Regen prasselte auf unsere kleine Gruppe hinab und die nassen Strähnen meiner Haare klebten in meinem Gesicht.
Es war als würde der Himmel mit allen hier vor dem Gedenkstein weinen.
Ein neuer Name war auf dem dunkelblauen Gebilde eingraviert und davor stand ein Bild, welches das Gesicht eines lachenden Jungen mit dunklem Haar und schwarzen Augen hinter einer orangenen Schutzbrille zeigte.
Uchiha Obito.
Mein Blick schweifte über die anderen Trauernden, es waren nicht wirklich viele.
Die anderen Teams und ihre Senseis, sowie einige andere Mitglieder des Uchiha Clans.
Es war keine offizielle Trauerfeier, die würde es wahrscheinlich erst nach Ende dieses Krieges für alle gefallenen zugleich geben.
Ein unterdrücktes Schluchzen neben mir erregte meine Aufmerksamkeit und ich erblickte Rin, welche angestrengt zu versuchen schien, ihre Tränen zurück zu halten.
Gerade wollte ich ihr meine Hand auf die Schulter legen und sie beruhigen, doch da wurde mir bewusst, dass ich nichts tun konnte.
Ich hatte keine tröstenden Worte oder eine Möglichkeit, sie auch nur ein kleines bisschen aufzuheitern.
Also drehte ich mich wieder nach vorne und blieb still, bis die Gruppe sich auflöste und ich mit Tomoko nach Hause ging.Nachdem ich das schwarze Kleid ausgezogen und wieder in meine gewöhnliche Kleidung geschlüpft war, lief ich zur Tür und zog meine Schuhe an.
"Ich gehe eine Weile raus, aber keine Sorge, vor dem Abendessen bin ich wieder da!", rief ich in die Wohnung und bevor Tomoko antworten konnte, war ich schon weg.
Draußen regnete es noch immer stark und die Straßen waren ungewöhnlich leer, nur einige gehetzte Shinobi waren unterwegs.
Schnell setzte ich die Kapuze meiner Jacke auf, damit wenigstens meine Haare und mein Gesicht nicht durchnässt wurden.
Dann verließ ich das Dorf und machte mich auf den Weg in den Wald.
Unter den Schutz des dichten Blätterdaches merkte man außer dem Geräusch der Tropfen auf den Blättern kaum noch etwas von dem schlechten Wetter.
Unter einem besonders großen Baum machte ich schließlich halt und zog meine Jacke aus, um sie an einen der Äste zu hängen.
Dann nahm ich beide Waffentaschen ab und legte direkt an dem Stamm auf den Boden.
"Also los."
Nach dem kleinen Aufwärmen, welches aus jeweils 25 Liegestützen, Sit-ups und Kniebeugen bestand, holte ich einige Shuriken und malte mit Farbe, welche ich von zuhause mitgenommen hatte, Zielscheiben an die Bäume.
Ich beruhigte meine Atmung, schloss die Augen und konzentrierte mein Chakra auf Hände und Füße.
Dann sprang ich.
Ich drehte mich und zielte mir den Waffen auf die Bäume, traf jedoch nicht einmal.
Das triste Grün der Blätter und der düstere Braunton der Bäume und das graue Wolkendach verschwammen zu einem dunklen Farbenstrudel und ich verlor in der Luft das Gleichgewicht.
Mit einem dumpfen Schlag kam ich rücklings wieder auf dem Waldboden auf und ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Körper.
Schwer atmend blieb ich liegen und starrte in die Leere über mir.
"Verdammt... verdammt... verdammt!"
Tränen sammelten sich in meinen Augen und bahnten sich einen Weg über mein Gesicht, hinterließen feuchte Spuren auf meiner Haut.
Lautes Schluchzen und Wimmern erreichte meine Ohren und schien gespenstisch widerzuhallen und ich fragte mich, wen ich da hörte.
Mich.
Ich war es, die ungehemmt weinte, all meine Schmerzen hinausschrie.
Das war ich.
Und ich hasste es.
Hasste diese Trauer, diese Verluste, aber vor allem diese unaufhaltsamen Tränen.
"Es soll aufhören! Aufhören! Hör auf!", kreischte ich verzweifelt und tatsächlich, für einen kurzen Moment ließ der Druck in meiner Brust nach, doch nur um einen Augenblick später noch stärker wiederzukehren.
"Bitte... hör auf...", schluchzte ich zitternd und ballte meine Hände zu Fäusten, nicht einmal merkend, wie meine Nägel sich immer weiter in die dünne Haut meiner Hände bohrten und warmes Blut auf den Boden tropfte.
"Yuna!"
Die Stimme drang wie durch Watte an meine dröhnenden Ohren und müde hob ich den Kopf.
Niemand war zu sehen.
"Yuna!"
Hinter mir.
Ganz langsam drehte ich mich um und sah verschwommen eine kleine Gestalt.
"O...bito?", hauchte ich schwach und streckte meine Hand nach dem Jungen aus.
Als etwas Warmes meine Finger berührte, war es, als würde ich mit einem Ruck aus dem Wasser gezogen, das meine Sinne vernebelt hatte und ich erkannte das Gesicht vor mir jetzt ganz deutlich.
"Genma? Was machst du denn hier?"
Er half mir wieder auf die Beine und musterte mich von Kopf bis Fuß.
"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Und das anscheinend zurecht. Was ist los mit dir, Yuna?"
Ich starrte ihn entgeistert an.
Er wusste doch genau, dass Obito nicht mehr hier war, warum fragte er dann so etwas?
War es ihm etwa... egal?
Eine unglaubliche Wut breitete sich in mir aus und meine Zähne pressten sich zusammen, als ich mit der Faust auf sein Gesicht zielte.
Aber soweit kam ich nicht.
Meine Hand in seiner sah er mich noch immer geradewegs an.
"Yuna, beruhige dich. Ich weiß, wie viel Obito dir bedeutet hat, aber du bist nicht alleine. Uns alle hat sein Tod schwer getroffen, aber wir haben immer noch einander. Ebisu, Gai, Chōza-sensei und die anderen Teams. Keiner ist auf sich allein gestellt."
Mit einem Mal war die ganze Wut, der Hass auf diese Welt und der tödliche Schmerz weg.
Die Trauer blieb zwar, allerdings fühlte sie sich nicht mehr so schwer an wie vorher.
Denn da war jemand, der mir beistehen würde.
"...danke", brachte ich hervor und fiel ihm um den Hals, während ich schniefte.
Kurz war er wie erstarrt, dann legte er seine Arme um mich.
"Alles wird gut, das ist ein Versprechen."
"Ja, ein Versprechen", wiederholte ich seine Worte glücklich."Beeilt euch! Schneller, schneller!", rief ich aufgebracht und stieß mich von einem Ast ab.
Die meisten Shinobi hinter mir waren bereits außer Atmen, aber das interessierte mich im Moment nicht.
Eine Person tauchte neben mir auf und ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, wer das war.
"Was ist, Genma?"
"Beruhige dich ein bisschen, ja? Wenn wir völlig ausgelaugt ankommen, taugt die Verstärkung auch nichts."
Seine Stimme war ruhig und jedes Wort sorgfältig gewählt, aber das war nicht ungewöhnlich bei ihm.
"Und wenn wir später kommen, könnten die anderen bereits tot sein", erwiderte ich und stieß mich mit so einer großen Kraft von dem nächsten Ast ab, dass das dicke Holz zerriss wie ein Fetzen Papier.
Resigniert gab er auf, widersprechen würde nichts bringen, schließlich war ich die Teamleiterin.
"Verdammter Mist! Wagt es ja nicht, zu sterben, ihr beiden", knurrte ich.
Kaum hatte ich das ausgesprochen, kam der Ende des Waldes in Sicht, die Bäume wurden weniger und standen weiter auseinander, bis dort schließlich nur noch eine karge Fläche war.
Mit klopfendem Herzen und beschleunigter Atmung kam ich auf dem Boden auf, hinter mir der Rest der kleinen Truppe.
Mein Kiefer klappte nach unten und stoßartig Rang ich nach Luft, mein Herzschlag hatte einen Augenblick lang ausgesetzt, nur um dann noch schneller weiter zu schlagen.
Nein.
Das konnte nicht sein.
Ganz langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, in Richtung der beiden Körper, die dort lagen.
Die anderen Shinobi liefen bereits umher und stellten sicher, dass die Gegner wirklich außer Gefecht gesetzt waren, ein medizinischer Ninja eilte zu Rin und Kakashi.
Regungslos lagen die beiden in einem See aus Blut und meine Beine begannen zu zittern.
"Er lebt! Und er scheint auch keine ernsthaften Verletzungen zu haben!"
Erleichtert atmete ich aus und bemerkte, dass ich schon seit einiger Zeit die Luft angehalten hatte.
"Aber Nohara Rin..."
Ich schaute ihn entsetzt an, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Sie... sie ist... tot?"
"Ja. Ihr Brustraum ist zerstört, selbst wenn wir früher eingetroffen wären, hätte man sie nicht mehr retten können", erklärte er.
Gerade wollte ich einen Schritt auf sie zu machen, als sich von hinten eine Hand an meinen Rücken legte.
"Yuna..."
Ich drehte mich nicht einmal um.
"Was ist, Genma?"
"Sieh... dir das lieber nicht an", murmelte er und seine Stimme war voller Sorge.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
"Warum? Ich habe schon viel gesehen, ihr Zustand wird wohl kaum so schlimm sein, dass-"
Doch er ließ mich den Satz nicht tuende bringen und legte von hinten seine Arme um mich.
"Man sollte die Leichen seiner Freunde nicht sehen, wenn es vermeidbar ist. Es würde dir nur noch mehr wehtun. Ich bitte dich, Yuna."
Ich schluckte und atmete tief durch, bevor ich mich zu ihm drehte und ihm in die Augen sah.
"Ich halte das aus, glaub mir. Es... käme mir falsch vor, wegzusehen."
Er schloss kurz die Augen, löste dann aber seinen Griff und nickte.
"In Ordnung."
"Danke, Genma."
Langsam ging ich auf Rins Körper zu, meine Füße verursachten ein schmatzendes Geräusch auf dem nassen und von Blut durchtränktem Boden.
Direkt vor ihr blieb ich stehen und hockte mich vor sie.
In ihrer Brust klaffte ein riesiges Loch und ihr ganzer Körper war mit Blut befleckt.
Mein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen.
Es sah ganz anders aus, als sonst bei Leichen, es war irgendwie... glücklich.
Nein, das wäre das falsche Wort, eher friedvoll oder entspannt, nicht verzerrt wie ich erwartet hätte.
"Dann... bringen wir sie und Kakashi wieder zurück nach Konoha", erteilte ich den Befehl und mit den beiden machten wir uns auf den Rückweg, um das Massaker würde sich später jemand anderes kümmern.
Gerade wollte ich dem Trupp in den Wald folgen, als ich kurz in der Nähe ein bekanntes Chakra spürte.
Ich wirbelte herum und versuche, es genauer zu bestimmen, aber da war es auch schon wieder verschwunden.
"Es hat sich so... vertraut angefühlt. Fast wie... Obito?"
Ich schüttelte den Kopf.
Das konnte nicht sein, Obito war tot.
"Also nur Einbildung", seufzte ich und folgte den anderen in den Wald.
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Schwester einer Legende- Tor zur Zukunft
FanficFortsetzung von 'Schwester einer Legende-Seele ohne Frieden'. Bitte zuerst den 1. Teil lesen! Tsuki hat es echt nicht leicht. Nicht nur, dass Orochimaru nach ihrem Tod das Dorf verlassen hat und sie viele Jahre später als kleines Kind wiederkommt. D...