5.

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Eine schwere Stille herrschte in meinem Zimmer und ich hatte das Gefühl, von dieser erdrückt zu werden.
Es kam mir vor, als würde ich schon Stunden in meinem Bett liegen und einfach nur stumm an die Decke starren, doch draußen erstrahlte der Himmel noch immer in den verschiedenen Rottönen des Sonnenuntergangs.
Obito und ich hatten noch lange trainiert, bevor wir schließlich todmüde nach Hause gegangen waren.
Sofort war ich auf mein Zimmer gegangen und hatte mich hingelegt, doch schlafen konnte ich aus irgendeinem Grund nicht.
Genervt stieß ich einen lauten Seufzer aus, schlug meine Decke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett.
Schnell ging ich zu meinem Schrank und zog ein Top und eine kurze Hose an.
Dann öffnete ich leise mein Fenster und kletterte auf den Sims.
Mein schwarzes Haar wurde von einer Brise durcheinander gewirbelt und leuchtete im orangenen Licht.
Mit einem Satz sprang ich hinunter auf die menschenleere Straße und lief ziellos durch das Dorf.
Um diese Zeit waren kaum noch Menschen in Konoha unterwegs, nur noch aus einigen Bars drangen Stimmen und leises Gelächter nach draußen.
Ich verschränkte meine Arme hinterm Kopf und blickte in den Himmel.
Die Sonne ging so schnell unter, dass nach kurzer Zeit nur noch das Licht des weißen Halbmondes hinunter schien.
Plötzlich lief ich in jemand rein, der um einiges größer war als ich und taumelte einen Schritt zurück.
"Oh, tut mir Leid", murmelt ich und wollte weitergehen, als derjenige mich an der Schulter festhielt.
"Tsuki?"
Bei dem Klang dieser Stimme wirbelte ich mit großen Augen herum.
"Jiraiya!", rief ich freudig, als ich in sein Gesicht blickte.
Er lachte.
"Du bist es also wirklich! Freut mich, dich wiederzusehen", grinste er.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn fest.
Er drückte mich an sich und wuschelte mir durch die Haare.
Als wir uns wieder lösten, beugte er sich zu mir runter.
"Du bist ja wirklich so winzig, wie Sarutobi gesagt hat", kicherte er und ich kniff die Augen zusammen.
"Das ist nicht witzig!"
"Oh doch, das ist es sehr wohl! Tsunade wird begeistert sein, wenn sie das sieht!"
"Ist sie auch schon wieder da?", fragte ich neugierig.
"Ja, wir sind heute zusammen gekommen und wollten hier in der Nähe was trinken. Ich war grade auf dem Weg", erklärte er.
"Dann lass uns doch zu ihr gehen", schlug ich begeistert vor.
Der Gedanke, Tsunade zu sehen, ließ mich breit lächeln.
"Gut. Wir müssen hier lang."
Er deutete nach rechts, wo es auf eine etwas belebtere Straße ging.
Nach kurzer Zeit, in der er mir von seiner Mission erzählte, kamen wir an einer kleinen Bar an, die ich zögernd betrat.
Jiraiya marschierte durch die Tische bis zu einem weiter hinten, doch ich blieb verunsichert im Eingang stehen.
Die meisten Leute -hauptsächlich Männer- starrten mich an, als ich nervös an ihnen vorbeiging.
Natürlich, schließlich sollten Kinder nicht in solchen Läden sein...
"Da ist sie ja! He! Komm schon, Tsuki!", rief einen weibliche Stimme und Tsunade winkte energisch.
Als ich bei ihr und Jiraiya angekommen war, sah ich, dass ihre Wangen leicht gerötet waren und auf dem Tisch standen schon einige leere Flaschen.
Ich setzte mich auf den freien Stuhl neben ihr.
"Lange nicht gesehen, Tsunade! Wie geht's?", fragte ich und grinste.
"Ganz gut, ging mir nie besser", lachte sie und wuschelte durch neuen Haare.
"Du bist ja wirklich echt klein!"
Resigniert ließ ich meinen Kopf hängen.
"Warum fällt euch das eigentlich als erstes auf?"
Beleidigt verschränkte ich meine Arme.
"Deine Brüste!"
"Was?", fragte ich verwirrt und schaute an mir runter.
"Du hast keine Brüste mehr!", beendete Jiraiya prustend Tsunades Satz und ich sah in mit einem Blick an, bei dem sogar Madara Angst bekommen hätte.
"T-tschuldige, aber es ist nunmal so", verteidigte er sich und leerte sein Glas.
Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich an Tsunade, die anscheinend versuchte, einen Rekord im Saketrinken aufzustellen.
"Sag mal, Tsuki...", begann Jiraiya zögernd, sprach jedoch nicht weiter.
"Was ist?", fragte ich verwundert und legte meinen Kopf schief.
"Sensei hat es dir schon erzähl, oder? Das mit Orochimaru..."
Ich schluckte, bevor ich knapp nickte.
"Ja, hat er."
Ich senkte meinen Blick auf den Tisch.
"Es tut mir leid", murmelte er leise.
"Nein, ist schon in Ordnung. Das war nicht deine Schuld", flüsterte ich.
"Doch, ich... ich hätte ihn aufhalten können."
Als ich ihn ansah, hatte er seine Zähne fest zusammengebissen und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und tropfte auf den Tisch.
"Sarutobi-sensei hat mir nichts genaues erzählt...", fing ich zögernd an.
"Könnt ihr mir bitte mehr sagen?"
Jiraiya zögerte, bevor er kurz nickte.
"Es ist jetzt etwa sieben Jahre her, zwei nachdem du gestorben bist. Er hat damals ohne ein Wort Konoha verlassen, seine Wohnung war noch eingerichtet, doch er hatte alle Labore in und um das Dorf ausgeräumt. Niemand wusste, wo er war. Wir haben uns sofort auf die Suche gemacht, aber es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich ihn gefunden hatte. Er... war irgendwie anders. Egal was ich sagte, er hat sich geweigert auf mich zu hören und zurück zu kommen", Jiraiya stockte kurz und sah mich eindringlich an.
"Er hat gesagt, du wärst der Grund."
Ich brauchte ein paar Sekunden, bis mein Gehirn seine Worte verarbeitet hatte.
Ich... war Schuld?
"Wie... wie meinst du das?", fragte ich mit brüchiger Stimme.
"Er war der Meinung, dass er unsterblich sein müsste, um nicht irgendwann von dir getrennt zu werden. Dafür erforscht er verbotene Jutsus und führt Experimente an Menschen durch. Sarutobi hatte keine andere Wahl, als ihn zu einem Nuke-nin zu erklären."
Nach einem kurzen Moment, in dem niemand etwas sagte, nickte ich langsam.
"Danke. Ich meine, dafür, dass du ehrlich warst. Ich... ich..."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und meine Kehle war so trocken, dass kein Wort mehr herauskam.
Jiraiya öffnete den Mund, doch in genau diesem Moment fiel Tsunade mit einem lauten Krachen von ihrem Stuhl.
Wir brauchen in schallendes Gelächter aus, als sie sich taumelnd aufrappelte.
"Das isch nich lustig!", beschwerte sie sich lallend und ich stand auf.
"Lass uns gehen, ich glaube, sie könnte etwas frische Luft gebrauchen", schlug ich vor und Jiraiya nickte.
Ich half Tsunade und wir gingen vor, während Jiraiya noch bezahlte.
Draußen war es inzwischen stockdunkel, nur vereinzelte Straßenlaternen spendeten etwas gelbes Licht.
Vorsichtig führte ich Tsunade zu einer Bank und wir setzten uns.
Kurz danach kam Jiraiya ebenfalls und ließ sich neben mich fallen.
"Warum musste ich jetzt zahlen? Das waren meine letzten Ersparnisse..", murmelte er deprimiert und ich klopfte ihm lachend auf die Schulter.
"Mach dir nichts draus. Sie gibt dir bestimmt was zurück, wenn sie wieder klar im Kopf ist."
Er zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen, änderte dann aber das Thema.
"Sensei hat gesagt, dass du schon eine Weile wieder da bist. Was hast du denn so getrieben?"
"Ich bin bei einer alten Frau aus meinem Clan und ihrem Enkel eingezogen, weil es keine freien Wohnungen mehr gab", erzählte ich und Jiraiya grinste.
"Der Junge heißt Obito und ist so alt wie ich. Wir gehen zusammen auf die Akademie und ich-"
"Warte!", rief Tsunade plötzlich und ich schreckte auf.
"Was ist?"
"Du gehst wieder auf die Akademie?!", fragte sie prustend und lachte los.
"Ja", antwortete ich knapp.
"Sind die anderen Kinder auch immer nett zu dir?", spottete Jiraiya, der auch lachte.
"Was kann ich denn dafür? Sarutobi zwingt mich, hinzugehen! Mir macht das doch auch keinen Spaß...", jammerte ich.
Aber... irgendwie stimmte das nicht.
Die Akademie machte mir eigentlich sogar ziemlich Spaß und ich hatte viele nette Leute kennengelernt.
"He, Tsuki! Hörst du mir zu?", fragte Tsunade.
"Hm? Was?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Du hast dich echt kein Stück verändert. Ich habe gesagt, dass ich Sensei verstehen kann. Er kann dich ja schließlich nicht sofort wieder zum Chūnin oder so machen."
"Ja, stimmt schon."
Gähnend streckte ich mich.
"Also Tsunade, erzähl mal ein bisschen von eurer Mission", schlug ich vor.
"Jiraiya hat vorhin nur von den ganzen Frauen geredet", fügte ich zwinkernd hinzu und sie lachte kurz.
"Na gut. Wie sollten unseren Truppen vor Ort aushelfen und einige Gebiete erobern. Aber Iwagakure hatte..."

Tsunade erzählte lange und gespannt hörte ich ihr zu.
Manchmal erinnerte Jiraiya sie an ein paar Dinge und die beiden berichteten noch von anderen Sachen.
Die Nacht war noch sehr lustig, bis ich panisch aufsprang.
"Was ist los, Tsuki?", fragte Tsunade.
"Wir schreiben morgen einen Test in der Akademie und ich muss noch lernen!", rief ich panisch.
"Tut mir leid, aber das ist wichtig. Ich muss los!"
Jiraiya lachte und ich lief los.
"Und noch was, nennt mich ab jetzt Yuna, ja?"
Die beiden nickten und ich machte mich auf den Weg nach Hause.

Schwester einer Legende- Tor zur ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt