Kapitel 13 : "Eine königliche Ansprache"

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Noch 15 Tage bis zur Krönung

Stille. Ein wilder Wind zog über das versammelte Volk, welches sehnsüchtig auf das Erscheinen des jungen Regenten wartete. Hunderte Männer und Frauen verschiedenen Standes tummelten sich um die Königssäulen, vor dem Eingang zum Königsberg und blickten auf das verschlossene Eisentor, welches von zwei dutzend Männern bewacht wurde. Mit einem Lauten knarren ging das Tor schließlich langsam auf.

Manni der Wilde trat heraus. In einer feinen leichten Rüstung, die er nun als neuer Anführer der Königswache trug, trat er mit einem stolzen Schritt vor. Einige andere traten ebenfalls heraus. Die Vertreter des Hauses Mort, die bereits auf Geheiß des Königs anwesend waren, folgten Manni und hoben ihr wehendes Banner in die Luft. Auf dem Banner war ein rotes blutendes Herz, welches von einer Klinge durchstoßen wurde.
Als letztes trat Tristan hinaus. Mit seinem verzierten Schwert am Gürtel und der feinsten Kleidung, trat er auf das zuvor aufgebaute Podest.

Erwartungsvoll blickten die Menschen zu ihrem Lord auf, als dieser seine Arme hob und anfing zu sprechen. "Heute sind wir hier um ein Ende zu betrauern und einen Anfang zu feiern", sagte er laut, sodass ihn der großteil der Menge verstehen konnte.
"Wo ist unser König?", ertönten einige vereinzelte und aufgebrachte Schreie von ahnungslosen Bauern. Sie verstummten jedoch wieder als die Wachen mit ihren Speeren und Schilden vortraten.

"Wie die meisten bereits wissen ist mein Vater, der König tot", sagte Tristan lautstark. Bei diesen Worten veränderten sich die Mienen der Männer und Frauen. Trauernde Menschen blickten in das Gesicht des jungen Lords. "Er wurde ermordet von drei rothäutigen Frauen aus dem wilden Tale", sagte er mit einem vorgespielten wütendem Ton.

Die Menge brüllte wild durcheinander. Einige fluchten. Manni lief schnell die hölzerne Treppe hoch und grinste seinen Herrn an. Er ging zu ihm herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Nachdem Tristan sich Mannis Worte angehört hatte, machte er einige Schritte auf dem Podest und wartete darauf, dass die Menge sich beruhigte. Schließlich fuhr er mit einem Grinsen fort : "Auch wenn der Tot unseres Königs einen großen Verlust für das Reich darstellt, so verspreche ich euch, Rache an den Mörderinnen des Königs ausüben zu können. Drei Tage vor meiner Krönung und der Hinrichtung dieser Frauen werden sie sich auf dem Platz des toten Richters an eurer Gesellschaft erfreuen!", brüllte er. "Lasst uns den Tod des Königs nicht als Entzweihung und Schwächung des Königreiches deuten, sondern ehren wir ihn, indem wir ein Reich gründen, wie es seit Jahrhunderten nicht mehr bestand! Zeigen wir allen, was mit Völkern und Menschen passiert, die sich gegen die Krone stellen!"

Die Menge jubelte und klatschte zugleich als Tristan mit erhobenen Armen seinen letzten Satz aussprach. "König Tristan! König Tristan!", brüllte die Menge im Chor und sah auf zum jungen Lord, der schweißgebadet und mit einem schelmischen Grinsen über die Menschenmasse blickte.

Tristan wartete und signalisierte dem Volk erneut still zu sein. "Die wilden Frauen waren schon immer eine Gefahr, für jeden Mann", sagte Tristan lachend und die Männer in der Menge stimmten mit ein. "Ich bitte nun jeden jungen Mann, der sich dazu in der Lage fühlt, eine Waffe zu schwingen, der Armee Emperors nach meiner Krönung beizutreten! Zeigen wir diesen männerhassenden Weibsbildern, wer wirklich die Macht hat über Leben und Tod zu entscheiden!", schrie er als letztes und lief unter erneutem Gejubel, wieder in den Königsberg hinein.

Als die Menge schließlich dabei war, den großen Platz zu räumen und sich wieder an die Arbeit machte, blieb Manni stehen und lauschte dem vorbeiziehendem Wind. Er wartete bis es dunkel wurde und kein Mensch mehr auf dem Platz zu finden war. Nachdem er sich umgesehen hatte und niemanden entdecken konnte, lief er leise zu den großen Königssäulen, die in der Mitte der großen Fläche standen. In diese Säulen wurden seit zwei Jahrhunderten die Gesichter aller Könige aus dem Hause Tellur eingemeißelt. Der Wilde lief um sie herum und blieb vor der letzten stehen. Das steinernde Gesicht eines alten Mannes blickte ihm entgegen. Es war das Gesicht des ehemaligen Königs und somit auch Tristans Vater.
Manni legte seine Hand auf das große eingemeißelte Gesicht und sah in die steinernden Augen. Noch bevor er sich umdrehte und ging, flüsterte er : "Bald komme ich Euch holen"

"War over Blood" A story forged with powerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt