7 Faramir

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Der Mann schubste und stieß mich in die riesige Höhle hinter dem Wasserfall. Er brachte mich in einen, mit einem Vorhang abgetrennten, Bereich am hinteren Ende und stieß mich dort recht unsanft auf eine hölzerne Bank.

Hier sollte ich also auf mein Verhör warten.

Na, wenn dieser Herr von und zu Waldläufer dachte, dass ich ihn um Gnade anbetteln und alle kleinen Details unserer Reise ausplaudern würde, dann hatte er sich aber getäuscht. Der sollte bloß nicht denken, dass ich Angst vor ihm hätte.

Ich setzte mich aufrecht hin und wartete. Die Zeit verging quälend langsam. Naja, wer weiß, wen er hier noch gefangen hielt und an diesem Abend zu verhören gedachte. Von irgendwoher glaubte ich Schreie zu hören, aber das mochte täuschen. Ich war einfach zu müde, um mich noch großartig konzentrieren zu können. Obwohl ich dagegen ankämpfte, übermannte mich irgendwann der Schlaf.

„He, wacht auf." Eine angenehm tiefe Stimme und ein kurzer Schmerz zwischen den Rippen rissen mich ziemlich unangenehm aus einem verwirrenden Traum. Müde, und so elegant, wie mit gefesselten Händen möglich setzte ich mich auf und blinzelte den Schlaf aus meinen Augen. „Habt Ihr mich grade getreten?", fragte ich halb verwirrt, halb empört.

„Ich hab Euch aufgeweckt.", kam prompt die Antwort.

„Ich habe ein paar Fragen an Euch, und wenn Ihr sie ehrlich beantwortet, lasse ich Euch weiterschlafen. Versprochen."

Es war der Anführer der Waldläufer, mit dem ich sprach.

„Glaubt aber nicht, mich belügen zu können. Ich erkenne sofort, wenn Ihr es versucht, und dann würdet Ihr es ziemlich schnell bereuen." Seine Stimme war in ein so tiefes Knurren übergegangen, dass ich zurückzuckte und erschrocken nickte. „Gut dann..."

Er schlug die Kapuze zurück, und als ich im Schein der Fackeln sein Gesicht sah, stockte mir der Atem.

„Wer seid Ihr, woher kommt Ihr und aus welchen Gründen begleitet Ihr den Hobbit?", fragte der Mann, aber ich reagierte gar nicht. Ich starrte wie gebannt auf sein Gesicht, und schüttelte ungläubig den Kopf. Sicher, seine Augen waren größer und schauten, nun ja, weniger streng und sein Haar war heller, aber die Nase, die Gesichtsform, selbst die Körperhaltung. Es erinnerte mich so sehr an...

„Wieso antwortet Ihr nicht? Welche Motive, welche Versprechen ließen Euch diese Reise antreten?", fragte er wieder, und ich zuckte zusammen unter dem Klang seiner Stimme.

„Äh... Das geht Euch doch nichts an!", stieß ich hervor, und bereute es im selben Moment. Mein Gegenüber schien kurz verwirrt.

„Wie bitte?", fragte er, „Ich glaube aber schon. Ihr seid meine Gefangene. Und Begleiterin des Ringträgers. Streitet es nicht ab. Ich weiß bereits Bescheid."

„Tu ich nicht.", antwortete ich hastig und dann, bevor mich der Mut wieder verließ, rief ich hastig: „Darf ich Euch auch eine Frage stellen?"

„Nein." Hm, eindeutige Antwort. Aber so leicht gab ich nicht auf.

„Aber ich,... Bitte, Ihr kommt mir so bekannt vor...Ich muss es wissen. Kommt Ihr aus Minas Tirith?"

„Ich sagte: Nein! Ihr habt kein Recht, mir Fragen zu stellen.", knurrte der Mann und machte drohend einen Schritt auf mich zu. Na gut, er konnte schon ganz schön einschüchternd sein. Aber trotzdem...

„Ach bitte.", piepste ich, „Bitte beantwortet nur diese eine Frage, dann werde ich auf alles eine Antwort geben, was ihr von mir wissen wollt. Ich verspreche es."

A Bit Of Lost Love/ #Wattical Award 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt