichste Mitglied der Crew, hörte auf das Deck zu schrubben und ging herüber zum Zwerg. Der Name des Jungen war Percy. Er war der Enkel des Käpt'ns. "Er lässt sich immer Zeit wisst Ihr.", sagte der junge Bursche und lehnte sich dabei grinsend gegen den Mast. Noch bevor der Zwerg antworten konnte, schlug die Tür zur Kajüte des Käpt'ns mit einem lauten Knall auf. Die Gespräche an Deck verstummten und alle sahen hinein in den dunklen Raum. "Bist du dir auch sicher, dass es die richtige Insel ist?", schallte es aus der Dunkelheit. Die tiefe und raue Stimme des Käpt'ns ließ den Zwerg erzittern, doch er zwang sich zu antworten: "Ja sie ist es sicher.", antwortete er mit einem Beben in der Stimme. Als die Wolken den hell scheinenden Mond entblößten, zeigte sich auch die Gestalt des angst einflößenden Mannes. Sein knochiges Gesicht war zur Hälfte von einem runden abgeranzten Lederhut, den er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, bedeckt. Ein langer Mantel hing ihm auf den Schultern und entblößte darunter ein von Rost befallenes Schwert. Er trat hinaus und blickte mit ernster Miene herunter auf das Ufer der Küste, die direkt vor Ihnen lag. Der dunkle Nebel ließ den Käpt'n kaum etwas erkennen. Ungewissheit breitete sich in ihm aus. Kaan, sein erster Offizier der ihm für gewöhnlich sehr nahe stand, blickte ihn hoffnungsvoll an und lächelte. Dabei entblößte er seine schiefen und ungepflegten Zähne. "Wir warten auf euren Befehl Käpt'n.", sagte er schließlich. Kaans gute Laune rührte den Käpt'n nicht und so nickte er seinem alten Freund nur zu. Zufrieden drehte sich der Offizier weg und rieb sich seine kalten Hände. "Worauf wartet ihr noch", brüllte er: " Beiboot zu Wasser ihr dreckigen Hurensöhne!" "Aye", schrie die Crew wie im Chor und setzte sich in Bewegung.

Wenige Minuten später saßen alle außer dem Zwerg bereits im Boot. An der Spitze der Käpt'n, dahinter Percy und Steuermann Flynn, der genüsslich und grinsend seine Pfeife paffte und dahinter der Rest der Crew. Während das Flattern der Segel der einsamen Witwe immer leiser wurde, horchten alle wie die Wellen an den großen Felsen im Wasser zerspritzen. Leise Ruderten sie voran bis das Boot langsam und knirschend auf dem steinigen Grund aufsetzte. "Raus Männer!", brüllte der Käpt'n und stieg als Erster aus dem Boot. Das eisige Wasser umschloss seine Füße und ein Schauer lief ihm dabei über der Rücken. Die Männer sprangen nacheinander aus dem Boot und hauchten schockiert bei der Berührung mit dem eisigen Wasser. Als die Männer nach und nach am Käpt'n vorbei rannten kniff er seine Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen. Weit und breit sah er nur Steine. Eine lange Felswand befand sich direkt vor ihnen, doch sie verschwand in beiden Richtungen im Nebel. "Das muss sie sein.", murmelte der Käpt'n leise vor sich hin.

Barabas der Koch war der letzte der aus dem Boot stieg. Er stöhnte laut auf, als er sich erhob. "Naa kriegst du dein Fett wieder nicht in Bewegung?", fragte Flynn spöttisch. Der dicke trampelte durchs Wasser und warf den Männern einen alten riesigen Sack vor die Füße. Seine kahle Stirn legte er in Falten und sah Flynn mit seinen kleinen Augen an. "Das nächste Mal schleppst du dein Zeug selbst!", knurrte er durch seinen vollen Bart hindurch und schlug Flynn die Pfeife aus dem Mund. Sie landete im Wasser und es zischte kurz auf. "Bist du nun zufrieden?", fragte Flynn wütend. "Ruhe jetzt!", sagte der Käpt'n. Beide verstummten sofort und blickten ihn trostlos an. Der Käpt'n fuhr fort: "Wir sind am richtigen Ort. Hinter dieser Felswand findet ihr etwas Unvergleichliches. Schnappt euch also diese Spitzhacken und grabt was das Zeug hält, denn ich sage euch, das neue Leben beginnt jetzt!

"Aye!", schrie die Crew und stürzte sich auf den Sack mit den Spitzhacken. Percy war der letzte der sich eine aus dem Sack nahm. Bevor der junge Bursche losrennen konnte, packte der Käpt'n sein dreckiges Hemd und zog ihn zu sich. "Was soll das?", fragte der junge überrascht und empört zugleich. Schweißgebadet und mit bebender Stimme antwortete der Käpt'n: "Keine Fragen! Steig sofort ins Boot und warte auf mich!" Percy wandte sich wütend ab. Dennoch gehorchte er ihm.

In der Zwischenzeit war die Crew bereits dabei die Felswand auseinander zu nehmen. Ohne Pause schlugen die eisernen Spitzhacken ins harte Gestein, bis plötzlich die Felswand mit einem lauten Gepolter in sich zusammenfiel. Der Käpt'n der seine Crew bereits nicht mehr erkennen konnte vernahm einzelne Freudenschreie, die durch den Nebel zu ihm drangen. Plötzlich verstummten die Stimmen der Männer. Eine furchterregende Stille legte sich über die steinige Küste. Der eiskalte Wind blies dem Käpt'n seinen Hut vom Kopf. Mit zusammengekniffenen Augen und kalten Schweiß im Gesicht versuchte er vergeblich, durch den Nebel hindurch zu blicken.

"Rennt!", schallte es plötzlich an der Küste. Percy zuckte im Boot zusammen als er sah, wie der schreiende Kaan als erster durch den Nebel zurück rannte. Der Käpt'n setzte sich zu ihm ins Boot. "Los Kaan lauf!", schrien die beiden. Mit den restlichen Männern im Nacken rannte der Offizier über die Steine. Erst jetzt konnte man erkennen, dass seine Kleidung voller Blut war. "Wartet auf uns!", erklangen die ängstlichen Schreie des Steuermanns, der direkt hinter Kaan lief. Schrille Schreie übertönten plötzlich jegliches Geräusch und ein widerwärtiger Gestank breitete sich auf der Küste aus. Aus dem Nebel traten dunkle Gestalten. Bei jedem Schritt klirrten ihre Knochen.

"Was ist das!?", entfuhr es Percy als er die grauenvollen Gestalten sah."Fang an zu Rudern!", sagte der Käpt'n. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, sah er herüber zu seiner Crew die bereits am Ufer stand. Kaan und Barabas sprangen als erstes ins Wasser. Flynn und die 3 restlichen Männer, Eric, Bard und Jack zögerten jedoch. "Kommt schon schwimmt um euer leben!", brüllte Barabas der sich keuchend durch das eiskalte Wasser kämpfte. In diesem Moment war es bereits zu spät. Die schreienden Kreaturen erreichten Bard und stürzten ihn zu Boden. "Hilfe!, so helft mir doch" winselte Bard. Doch die anderen 3 Männer rannten davon. Jack war der einzige der noch ins Wasser sprang.

Begraben unter den knochigen und verfaulten Wesen schrie Bard um sein Leben. Es knackte einige male und die gesamte Crew im Boot zuckte beim Anblick des Geschehens zusammen. Die Kreaturen brachen ihm die Knochen und vergruben ihre Zähne in seinen Körper. Blut sickerte auf die dunklen Steine und Bards Schreie verstummten.

Kaan und Barabas saßen zitternd im Boot und sahen ans Ufer, das bereits voller skelettartiger verwester Kreaturen war. Flynn und Eric hatten keine Chance. Im hellen Mondschein sahen die Männer zu, wie ihre vertrauten Verbündeten unter lautem Geschrei in den Tod gingen.

"Sofort zurück zum Schiff.", sagte der Käpt'n trocken. "Aber, Was ist mit Jack?", fragte Kaan erschrocken. "Wir haben keine Chance, wenn wir auf ihn warten. Er würde uns alle mit in den Tod reißen."

"Ihr Bastarde wartet auf mich!", winselte Jack der sah, wie sich das Boot langsam von ihm entfernte. "Ich hasse eu...!"Die Kreaturen erreichten ihn mitten im Satz und drückten ihn unter die Wasseroberfläche. Jack versuchte sich zu wehren, doch sie hielten ihn mit eisernem Griff fest, solange bis seine ruckartigen Bewegungen aufhörten und das Plätschern verstummte. Einige auf dem Boot blickten weg. Der Käpt'n und Kaan sahen jedoch zu, wie die Kreaturen sich über ihn hermachten. Kalte Tränen liefen Percy übers Gesicht, dennoch ruderte er so lange weiter, bis sie die einsame Witwe erreichten.

Keiner sagte etwas. Der Zwerg blickte fassungslos in die verstörten Gesichter, die an Deck kamen. "Wo sind die anderen?", fragte er mit zitternder Stimme. Der kleine Mann wartete vergeblich auf eine Antwort. Er sah hinauf in den hellen Sternenhimmel, als der knarrende Kahn langsam die steinige Küste hinter sich ließ.

"War over Blood" A story forged with powerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt