Kapitel 21 : "Unwissenheit ist ein Segen"

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Noch 13 Tage bis zur Krönung

Der Atem, der Elio wohlgesonnenen Bestie, holte ihn aus dem Schlaf. Ein erneutes Mal hatte Daemon ihn in dem dunklen Raum zurückgelassen, ohne ein Wort über Kiras Aufenthalt zu verlieren. "Morgen", murmelte er leise und lachte, weil er wusste, dass das Tier ihn nicht verstehen konnte. Friedlich blickte es auf ihn herunter und sah ihn mit einem warmen Blick an. Dieser rieb sich die Augen und drehte sich einmal in seinem Bett. Ein tiefes grummeln, kam aus der Kehle des vierbeinigen wolfsähnlichen Wesens, als es sich über den verschlafenen Elio beugte. Obwohl das Tier so gewaltig und tödlich aussah, strahlte es in seiner Nähe eine unglaubliche Freude und Sympathie aus.

Elio verspürte ein drückendes Hungergefühl und fasste sich krampfhaft an seinen Bauch. Langsam setze er sich auf und sah auf zu der schwarzen Bestie, die sich grummelnd aufsetzte und ihn mit großen Augen ansah. Vorsichtig streckte Elio seine Hand aus und näherte sich dem gewaltigen Kopf des Tieres. Erschrocken und erstaunt zugleich atmete er auf als er spürte, dass das Tier sich seiner Hand näherte und ihn gewähren ließ. "Wunderschön...", flüsterte er als er endlich durch das weiche schwarze Fell der sitzenden Kreatur fuhr. Zufrieden ließ das Tier seine spitzen Ohren zurückfallen. Um in der Dunkelheit die erdrückende Stille nicht ertragen zu müssen, sprach er zu dem Wesen, das ihn still mit seinen roten Augen ansah. "Komm mit!", flüsterte Elio dem Vierbeiner zu, doch dieser drehte seinen Kopf nur leicht zur Seite und schnaufte kurz. Etwas verunsichert, ließ er das sitzende Tier hinter sich und lief barfuß über die kalten Steine. Schritt für Schritt folgte er der feuchten Mauer und stellte zufrieden fest, dass die schweren Pfoten des Wesens ihn nun doch verfolgten. "Endlich", sagte Elio als er schließlich das warme Licht einer Fackel erblickte. Unaufhaltsam schritt er auf sie zu und hörte, wie die schweren Schritte hinter ihm auch schneller wurden. Ein lautes Knurren der Bestie hinter ihm ließ ihn Schaudern. Bevor er den Schein der Fackel erreichen konnte, stieß er mit seinem Fuß gegen etwas hartes und fiel zu Boden, begleitet von einem schmerzhaften Jaulen. Erschrocken drehte er sich um und sah gerade so die Umrisse des Wesens über das er gestolpert war. Im knappen Licht der Fackel funkelten die Augen, des Tieres bösartig, als es sich vom Boden erhob und sich über den schockierten und am Boden liegenden Elio beugte. Keuchend blickte er hoch und stützte sich an den kalten Steinen ab. Das Wesen war ungefähr so groß wie er selbst und es war schuppig. Die Schuppen glänzten und als das Tier seinen Kopf über Elios Gesicht hielt und knurrte erblickte er dutzende stachelartige Fangzähne, die aus dem geöffneten Maul des Wesens ragten. Mit geöffnetem Maul, das Elio allein durch den Gestank schon würgen ließ, schnüffelte es interessiert an ihm. Plötzlich zuckte das Wesen zusammen. Langsam kroch es von Elio herunter und jaulte. Es lief rückwärts gegen die Wand und zappelte wild hin und her. Auch der schwarze Begleiter von Elio zog den Schwanz ein und ließ seine Ohren fallen. Hinter Elio knisterte es laut und der ganze Raum erhellte sich, als aufeinanderfolgende und verbundene Fackeln anfingen zu brennen. Elio hielt sich die Hand vor die Augen und kniff diese zusammen, als der helle Schein ihn blendete. "Ganz ruhig mein Freund", sagte Daemon, der wie gewohnt in seinem roten Mantel hinter ihm stand und in der Hand eine Pfeife aus Knochen hielt. Während sich das Feuer noch immer über die Fackeln ausbreitete, konnte Elio sehen, dass die beiden Tiere sich still auf den Boden legten und ihren Blick senkten.

"Komm steh auf!", sagte Daemon und reichte ihm seine Hand. Seine langen blonden Haare versteckte er unter einer Kapuze und wirkte somit noch geheimnisvoller als sonst. Schließlich konnte Elio seinen Blick von dem beschuppten Wesen abwenden und griff nach Daemons Hand. Zitternd stelle er sich neben den Mann und beobachtete, wie er die Knochenpfeife wieder in den Mund nahm. Er pustete kräftig hinein, doch Elio vernahm keinen einzigen Ton. Die Wesen jedoch zuckten erneut zusammen und rannten in die entgegengesetzte Richtung als würden sie versuchen vor etwas davonzulaufen. Verwirrt sah Elio ihn an: "Wie kann das..." "Sag nichts!", unterbrach Daemon ihn scharf und legte seinen Arm auf Elios entblößte Schulter. "Ich erkläre dir alles beim Essen"

Verunsichert setzte Elio einen Schritt vor den Anderen und blickte sich gespannt um. Der Raum war leer und hatte keine Fenster. Es war kühl und kleine Wassertropfen rollten die Steinwände hinab. Hier und da hörte man, wie kleine Tropfen von der Decke fielen und auf den nassen Steinen zerliefen. "Wir sind gleich da", sagte Daemon lächelnd als er um die Ecke lief und mit seinem Finger, der durch Ringe verziert war, auf einen Tisch am Ende des langen Raumes wies. Elio nickte nur und lächelte bei dem Gedanken an etwas warmes zu Essen. Er beschleunigte seine Schritte und ließ Daemon somit auch nicht mehr die Möglichkeit ihn an den Schultern festzuhalten.
Der Tisch war klein und stand direkt vor einer großen Holztür, die durch Eisenstäbe verstärkt war und keinen Griff hatte. Ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, setze er sich an den Tisch und beobachtete gierig das prächtige geräucherte Stück Fleisch, das auf dem Teller vor ihm lag. "Du hast sicher riesen Hunger. Fang ruhig schon an", sagte Daemon freundlich und lächelte auf Elio hinab, als dieser sich setzte und über das Fleich hermachte.

Die langen blonden Haare hatte Daemon heute zu einem Zopf zusammengebunden. Er zog seinen Mantel aus und lange Narben kamen dort zum Vorschein. Auch frische Verletzungen verzierten seine Unterarme und dicke blutige Kratzer überzogen seine Haut. Schockiert sah Elio zu Daemon auf und betrachtete seine Verletzungen. Fast wäre ihm das Fleisch im Hals stecken geblieben, als er sah, dass keine Stelle seines Körpers, die er im Moment sah, narbenfrei war. Ohne auf den schockierten und fragenden Blick von Elio einzugehen, setzte er sich ebenfalls hin und griff nach dem Fleisch, nachdem er seinen gefüllten Mantel über den Stuhl hing. Das Messer ließ er an der Seite liegen und biss genüsslich ins zarte Fleisch. Mit Wasser spülte er es herunter und ließ dabei keine Sekunde lang Elio aus den Augen, der vorsichtig und langsam dabei war das Fleisch zu schneiden und zu essen.

Plötzlich knallte etwas von der anderen Seite gegen die Tür. Es schepperte laut und kreischende Geräusche von einigen wilden Bestien ertönten. Der Tisch wackelte und Elio blickte star auf die Tür, die immer wieder unter lautem Gekreische eines Wesens, das er nicht zuordnen konnte, bebte und wackelte. Erschrocken ließ er sein Fleisch auf den Teller fallen und sah in die kalten Augen des blonden Mannes. Dieser lächelte nur und tat so als würde er nichts bemerken. Kurz darauf öffnete er nur seinen Mund: "Iss mein Freund, iss!"

"War over Blood" A story forged with powerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt