1.

4.4K 240 37
                                    

Ruckartig öffnete ich meine Augen.
Alles war weiß, nicht ein Funken Farbe in diesem unendlichem Raum.
Langsam richtete ich mich auf.
"Da bist du ja", ertönte eine Stimme und aus dem Weiß tauchte eine Gestalt auf.
Als diese etwas näher kam, erkannte ich einen alten Mann mit einem langen Bart und einem schwarzen Stab in der Hand.
"Wer bist du?", wollte ich wissen.
"Mein Name lautet Hagoromo Ōtsutsuki, aber du solltest mich als den Rikudō Sennin kennen."
Der...
Was?!
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Ehm, wenn du meinst. Und warum, denkst du, sollte ich dir das glauben?"
Ich lachte kurz auf, das war doch dämlich.
Der Rikudō Sennin war nichts als eine alte Geschichte für Kinder, oder?
"Nun, ist nicht schon die Tatsache ungewöhnlich, dass du nach deinem Tod wiedergeboren wurdest? Weshalb dachtest du, dass dies geschehen ist?"
Wie redete der denn?
So altmodisch.
Seltsam.
Aber was er sagte ergab schon irgendwie Sinn...
"Also bist du wirklich... der Gott der Shinobi?", fragte ich nach.
"Wenn ihr Menschen mich als diesen anseht, dann bin ich es durchaus."
Man, der redete ja schlimmer als mein Großvater.
Ich räusperte mich.
"Und warum bist du hier?"
"Ach, natürlich. Verzeih, wir wurden vom Thema weggeleitet. Ich kam hierher um dir alles zu erläutern", sagte er und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
Ich tat es ihm gleich.
"Nun, vielleicht sollte ich damit beginnen, dir von meinen Söhnen zu berichten. Indra und Ashura waren ihre Namen, Indra der Ältere und Ashura der Jüngere. 
Als ich starb, vertraute ich Ashura die Bijū und mein Erbe an, obwohl er der Schwächere der beiden war.
Doch Indra, der wesentlich mehr Kraft hatte, missfiel diese Entscheidung.
Aber ich hatte sie aus einem guten Grund gefällt, denn Ashura hatte erkannt, dass die Macht allein durch Freundschaft und Liebe errungen werden kann, Indra jedoch vertraute nur auf seine Fähigkeiten und dachte, er brauche keine Kameraden.
Es kam immer wieder zu Kämpfen, doch keiner konnte den anderen bezwingen."
Er machte eine kurze Pause und sah mich eindringlich an.
"Diese Feindschaft wurde über ihren Tod hinaus getragen und jeder hatte eine Reinkarnation, die ihre Schlachten weiter austrugen. Du kanntest sie, Tsuki. Weißt du, wer sie waren?"
Meine Augen weiteten sich.
"M-Madara und... Hashirama?"
"Genau. Diese beiden hatten das selbe Schicksal wie meine Söhne."
"Und warum ich? Was habe ich mit all dem zu tun?", fragte ich verwirrt.
"Nun, du sollst die Aufgabe tragen, die Feindschaft zu beenden und Frieden zu bringen. Beim ersten Mal hast du versagt, doch du wirst so lange auf dieser Welt wandeln, bis dein Schicksal erfüllt ist. Aber du musst wissen, dass ich keinen Einfluss darauf habe, wann du lebst."
"Also, werde ich einfach irgendwann wiedergeboren, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine der Reinkarnationen lebt", wiederholte ich noch einmal.
"Richtig. Und nun, geh."
Der Mann und der Raum verschwammen vor meinen Augen und machten einer kriechenden Schwärze Platz.
"Nein! Warte! Ich habe noch Fragen an dich, warte!"
Doch ich bekam keine Antwort, und so wurde mal wieder alles Dunkel.

Das Zwitschern von Vögeln drang in meinen schmerzenden Kopf und ich stöhnte.
Ich schlug die Augen auf, doch die Bäume und der Himmel über mir schienen sich zu drehen, weshalb ich sie wieder schloss.
"Oh, man. Die ganze Sache fängt langsam an zu nerven", murrte ich schlecht gelaunt.
"Huh, liegt da jemand?", ertönte plötzlich eine Stimme und Schritte näherten sich.
Och nee.
Ein Schatten legte sich über mich.
"Kleine, kannst du mich hören? Hey, hörst du mich?"
Ich blickte auf und sah über mir einen Mann mit extrem blonden Haaren und freundlichen blauen Augen.
Er trug ein Stirnband von Konohagakure.
"Ja", lautete meine Antwort.
"Gut, du bist wach. Was machst du denn hier im Wald? Und... warum hast du nichts an?"
Was hatte der grade gesagt?
Ich... war nackt?!
Ich schrie kurz auf und drückte ihn weg.
"Schau mich gefälligst nicht an!"
"He, alles gut. Hier, du kannst meinen Mantel haben", sagte er beschwichtigend und reichte mir einem schlichten, grauen Mantel.
"D-danke."
"Also gut, wie wärs, wenn ich dich zurück zu deinen Eltern bringe?"
"Nein! Also, ich meine, bring mich bitte zum Hokage", forderte ich und er blickte mich fragend an.
Dann zuckte er mit den Schultern und führte mich nach Konoha.
Im Dorf angekommen brachte er mich zum Turm des Hokage und klopfte an dessen Tür.
"Herein", kam es von drinnen und ich trat nach ihm ein.
"Ah, Minato. Wer ist denn das da?", fragte der Mann hinter dem Tisch und legte seine Pfeife auf den Tisch.
"Ich habe sie kurz vor dem Dorf in Wald gefunden", erklärte dieser Minato.
"Oh, nun gut. Geh jetzt bitte."
Der Blonde verbeugte sich kurz und verließ den Raum.
"He, Sensei. Lange nicht gesehen", grinste ich und sein Mund klappte auf.
"T-tsuki?"
" 'Wenn der Schein des Mondes sich in den roten Augen spiegelt, werde ich zurückkehren', so ging das Codewort doch, oder? Auch wenn ich es etwas seltsam finde.", fragte ich.
"Du... bist es wirklich."
"Jap, sieht ganz so aus", grinste ich und er runzelte nachdenklich die Stirn.
"Was ist los? Freust du dich denn gar nicht, mich wiederzusehen?", schmollte ich, was ihn zum Schmunzeln brachte.
"Nein, nein, nicht doch. Nur... ich weiß nicht, wo du unterkommen sollst. So weit ich weiß, gibt es derzeit keine freien Wohnungen in dem Uchiha Viertel."
"Oh. Ähm, aber ich könnte auch außerhalb des Viertels wohnen, das wäre kein Problem für mich", überlegte ich.
"Ah, da fällt mir etwas ein. Es gibt da eine alte Frau und ihren Enkel, sie müssten noch etwas Platz haben. Wenn das in Ordnung ist, frage ich sie, ob du bei ihnen einziehen kannst", schlug Sarutobi vor.
"Ja, natürlich. Wie alt ist der Junge denn?", fragte ich neugierig.
"Er müsste ungefähr in deinem Alter sein."
"Gut, und wie alt genau?", hakte ich weiter nach.
"Er ist vor kurzem acht Jahre alt geworden und besucht die Akademie."
"Was?! Acht?!", rief ich aufgebracht.
"Das kann doch nicht sein! Warum bin ich so ein Winzling?", murrte ich und mein Sensei lachte.
"Das ist nicht lustig, schau mich nur mal an!"
Wild gestikulierte ich mit den Händen in der Luft herum.
"Jetzt beruhige dich. Das ist doch nicht so schlimm", versuchte er, mich zu beruhigen.
"Außerdem", fuhr er fort. "Ist es bestimmt schön, auf die Akademie zu gehen, schließlich-"
"Warte mal!", unterbrach ich ihn.
"Die Akademie? Das kann auf keinen Fall dein Ernst sein! Ich muss auf die Akademie?!"
"Ja."
"Nein!"
"Doch."
"Sensei, bitte!"
"Du willst doch wieder als Ninja leben, oder? Dann musst du auf die Akademie", stellte er klar.
"Och, nee", stöhnte ich genervt.
"Ich will nicht..."
Von einem Klopfen an der Tür wurde unser Gespräch unterbrochen und der Blonde Mann trat herein.
"Ah, Minato. Was gibt es?", fragte Sarutobi.
"Hokage-sama, ich habe hier den Bericht von meiner Mission", antwortete dieser und überreichte ihm eine Schriftrolle.
"Vielen Dank. Du kannst gehen.- Ach, und bitte sage Tomoko und Obito Uchiha, sie sollen so schnell wie möglich herkommen."
Etwas verwirrt nickte Minato und verließ den Raum.
"Sind das die beiden, bei denen ich einziehen soll?", fragte ich.
"Ja, genau. Sie ist eine nette Dame und er, nun ja, ist äußerst lebhaft. Aber du wirst bestimmt gut mit ihnen zurechtkommen", berichtete Sarutobi.
"Hoffentlich", seufzte ich, als mir etwas einfiel.
"Wie stehst denn so bei dir?"
Überrascht lächelt er.
"Alles ist hervorragend, danke der Nachfrage. Ich habe zwei Söhne, von denen ebenfalls einer in deinem Alter ist. Er geht auf die Akademie."
"Das freut mich für dich, herzlichen Glückwunsch. Obwohl ich eigentlich keine Kinder mag..."
Er räusperte sich.
"Tsuki?"
"Hm, was?"
"Was hast du denn da an?", fragte er mich hochgezogener Augenbraue.
"Ah, verdammt, das hatte ich schon wieder vergessen. Es ist nämlich so, dass... ich keine Klamotten habe. Minato war so freundlich, mir den Mantel zu leihen", erklärte ich und kratzte mich verlegen am Kinn.
Sarutobi brach in schallendes Gelächter aus.
"Komm schon, das ist nichts zum Lachen. Kannst du mir nicht vielleicht irgendwas anderes leihen?"
"Lass mich kurz nachdenken."
Er schien zu überlegen, ehe er aufstand.
"Ich bin gleich wieder da, ich hole nur kurz ein paar Sachen von meinem Sohn. Ist das in Ordnung?"
Ich nickte erleichtert und er verließ den Raum.
So stand ich da völlig alleine im Büro des Hokage, ich, ein kleines Mädchen, nur mit einem viel zu großen Mantel bekleidet.
Super. 
Zum Glück kam Sarutobi bald wieder.
In seiner Hand hielt er einen kleinen Stapel Stoff, welchen er mir gab.
"Ich hoffe, es passt einigermaßen. Mein Sohn ist etwas größer als du."
"Äh, danke. Und wo soll ich mich umziehen?", fragte ich, woraufhin er auf eine Tür deutete.
Dahinter befand sich ein kleiner Raum mit ein paar Regalen.
Schnell zog ich mir die Klamotten an.
Eine schlichte graue Hose, ein blaues Shirt und eine dunkle Jacke.
Es war nicht gerade hübsch, aber das war mir ziemlich egal.
"Ach ja, Wie geht es denn meinen lieben Teamkameraden?", fragte ich Sarutobi.
Er räusperte sich.
"Also, Jiraiya und Tsunade befinden sich auf einer Langzeitmission in in der Nähe von Iwagakure und Orochimaru...", er hielt inne.
Ich schluckte.
"Sensei, was ist mit Orochimaru?"
Meine Stimme zitterte leicht.
"Er hat das Dorf verlassen, Tsuki. Und er gilt offiziell als Nukenin", erklärte er mit fester Stimme.
"W-was? Warum? Das... kann nicht sein! Er... er..."
Ich verstummte und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
"Warum?", fragte ich mit schwacher Stimme.
"Warum?"
"Es tut mir leid. Er hat ohne ein Wort das Dorf verlassen und danach hat man einige seiner Labore gefunden. Er hat offenbar Versuche an Menschen durchgeführt und verbotene Jutsus erforscht", erklärte er ernst, doch ich konnte deutlich Bedauern in seinen Augen erkennen.
"Weiß man, wo er ist?"
Er schüttelte bloß den Kopf.
"Verdammt! Dieser Idiot!", schimpfte ich aufgebracht und schlug gegen die Wand.
"Verschwindet einfach so aus dem Dorf! Da bin ich mal ein paar Jahre nicht da und schon passiert so etwas! Das ist doch-"
Bevor ich meinen Satz beenden konnte, wurde die Tür aufgerissen und eine fröhliche Stimme ertönte hinter mir.
"Hey, Hokage-sama! Was gibt es?"
Ich wandte mich um und erblickte einen Jungen mit schwarzen Haaren und einer orangenen Schutzbrille, neben ihm stand eine ältere Frau mit weißen Haaren.
"Ah, Obito, Tomoko, da seid ihr ja", begrüßte er die beiden.
"Weshalb haben sie uns rufen lassen, Hokage-sama?", fragte die Frau höflich und lächelte.
"Wegen diesem Mädchen, Tomoko. Sie ist ebenfalls eine Uchiha und es ist keine Wohnung für sie frei. Deshalb wollte ich euch fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn sie bei euch einziehen würde?"
Die Blicke der beiden wandten sich zu mir und ich nickte lächelnd.
"Oh, aber natürlich. Wir haben noch ein Zimmer frei. Das ist doch nicht schlimm, oder Obito?", fragte Tomoko den Jungen.
"Natürlich nicht, Baa-chan! Ich freue mich!", erwiderte dieser grinsend.
"Das ist sehr nett von euch, vielen dank", sagte ich und verbeugte mich kurz.
"Ich habe noch einige Dinge mit ihr zu besprechen, ich werde sie dann sofort zu euch schicken. Bereitet bitte schon einmal alles für sie vor", bat Sarutobi und die beiden nickten und gingen wieder hinaus.
"Tsuki", fuhr er an mich gewandt fort.
"Ich denke, du solltest, nur für alle Fälle, einen anderen Namen annehmen. Ich denke zwar nicht, dass sich sonst irgendjemand etwas dabei denken sollte, aber zur Sicherheit ist es klüger."
"Natürlich. Wie wärs mit... hm... Yuna?", überlegte ich.
"Das ist eine gute Wahl. Yuna Uchiha also", wiederholte er meinen jetzigen Namen.
"Kann ich dann gehen?", fragte ich.
"Ja."
Als ich schon fast aus der Tür war, fiel mir jedoch noch etwas ein.
"Ähm, Sensei. Eine Sache noch, was soll ich sagen, wenn jemand wissen will, warum ich nicht bei meinen Eltern lebe?"
Er zuckte mich den Schultern.
"Denk dir etwas aus."
"Oh, toll. Sehr hilfreich", sagte ich sarkastisch und verließ das Zimmer.
Draußen wartete Obito, der mich grinsend ansah.
"Komm, gehen wir."
Stumm nickte ich und ebenfalls schweigend folgte ich ihm durch die Straßen.
Diese waren belebt und aus unzähligen Restaurants kam der Geruch von Essen.
Die Menschen schienen glücklich, Familien, Kinder, Shinobi.
Sie alle lebten ihr alltägliches Leben.
Es war schön.
Ich konnte mir kein besseres Zuhause vorstellen.
"Da ist es", sagte Obito plötzlich und deutete auf ein kleines Haus.
Er öffnete die Tür und ich trat hinter ihm ein.
Durch den Flur kamen wir direkt in ein gemütliches Wohnzimmer, in dem Tomoko bereits wartete.
"Ach, da seid ihr ja. Komm, ich mache euch etwas Tee, ja?"
Ich bedankte mich und ließ mich neben Obito auf einem kleinen Sofa nieder.
Tomoko kam mit zwei Tassen wieder und stellte diese vor uns ab und ich trank einen Schluck.
"Ach Liebes, du hast uns ja noch gar nicht gesagt, wie du heißt", bemerkte sie plötzlich und die beiden blickten mich erwartungsvoll an.
"Yuna. Ich bin Yuna Uchiha."

Schwester einer Legende- Tor zur ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt