Von Autofahrten, Unterhaltungen und Dner

6.8K 335 22
                                    

„Soll ich dich mitnehmen? Es ist das Mindeste was ich tun kann.“, sagte er und sah zu Boden.

„Das wäre unheimlich nett.“, gab ich zurück.

Mir fiel im Inneren ein Stein vom Herzen, auch wenn ich nicht ganz glücklich darüber war wer mich nach Hause bringen würde.

Felix zog seine Autoschlüssel aus der hinteren Hosentasche und nickte in Richtung seines Wagens.

Es war eine Art Geländewagen nur ein bisschen kleiner. Die hinten Scheiben waren getönt und die Sitze waren aus dunklem Leder.
Leider hatte ich überhaupt keine Ahnung von Autos, sonst hätte ich bestimmt rausgefunden, was das hier für ein Auto war. Aber so lange es fuhr, war mir egal ob es jetzt ein Honda war oder nicht.

Ich kletterte auf den Beifahrersitz und schnallte mich an, während er bereits den Motor startete.

„Wo musst du hin?“, fragte er als er das Licht anmachte.
Die Scherben auf dem Boden glitzerten und ich trauerte aufs Neue meinem Auto hinterher.

„Einfach gradeaus. Ich sag dir Bescheid, wenn wir abbiegen müssen.“

Felix‘ Auto war im Inneren aufgeräumter, als ich erwartet hatte. Außerdem schwebte im ganzen Wagen sein Geruch umher, der etwas richtig verführerisches hatte. Wie sollte man Gerüche beschreiben. Er roch herrlich, soviel dazu.

An dem Rückspiegel baumelte ein DogTag mit irgendwelchen Namen darauf. Es war zu dunkel und die Schrift war zu klein um es zu lesen.

Während Felix sicher durch die Straßen fuhr und sich ausnahmsweise an die Straßenverkehrsregeln hielt, fragte er mich aus. Wie alt ich war. Wieso ich hier war. Wo ich wohne. Was meine Hobbies sind.

Ich zog eine Augenbraue hoch und wandte mich zu ihm.

Er lächelte entschuldigend und sagte dann, dass er ein chronisch neugieriger Mensch sei.

„Okay.“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Ich bin 20.“

„Cool. Ich auch.“, sagte er und lächelte breit.

„Das Auto, was du vorhin gerammt hast, gehört meinen Eltern. Ich habe es mir ausgeliehen um meine letzten Sache nach Köln zu fahren, weil ich dort diese Woche offiziell hinziehen werde.“

Bei der Erwähnung des Wagens verzog er den Mund, doch dann sah er kurz zu mir.

„Ich…Ich wohne auch in Köln.“

„Im Ernst?“, fragte ich und klang wahrscheinlich genervter als ich war.

Keine Ahnung, ob es so von Vorteil war, dass wir in der selben Stadt wohnten. Klar war es immer von Vorteil in einer Großstadt schon Leute zu kennen, aber wenn ausgerechnet diese Leute dein Auto rammen, war das nicht gerade ein positiver Punkt.

„Mhmh.“, machte er bestätigend.

„Und was machst du dann hier?“, fragte ich verwirrt.

Er sah aus dem Seitenfenster und kurze Zeit schien er meine Frage gar nicht mitbekommen zu haben, doch dann wandte er sich zu mir und räusperte sich.

„Ich besuche einen Freund.“

„In Hannover? Obwohl du in Köln wohnst?“, fragte ich verwirrt.

„Meine Freunde sind alle Deutschlandweit verteilt.“, erklärte er. „Zwar habe ich auch Freunde in Köln, aber ich fahr ziemlich gerne einfach mal weg.“

Ich nickte. Was er sagte, fand bei mir Zustimmung.

„Aber es wird dir sicherlich in Köln gefallen. Ist eine echt schöne Stadt.“, sagte er um die Unterhaltung aufrecht zu erhalten.

„Ich hoffe.“

„Was machst du eigentlich? Studierst du dann in Köln?“, fragte er neugierig.

„Jap.“, sagte ich und beobachtete die Straßenpfeiler an der Seite. „Lehramt.“

„Interessant.“, kam es von ihm.

Ich nickte vor mich hin während ich fast geistesabwesend aus dem Fenster starrte.

„Soll ich dich rumführen, wenn ich wieder zurück bin?“, fragte er vorsichtig.

„Ich glaube, dass schaffe ich auch alleine.“, konterte ich.

„Okay.“, sagte er und klang ein wenig verunsichert. „Aber wenn du Hilfe brauchst, melde dich ruhig.“

Ich runzelte die Stirn so, dass er es nicht sehen konnte. Wie sollte ich mich bitte bei ihm melden? Wenn er mir jetzt ganz klischeemäßig seine Handynummer geben wollte, dann konnte er das knicken.

„Wir müssen jetzt gleich links.“, sagte ich schließlich.

Felix deutete auf eine Abbiegung und ich nickte.

Nachdem ich ihn durch die kleine Wohnsiedlung gelotst hatte, hielten wir schließlich vor meinem Elternhaus.

„Danke sehr.“, sagte ich als ich mich abschnallte.

„Kein Problem.“, sagte er. „Sag deinen Eltern, dass mir das mit dem Auto schrecklich Leid tut.“

„Wir haben ja noch nen Zweitwagen.“, sagte ich um endlich verschwinden können.

Ich öffnete die Tür, aber ich wurde zurück gehalten. Felix‘ warme Hand lag auf meinem Unterarm und hielt mich am Platz fest.

„Ich..ich… Warte kurz.“

Er beugte sich zu mir und öffnete dann sein Handschuhfach. Er kramte einen Flyer von Joey’s Pizza hervor und einen Eding. Mit ziemlich unordentlicher Handschrift schrieb er mir eine Zahlenkombination auf und reichte mir dann den Flyer.

Stirnrunzelnd nahm ich den Zettel entgegen.

„Du kannst ihn sofort wegwerfen, wenn du drin bist, aber ich will es wenigstens versucht haben.“, murmelte er.

Ich nickte einfach nur und wand mich dann zum Gehen.

„Tschüss Kyra.“

„Tschüss Felix.“

Ich stieg aus dem warmen Auto in die kalte Abendluft und schloss die Tür hinter mir. Felix beobachtete mich vom Steuer aus, während ich den schmalen Kiesweg zur Eingangstür entlang ging.

Als ich die Tür aufschloss, trat ich sofort ein ohne mich ein letztes Mal umzudrehen.

Kein Ding fürn King (Dner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt