Dream Two

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"Schon gut... Es ist nicht deine Schuld." sprach der brünette Mann nun und sah mich mit einem traurigen Lächeln an. "Ich bin dein Vater." sagte er, mit einer etwas festeren Stimme als zuvor und zeigte anschließend auf das jüngere der beiden Mädchen. "Das ist Anna, deine kleine Schwester. Und das ist Emily, deine beste Freundin." seine Hand deutete nun auf die Ältere, welche sich nun auch selbst zu Wort meldete. "Du kannst mich jederzeit um Rat fragen! Und wir werden ganz viel zusammen unternehmen! Ich werde dir die Erinnerungen höchstpersönlich wieder einprügeln, Dizzler!" schrie sie mir fast schon entgegen, wobei sie wesentlich enthusiastischer wirkte als der Mann, der sagte er wäre mein Vater. Der Übermut von Emily, glaube ich, brachte mich leicht zum Lachen, was allen ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. "Ich heiße aber nicht ernsthaft Dizzler, oder?" fragte ich in die Runde, und musste dabei grinsen, weil alle mich ein wenig verdutzt ansahen. "Stimmt, deinen Namen weißt du ja auch nicht. Du heißt Ardian." meine Augen weiteten sich ein wenig als er dieses Wort aussprach. "Aber alle nennen dich Ardy, außer eben Emily. Sie denkt sich immer mal wieder einen neuen Spitznamen aus." sprach mein Vater nun zu Ende und lächelte mich ein wenig an, was ich erwiderte. "Wann kann er eigentlich nach Hause?" fragte mein Vater nun die Krankenschwester, die direkt eine Akte aufschlug, welche sie schon die ganze Zeit in ihrem Arm gehalten hatte. "Seine Wunden sind längst verheilt, immerhin hatten sie elf Monate Zeit dazu. Er wird wohl noch zwei bis drei Tage zur Beobachtung hier bleiben, dann können sie ihn mitnehmen." antwortete sie ihm und wandte dann ihren Blick mir zu, welchen ich nur geschockt erwiderte. "Elf Monate?! Ich lag hier elf Monate?!" fragte ich sie aufgebracht, woraufhin die Angesprochene nur stumm nickte. "Ich habe ein ganzes verdammtes Jahr meines Lebens verpasst..." nuschelte ich entsetzt, als mir eine weitere Frage in den Sinn kam. "Wie alt bin ich überhaupt?" nun sah ich meinen Vater an, welcher kurz nachzudenken schien. "Also körperlich bist du mittlerweile siebzehn, als du ins Koma gefallen bist warst du jedoch natürlich ein Jahr jünger." meinte er schließlich und seufzte traurig, was meine Laune auch nicht gerade steigerte. Das alles überforderte mich. Ich hasste es, nichts über mich zu wissen. Ich war siebzehn verdammte Jahre alt, hatte aber keine einzige Erinnerung an ein Leben.

Plötzlich spürte ich, wie mir Tränen in die Augen stiegen und ich senkte meinen Blick reflexartig auf meine Hände. "Könnt ihr bitte gehen? Ich wäre gerne alleine." flüsterte ich, so leise, dass ich mir nichtmal sicher waren ob sie es gehört hatten. Zu meinem Glück schien es aber so, da sie sich einer nach dem anderen verabschiedeten und den, nach Desinfektionsmittel riechenden, kleinen Raum verließen, der alles war was ich bisher von dieser Welt kannte.

Als die Tränen langsam begannen meine Augen zu verlassen und meine Wangen entlang zu fließen, vergrub ich mein Gesicht in dem weißen, vermutlich frisch gewaschenen Kissen und weinte mir die Seele aus dem Leib.

Wie unfair das Leben doch ist.

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And I say Bang, Bang, Bangedibang, I say Bang Bang Bangedibang.
Der Mohn blüht! *^*

Who am I? |-TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt