17.

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Leise vor mich hinsummend trank ich mein Glas Wasser aus und lief zurück in mein Schlafzimmer.
Gerade wollte ich den Pyjama gegen meine Ninja Klamotten tauschen, als das Klingeln der Tür mich aufschreckte.
"Ich komme gleich!", rief ich und eilte zum Eingang.
"Genma?", fragte ich verwirrt und legte den Kopf schief.
Er starrte mich einige Sekunden lang mit roten Wangen an, bevor ich bemerkte, dass ich noch immer die selbe Kleidung wie zum Schlafen trug, welche bloß aus einem kurzen T-Shirt und meiner Unterwäsche bestand.
"Ah, e-entschuldige", stammelte er und wandte schnell den Blick ab.
"N-nein... ich, ähm", murmelte ich verlegen und wickelte mir schnell einen Mantel um, der an dem Haken im Flur hing.
"Also... was willst du?", versuchte ich, von der peinlichen Situation abzulenken.
"A-ach ja, stimmt. Ich wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist."
Ich runzelte verwirrt die Stirn.
"Huh? Natürlich, warum sollte etwas nicht stimmen?"
"Naja, du hättest vor fast einer Stunde in der Akademie sein sollen. Ich habe schon die Einführung meines Team hinter mir", lachte er und ich riss die Augen auf.
"Warte! Es ist doch erst-", ich warf einen Blick auf die Uhr. "Erst kurz vor neun Uhr. Das Treffen ist um halb zehn, oder nicht?"
Er schüttelte den Kopf.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie du darauf kommst, aber es war um acht."
"Ah, verdammter Mist", stöhnte ich. "Dann hab ich ja nicht mal mehr Zeit, was zu essen."
Genma schmunzelte leicht und kramte etwas aus seiner Tasche, dann warf er mir ein Brötchen zu und zwinkerte.
"Warum hab ich mir das schon fast gedacht, Yuna?"
"Tja, du kennst mich einfach zu gut", lächelte ich und fing es auf.
"Dann gehe ich jetzt mal wieder zu meinem Team, okay?"
Ich nickte und schloss die Tür hinter ihm, um schnell meine Klamotten zu wechseln und mir das Brötchen zu schnappen.
Dann lief ich essend durch die Straßen bis zur Akademie, wo ich schließlich außer Atem ankam.
"Entschuldigt bitte, ich bin etwas spät dr-", begann ich, als ich den Klassenraum betrat.
"Sie sind unser Sensei, oder? Oder?", rief eines der beiden Mädchen, noch bevor ich meinen Satz beenden konnte.
"Äh, ja, genau", stammelte ich perplex und ließ meinen Blick durch den Raum wandern.
Das Mädchen, welches mich gerade unterbrochen hatte stand mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht direkt vor mir, und musterte mich mit einem ihrer hellblauen Augen, das andere war genau wie auf ihrem Foto in den Akten, von den violetten Haaren verdeckt; sie war Mari.
Auf dem Lehrerpult saß ihre Schwester Fuji, die mich mit den selben Augen ansah, ihre weißblonden Haare waren zu einem Zopf gebunden, aus dem vorne ihre Ponysträhnen rausfielen.
In der hintersten Reihe entdeckte ich Tairu, beziehungsweise seinen dunkelblauen Haarschopf, der auf der Tischplatte vor ihm ruhte.
"Also gut, kommt bitte einmal alle her", ordnete ich an, allerdings rührte er sich nicht.
Seufzend stampfte ich nach hinten und baute mich vor ihm auf.
"Aufwachen!"
Er schreckte hoch und gähnte ausgiebig.
"Da sind Sie ja endlich, Sensei", murmelte er und ich verengte die Augen, sagte aber nichts und deutete mit dem Kopf nach vorne.
Langsam stand er auf und tappte mir hinterher.
"Also", begann ich und stemmte meine Hände in die Hüften. "Ich würde sagen, wir stellen uns erst einmal alle vor."
Die drei nickten leicht und ich schmunzelte.
"Okay, ihr sagt euren Namen, euer Alter und was ihr mögt und was nicht. Mein Name ist Uchiha Yuna und ich bin siebzehn Jahre alt."
Mari legte den Kopf schief.
"Hey! Sie haben gar nicht gesagt, was Sie mögen und was nicht!", protestierte sie und ich schmunzelte.
"Ganz genau, ich habe aber auch nicht behauptet, dass ich das tun würde. Ich habe nur ihr gesagt", erwiderte ich.
"Na gut", murmelte sie, "dann bin ich jetzt dran! Ich heiße Kemi Mari, dreizehn Jahre alt. Ich mag Grillfleisch und laufen gehen. Was ich nicht mag... hm, Regen! Und traurige Geschichten sind auch blöd. Und außerdem werde ich auf jeden Fall die erste weibliche Hokage werden!"
"Ich werde auf jeden Fall Hokage, verlass dich drauf, Kakashi!"
Das Bild des schwarzhaarigen Jungen flackerte in meinem Kopf auf und ich musste lächeln, sie erinnerte mich tatsächlich ein bisschen an Obito.
Ich nickte langsam und rief mir die Infos über sie nochmal in's Gedächtnis.
Soweit ich mich richtig erinnerte, waren ihre generellen Leistung eher durchschnittlich, aber sie war ein Genie, was Taijutsu anging.
"Kemi Fuji ist mein Name, Mari und ich sind Zwillinge, also bin ich auch dreizehn. Ich... mag es, zu lesen und in den Wald zu gehen. Ich esse nicht gerne Fisch und finde unnötige Gewalt nicht gut", sie sprach mit leiser Stimme und schaute zu Boden, das komplette Gegenteil ihrer Schwester, auch was die Fähigkeiten als Ninja betraf.
Sie war nicht sonderlich gut im Taijustu, brachte aber hervorragende Leistungen, wenn es um das Erkennen, Auflösen und Formen von Genjustu ging.
Mein Blick wanderte zum letzten im Bunde, welcher sich unmotiviert am Kopf kratzte.
"Uchiha Tairu, zwölf Jahre alt und ich mag meinen Hund Kumi, Takoyaki und schlafen. Katzen, Dangos und strenge Leute kann ich gar nicht leiden."
Er schien komplett antriebslos und sah aus, als würde er sich auch am liebsten zu Hause wieder in sein Bett legen.
Ich klatschte in die Hände.
"Also gut, kommt bitte einmal alle mit, wir werden jetzt eine erste gemeinsame Trainingseinheit absolvieren", kündigte ich an und Mari machte einen Freudensprung.
Gefolgt von den dreien verließ ich die Akademie und führte sie zu einem kleinen, sandigen Trainingsplatz am Waldrand.
"Ich werde jetzt gegen euch drei gleichzeitig kämpfen, bis jeder von euch mir einen sauberen Schlag verpassen konnte. Sollte jemand das bis zwölf Uhr nicht gelingen, werdet ihr alle die Akademie wiederholen", erklärte ich und die drei rissen fassungslos die Augen auf.
"Hey! Das dürfen Sie nicht machen, wir haben die Akademie bereits bestanden", jammerte Tairu und Mari fügte hinzu:"Genau! Und warum muss ich wiederholen, nur weil dieser Uchiha-Idiot zu unfähig ist?"
Ich lachte knapp.
"Erstens: Doch, das darf ich sehr wohl. Zweitens: Eine Gruppe ist nur so stark wie das schwächste Glied, merkt euch das. Und drittens: Ich war noch nicht fertig. Es gibt nämlich eine weitere Regel, und diese besagt, dass ihr zwar alle gleichzeitig kämpft, euch allerdings nicht untereinander helfen dürft. Wenn ihr es doch tut, müsst ihr ebenfalls zurück."
"Sensei... ich, ähm, sehe darin nicht wirklich einen Sinn. Wenn wir uns nicht unterstützen dürfen, warum kämpfen wir dann gleichzeitig?", fragte Fuji leise.
"Hm, weil ich das so will", lachte ich, "ihr müsst verstehen, dass ich es bin, die alles an dieser Prüfung bestimmt, klar?"
Als keine Reaktion kam, sprach ich einfach weiter.
"Naja, wenn wir hier noch länger reden, verliert ihr nur Zeit. Also fangen wir an. Ihr könnt mich ab jetzt angreifen, wie immer ihr wollt, Waffen sind auch erlaubt."
Mari zog sofort zwei Kunai, eines in jeder Hand und ging auf mich los.
"Stellt bloß sicher, dass ihr es schafft, ihr beide!", rief sie und zwinkerte ihrer Schwester zu, wodurch sie abgelenkt wurde.
Mit einer Hand packte ich sie am Fuß - mit dem sie zu einem Tritt angesetzt hatte - und schleuderte sie zu Boden.
Sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder aufzurappeln, währenddessen spürte ich ein fremdes Chakra, das versuchte, in meinen Körper zu gelangen.
Kurz unterbrach ich die Zirkulation meines Chakras und drehte mich um.
Unbeholfen versuchte Fuji, mich mit Taijutsu zu attackieren, allerdings war sie so schlecht, dass ich kaum ausweichen musste.
Mari hatte sich inzwischen wieder gesammelt und stürzte sich erneut auf mich, allerdings rannte Tairu geradewegs in sie hinein.
"Hey! Hast du keine Augen im Kopf, Uchiha-Idiot? Ich hätte Sensei fast gehabt!"
"Selbst Schuld, wenn du so plötzlich angreifst!", keifte er zurück und die beiden fingen an, sich heftig zu streiten, Fuji stand relativ hilflos daneben und versuchte, sie zu beruhigen.
Mit einem lauten Seufzen ließ ich mich auf den Boden fallen und beobachtete das Ganze.
Diese Kinder waren wirklich anstrengender als erwartet.
"Ä-ähm... Leute, bitte kommt schon. Wir haben nicht mehr so viel Zeit, also könnt ihr das dich nachher klären, oder?", versuchte Fuji weiterhin, die Streithähne zu überzeugen.
"Halt dich da raus!", schnauzte Tairu, wofür er einen Schlag von Mari bekam.
"Sei nicht so respektlos zu meiner Schwester!", rief sie aufgebracht.
"Also...", setzte ich an und alle drehten sich zu mir, "ich an eurer Stelle würde auf Fuji hören. Ihr habt jetzt schon fast eine halbe Stunde verschwendet, das meiste davon mit dieser unnötigen Streiterei."
"Sensei hat Recht", murrte Tairu und warf Maki noch einen wütenden Blick zu, welchen sie genauso zurückgab.
"Macht ihr jetzt weiter oder nicht?", fragte ich leicht genervt.
"Klar doch! Und sieh zu, dass du mir nicht wider in die Quere kommst, Uchiha-Idiot", giftete Mari.
"Was für ein Zufall, das wollte ich auch gerade sagen!"
Tairu zog ein Katana mit verrosteter Klinge und abgenutztem Griff, wobei mir auffiel, dass ein Teil des kleinen Fingers an seiner linken Hand fehlte.
Noch immer sitzend wich ich seinen Attacken aus, ohne mich erheben zu müssen.
Erst, als auch Mari auch angriff, stand ich schließlich auf, und nach einer Weile wurde nur weglaufen langweilig, also parierte ich ab und an auch ein paar Angriffe.
"Ist das wirklich alles, was ihr könnt? Wenn nicht, wäre langsam mal Zeit, ernst zu machen", ermahnte ich und deutete mit dem Kopf auf die kleine Uhr, die ich an den Rand des Platzes gestellt hatte.
"W-was? Schon elf Uhr? Das kann doch nicht sein!", rief Mari entsetzt, "und keiner hat es geschafft, sie auch nur zu berühren, Sensei!"
Ich zuckte mit den Schulter.
"Ich dachte ja eigentlich, ihr hättet was drauf, aber wenn selbst das zu viel für euch ist..."
Alle drei wirkten deutlich angespannter, was aber vor allem dazu führte, sodass sie häufiger Fehler machten.
Nach einer weiteren halben Stunde entschied ich, ihnen eine kurze Pause zu gönnen.
"Tut mir Leid, ich muss kurz auf Toilette, ja? Und keine Sorge, die Zeit häng ich extra hinten dran."
Anstatt allerdings zu tun, was ich gesagt hatte, versteckte ich mich hinter einem nahestehenden Gebäude und beobachtete meine Schüler, zur Sicherheit formte ich noch ein Tarnungsjutsu.
Ich konnte leider nicht hören, was sie sagten, aber nur ein paar Momente später hatten die drei einen Kreis gebildet und schienen einen Plan auszuhecken.
Nach einiger Zeit löste ich das Jutsu und ging wieder zurück zu ihnen.
"Dann könnt ihr jetzt weitermach-"
Noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, verdrehte sich die Welt um mich herum und wurde zu einem schwarz-weißen Strudel.
Ich schüttelte missbilligend den Kopf und löste das Genjutsu auf, nur um dann fast von einem Feuerball gebraten zu werden.
Tairu feuerte einen weitern ab, welchem ich ebenfalls nur knapp entkommen konnte.
Mir schoss wieder in den Kopf, dass er laut seinen Akten beachtliches Talent im Ninjutsu hatte.
Aber mir wurde keine Pause gegönnt, denn ehe ich mich versehen konnte, bombardierte Maki mich mit einer schnellen Serien von Schlägen, zwischen denen ich einen Blick auf die Uhr warf.
Es war jetzt genau zwölf Uhr, also hatten sie noch drei Minuten, die Zeit, die ich 'auf Toilette' verbracht hatte.
Mit einem Sprung rettete ich mich aus Makis Reichweite, nur um ein weiteres Mal zu merken, dass Fuji versuchte, mich in ein Genjutsu zu sperren.
Ich blockte es ab und wurde sofort von drei Doppelgängern, die Mari in der Zwischenzeit geformt hatte, aus allen Richtungen attackiert.
Als ich jedoch zwei von ihnen ausschaltete, verwandelten sie sich erst in Tairu, bevor sie sich auflösten.
Also hatte er erst Doppelgänger erstellte und diese dann auch noch so gut verwandelt.
Anerkennend zog ich beide Augenbrauen hoch, bevor ich schließen den letzten Doppelgänger beseitigte.
Ein Shuriken streifte meinen Oberarm und hinterließ einen kleinen Riss im Stoff meiner Jacke.
Ich fuhr herum und sah, dass alle drei ziemlich erschöpft waren, aber in ihren Augen war Entschlossenheit zu sehen... obwohl, bei Tairu hätte es auch Hunger sein können, da war ich mir nicht ganz sicher.
Plötzlich spürte ich jedoch drei Fäuste an meinem Rücken und taumelte von den Schlägen etwas.
Die drei vor mir lösten sich auf und als ich mich langsam umdrehte, standen meine Schüler mit triumphierendem Grinsen dort.
"Na, was sagen Sie dazu, Sensei?", rief Maki stolz und ich kicherte.
"Nicht schlecht, nur ihr seid leider etwas zu spät", schmunzelte ich und deutete auf die Uhr, welche bereits sieben Minuten nach zwölf anzeigte.
"Was?!", schrien Mari und Tairu gleichzeitig, Fuji riss fassungslos die Augen auf.
"Außerdem", fuhr ich mit strengem Blick fort, "war es euch untersagt, zusammen zu arbeiten. Und das habt ihr in den letzten Minuten zweifellos getan."
"Sensei, bitte! Ich will nicht zurück in die Akademie", flehte Tairu, "jeden Morgen so früh aufstehen und den ganzen Tag in diesem stickigen Raum sitzen. Und man wird jedes Mal angemeckert, wenn man im Unterricht einschläft!"
"Dann schlaf halt zuhause", bemerkte Maki, seufzte dann aber, "auch wenn's mir nicht gefällt, muss ich dem Uchiha-Idioten Recht geben. Die Akademie ist die Hölle! Und ich habe mich so angestrengt, die Abschlussprüfung zu schaffen!"
"J-ja, das stimmt. Ich... will auch nicht zurück. Weil... wir sind endlich richtige Ninja geworden, sie können das doch nicht einfach rückgängig machen", murmelte Fuji.
"'Richtige Ninja', huh? Also, um ein echter Shinobi zu werden, braucht es mehr, als eine bestandene Prüfung. Man muss Schmerzen und Leid ertragen können und mit viel Verantwortung klarkommen", erklärte ich ernst und schaute jeden einzelnen von ihnen durchdringend an.
"Ich bin bereit dafür, Sensei!"
"Genau!"
"J-ja, ich auch!"
Ein kleines Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.
"Und genau deswegen habt ihr bestanden."
"Sensei, bitte, wir- was?"
Tairu hatte wohl damit gerechnet, ich würde sie trotzdem durchfallen lassen und ein lautes Lachen kam über meine Lippen.
"Es gibt zwei Gründe, aus denen ihr bestanden habt", sagte ich und erhob einen Finger, "erstens: ihr habt euch nicht an meine Anweisungen gehalten. Ohne Teamwork wäre es euch nicht möglich gewesen, mich zu erwischen. Und wenn auch erst spät, habt ihr euch entschieden, gegen die Regel zu verstoßen. Wisst ihr, ein guter Freund von mir hat immer gesagt:'In dieser Welt ist jeder, der die Regeln missachtet Abschaum. Aber die, die ihre Kameraden im Stich lassen, sind schlimmer als Abschaum'. Teamwork ist einer der wichtigsten Grundsätze eines Ninja, warum sonst solltet ihr in Teams eingeteilt werden?"
Mit großen Augen hatten alle drei zugehört und ich hob einen zweiten Finger.
"Der andere Grund ist ganz simpel: Entschlossenheit. Wenn jemand nicht entschlossen ist, etwas zu tun, wird er es nie wirklich schaffen."
"Vielen Dank, Sensei!", schniefte Mari und schlang ihre Arme um meine Hüfte.
"Äh, gerne doch", stotterte ich unbeholfen und tätschelte ihren Kopf.
"Gut, das war's für heute. Wir treffen uns morgen pünktlich um halb neun wieder hier, verstanden?"
"Verstanden, Sensei", gaben die drei im Chor zurück, ehe wir in verschiedene Richtungen gingen und ich beschloss, Genma einen Besuch abzustatten, um zu erfahren, wie es bei ihm gelaufen war.

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