10 Kampf um verlorene Ruinen

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Als wir auf die Stadt, oder eher das, was davon übrig war, zusteuerten, wurde mir etwas flau im Magen. Ich hatte keine Ahnung, was es hier noch zu verteidigen gab. Osgiliath war eine Ruine. Trotzdem schien der Anführer der Soldaten in der Stadt heilfroh zu sein, uns endlich zu Gesicht zu bekommen. Im Moment herrschte sowas wie eine Feuerpause, die Faramir nutzte, um dem ältlichen Mann klar zu machen, wer die beiden Halblinge waren, die er mitgebracht hatte. Ich war für den Moment vergessen, deshalb setzte ich mich auf eine umgefallene Säule und beobachtete das Gespräch zwischen den Männern. Ich hätte den beiden Halblingen gerne geholfen, wusste aber nicht wie. Frodo sah gar nicht gut aus, er schwankte und konnte kaum aufrecht stehen. In Sams Augen funkelte es wütend. Er schrie Faramir irgendetwas entgegen. Ich konnte blöderweise nicht verstehen was, weil in dem Moment neben mir eine Hauswand mit lautem Krachen zusammenbrach, aber Faramir schien darüber nicht sonderlich erfreut zu sein.

„Lasst ihn gehen, bitte!", hörte ich Sam betteln und seufzte. Glaubte er wirklich, mit dieser Mitleidstour etwas erreichen zu können?

Faramirs Gesicht nach nicht, aber gerade, als der zu einer Antwort ansetzte, ächzte Frodo „Sie sind hier. Sie sind gekommen.", dann erfüllte ein markerschütternder Schrei die Luft, und am Himmel erschien ein geflügeltes, drachenartiges Wesen, auf dem eine schwarze Gestalt ritt.

Entsetzt sprang ich von meiner Säule, während Faramir panisch „Naz Gûûûûl!!" schrie. Ach nee, wirklich? Wo denn, ich seh gar nichts, dachte ich grimmig, während ich hinter einer schiefen Wand Deckung suchte. Was wollten diese Viecher denn hier? Osgiliath war doch so gut wie gefallen, wozu schickte Sauron da noch seine Elitekämpfer? Die Antwort fiel mir siedend heiß ein, als ich sah, wie Frodo mit zitternden Schritten die Treppen zur Mauer hinaufeilte, und dabei an seiner Halskette zog. Oh nein, der wollte denen doch nicht ernsthaft den Ring geben? Tatsächlich steuerte er direkt auf einen der schwarzen Reiter zu. Oh, dieser Volltrottel. Jetzt brauchte er wirklich Hilfe. Sam war seinem Herrn dicht auf den Fersen, aber der hielt jetzt schon den Ring in die Höhe. Toll, was jetzt?

Das Vieh musste irgendwie von Frodo abgelenkt werden. Also tat ich, naja das erstbeste, was mir einfiel. Ich sprang aus meinem Versteck, griff nach einem Stein und schleuderte ihn auf das Drachentier des Naz Gûls. Der Stein flog meterweit daneben. Natürlich, Reiter und Reittier waren außer Reichweite. Trotzdem bewirkte der Stein etwas. Das Vieh kreischte und zuckte zurück, und ließ den Blick suchend über die Trümmer wandern.

„Hier bin ich, hässliche Eidechse!", schrie ich, und warf dem Reiter einen weiteren Stein entgegen. „Lass die Halblinge in Ruhe, du Aushilfsbettlaken!"

Ich sah, wie Sam auf Frodo zustürzte und ihn zu Boden warf, während der NazGûl ein schwarzes Schwert zog. Dann wurde ich plötzlich von zwei starken Händen gepackt und in die Überreste einer Erdgeschosswohnung gezogen, wobei mir vor Schreck ein leises Quieken entfuhr. „Seid Ihr wahnsinnig?", hörte ich eine altvertraute Stimme, dann drehte Faramir mich zu sich herum, und hielt mich an den Schultern fest. In seinen schönen blauen Augen brannte es, „Wollt Ihr Euch umbringen, oder was glaubt Ihr, tut Ihr da?" fragte er und ich stöhnte leise, weil seine Finger sich ziemlich schmerzhaft in meine Schulter bohrten. „Das, wofür ich hier bin.", zischte ich verbissen, „Ich passe auf Frodo und Sam auf. Ich bin Leibwächterin, schon vergessen?"

Faramir ließ mich los und nickte anerkennend. „Ja, und was für eine. Das war sehr mutig von Euch... Aber nichtsdestotrotz töricht... und lebensgefährlich." Er räusperte sich und spähte an mir vorbei, aus dem Fenster. „Wir müssen irgendwas gegen diese Dinger unternehmen.", sprach er zu sich selbst. Ich stellte mich neben ihn und zuckte die Schultern. „Sie hassen Feuer, brennt einfach die Stadt nieder." Gut, das war ein dummer Witz, aber als ich Faramirs entsetztes Gesicht sah, musste ich trotzdem kurz lachen. „Oder Ihr lasst Frodo endlich gehen. Es ist der Ring, der sie anzieht. Das hier hätte nämlich nicht passieren müssen, wenn Ihr nicht unbedingt vor Eurem Papa den großen Helden spielen wölltet."

A Bit Of Lost Love/ #Wattical Award 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt