Von öffentlichen Orten, "Nein" und Dner

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Stolz auf mich selbst und trotzdem absolut enttäuscht lief ich dann nach Hause.

Ich versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich Felix jetzt nicht mehr sehen würde. Hoffentlich musste ich nicht mehr an seinem Haus vorbei gehen, denn ich würde garantiert klingen. Immerhin spürte ich bereits jetzt, dass ich ihn unheimlich vermisste.

Wie lange es wohl dauern würde, bis ich mich daran gewöhnt hatte ihn nicht mehr jeden Tag um mich zu haben...nicht mehr jeden Tag mit ihm zu schreiben und auf seine Gute Nacht Nachricht zu warten, damit ich besser schlafen konnte.
Wie lange ich wohl brauchen würde um mir andere Freunde zu suchen. Felix und seine Freunde waren immerhin mein einziger Anhaltspunkt gewesen. Mit Elisa könnte ich jetzt auch nicht sonderlich viel erleben, da sie ja offiziell mit Izzi zusammen war und der mich garantiert auch nicht mehr sehen wollte.
Ich war immer der Ansicht, dass ich alles hatte. Ich war absolut glücklich. Ich hatte Felix, ich hatte seine Freunde, die ich auch zu meinen Freunden wurden und ich war nicht mehr alleine.
Vielleicht war es einfach zu schön um wahr zu sein.

Wer bleibt auch mit einem Typen befreundet, der dir ins Auto fährt?
Aber es war einfach anders gewesen...Und irgendwie halt besonders, auch wenn es ein Schock war.

Ich bereute nichts von dem, was in den letzten Wochen und Monaten passiert war.

Mit den Händen in den Taschen lief ich geradewegs auf meine Wohnung zu. Alles, was ich wollte war mein Bett. Der erste Tag ohne Felix' Geruch in der Nase beim Einschlafen.

Gott, wann bin ich so melodramatisch und kitschig geworden?
Hinter mir ertönten laute Schritte, die beachtlich schnell näher kamen.
„Halt jetzt gefälligst an!"

War das Felix?

Ich ließ den Kopf sinken und beschleunigte meine Schritte. Vielleicht würde er ja irgendwann aufgeben. Er musste jetzt nicht noch einen draufsetzen. Er hatte mir jetzt genug weh getan.

„Halt jetzt an verdammt!"

Genau in dem Moment berührte mich eine Hand und zwang mich zum Stehenbleiben.
Felix schob sich in mein Sichtfeld und atmete hektisch. Er hatte sich anscheinend wirklich beeilt.
Er hatte sich eine Kapuze über den Kopf gezogen und seine Haare lagen wirr über seine Stirn verteilt. Wenigstens war er so schlau und hatte sich etwas wärmeres angezogen.

„Was sollte das grade?", fragte er entgeistert und sah mich durchdringend an.

„Ja was wohl?", stellte ich als Gegenfrage.

Er hob die Augenbraue.

„Warum bringst du mir meine Sachen wieder?", fragte er. „Ich dachte, wir wollten reden?"

„Reden?", sagte ich spöttisch. „Nachdem du mit einem Karton voll mit meinem Krempel bei mir vor der Haustür auftauchst und dann einfach verschwindest... Da denkst du, dass ich vorbei komme und einfach reden will? Ich habe versucht mit dir zu reden, aber du wolltest es ja nicht hören!"

Ich redete mich absolut in Rage und stieß ihn an den Schultern von mir weg um an ihm vorbei zu gehen.
„Was ist so schwer daran einen verdammten Karton aufzumachen?", schnaubte Felix. „Ich fasse es nicht."

„Ja dann fass es wo anders und verschwinde. Ich will nach Hause."; entgegnete ich.

Er packte mich wieder an der Schulter, aber ich schüttelte seine Hand von mir.

„Lass mich jetzt."

„Nein?", sagte er entgeistert. „Ich hab mir das hier alles ein bisschen anders vorgestellt."

„Ach. Und du denkst ich mag es auf der offenen Straße zu diskutieren? Was bitte hast du dir denn anders vorgestellt?"

„Na unser Wiedersehen halt.."

„Achso. Natürlich. Was kann man sich denn bitte anders vorstellen wenn man mit einem Karton vor der Haustür auftaucht, nachdem man 12 Tage einfach mal nicht da war und wegen einem Missverständnis einfach alle seine Erinnerungen an eine gewisse Person abgibt? Ich glaube daran kann man nichts falsch verstehen."

„Anscheinend schon wenn man den scheiß Karton nicht aufmacht!", schnauzte er mich an und lief neben mir her.

„Jetzt verschwinde endlich. Wenn du mich aus deinem Leben löschen willst, dann geh jetzt auch nach Hause und mach das!"

„Nein?"

„Was nein?"

„Nein halt. Ich komme mit zu dir."

„Nein!"

„Du wolltest reden, also reden wir."

„Ach auf einmal willst du reden?", fragte ich entgeistert und blieb stehen. „Ich habe es vorhin versucht, aber du hast mir ja keine Chance gegeben."

„Ich dachte der Karton sagt alles."

„Hat er. Ich will nicht mehr reden."

„Ja anscheinend hat er das nicht. Gott, jetzt lass mich einfach mitkommen und gut ist."

Warum zum Teufel mussten wir hier an einem öffentlichen Ort so lauthals diskutieren.

Ich hatte es immer noch nicht richtig realisiert, dass Felix wieder da war und das so gesehen alles zu Ende war und auf einmal lief er neben mir her und stellte mich zur Rede wegen Dingen, die er getan hatte!

„Ich möchte aber nicht!"

„Meine Fresse. Warum sind Frauen nur so kompliziert."
„Ich bin nicht kompliziert, du verste..."

„Ist klar. Ich komme auf jeden Fall mit rein, ob du willst oder nicht."

Ich grummelte vor mich hin und ging weiter in Richtung meiner Wohnung.
Dort angekommen, schloss ich die Türen auf und ließ Felix widerwillig mit rein. Ich lief schnurstracks in mein Zimmer und schloss die Tür knallend hinter mir.

Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, warf meine Tasche in die Ecke und warf mich mit dem Gesicht voran in mein Bett.

Eine Minute später wurde die Tür geöffnet.

„Geh weg.", murmelte ich durch das Kissen.

„Nein.", sagte er und stellte etwas neben mir ab.

Ich lugte zwischen dem Kissen und meinen Haaren hervor und sah den Karton. Dieses scheiß Ding. Ich hatte langsam genug davon [A.N.: Und von dem Wort....Es nervt :D ]

„Man, es reicht mir langsam.", sagte ich und richtete mich auf um ihn anzusehen.

„Mir reicht es auch!", sagte er wütend und riss den Deckel des Kartons ab.

Ich wollte das gar nicht sehen. Mein Herz schmerzte schon alleine bei dem Gedanken daran, dass nichts mehr von mir in seiner Wohnung war.

Als Felix anscheinend merkte, dass ich keine Anstalten machte mir den Inhalt genauer anzusehen, hob er den Karton hoch und schüttete den gesamten Inhalt auf meine gekreuzten Beine.

Ziemlich schnell bemerkte ich, dass kein Gegenstand davon mir gehörte.

"Da hast dus!", sagte Felix und fuchtelte mit seinen Händen zwischen unseren Gesichtern herum. "Ich hab dich nicht gelöscht oder irgendwas in der Art. Ich wollte dir nur Zeit geben um das alles zu verdauen. Und dann wollte ich reden. Über uns."

Ich sah zu ihm hoch und er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

"Uns?", fragte ich verwirrt.

"Schau dir das Zeug an, Kyra."

Kein Ding fürn King (Dner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt