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Ich ließ den Kalender zurück in die Schublade gleiten, bevor ich mich langsam erhob und den Raum verließ. Das alles geschah wie in einer Art Trance. Mein Verstand hatte sich komplett ausgeschaltet. Alle Gefühle, alle Emotionen waren aus meinem Körper gewichen und hatten so der Leere Platz gemacht.

Kalt zu sein hätte durchaus seine Vorteile. Man könnte nicht verletzt werden, jedenfalls nicht psychisch und Angst hätte man auch nicht mehr. Leider konnte ich nicht einfach in diesem Zustand bleiben, dass war nicht meine Natur und so sehr ich mich auch gegen sie stellte, dass war einfach unmöglich.

Meine Füße trugen mich zurück in mein Zimmer und zu meinem Bett. Mit Schwung ließ ich mich in die Kissen fallen. Langsam schien das zur Gewohnheit zu werden. Etwas schlimmes passierte und kurz darauf lag ich wieder auf meinem Doppelbett und starrte gedankenverloren an die Decke.

Tommylein. Womit haben wir das verdient? Du beherrscht von deinem dunklen Wolf und ich die rechte Hand des Bösen. Eine Liebesgeschichte ohne Aussicht auf ein Happyend. Das könnte ein Shakespeare Stück sein. Wie Romeo und Julia. Am Ende wären wir beide Tot.

Und dann brachen die Dämme. Die Leere in mir wurde überflutet mit Trauer, Hass und Wut. Tränen flossen wie ein Wasserfall aus meinen Augen und ich begann unkontrolliert zu schluchzen. Das hier machte mich Krank! Das Alles! Wieso konnte mein Leben nicht einmal etwas gutes für mich bereit halten?

Hatte ich nicht schon genug durchgemacht? Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben! Mein Vater hasste mich mehr als alles andere auf dieser Welt! Mein Bruder war Psychopath mit Wahnvorstellungen und mein Mate hatte den sehnlichsten Wunsch mir die Kehle zu zerreißen. Klingt nicht gerade nach einem Disneyfilm!

Wütend donnerte ich das Kissen gegen den Kleiderschrank, der kurz wankte, dann aber wieder still stand. Wild trat ich um mich, schrie und peitschte mit den Armen gegen die Matratze. Meine Fäuste schlugen abwechselnd auf das, noch vorhandne, Kissen ein. Nachdem ich meinen Tobsuchtsanfall beendet hatte, vergrub ich mein Gesicht in der Decke und weinte.

Ich konnte nicht mehr aufhören, auch wenn mit Sicherheit über die Hälfte meines Körpers bereits ausgetrocknet war. Jetzt bräuchte ich Shannon, die mich liebevoll runtermachte, um mir zu zeigen, dass nicht alles verloren war. Wie sehr ich meine Beste Freundin vermisse!

Plötzlich flog die Tür auf und jemand betrat den Raum. Da mein Gesicht immer noch bedeckt war, erkannte ich nicht wer. Die Person trat an das Bett heran und ließ sich neben mir nieder. "Avery?" fragte sie. Die Stimme kam mir bekannt vor, Auch gefiel sie mir, sie hatte Irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich.

Ohne zu überlegen, schmiss ich mich ihm in die Arme. Ja, ihm, es war definitiv ein Mann. Ich japste nach Luft und vergrub mein Gesicht in seinem Shirt. "Shhh! Alles wird gut, Süße!" murmelte er in mein Ohr. Seine warme Hand strich mir leicht über den Rücken, bevor er meine Umarmung erwiderte.

Er roch gut. Das klang zwar Komisch, aber es war wahr. Es kam mir so bekannt vor, so vertraut und doch nicht greifbar. Wie eine Strophe aus einem bekannten Lied. Du erinnerst dich an Sie, doch kannst sie keinem Song zuordnen. Nochmals schnupperte ich. Ein Hauch Minze. Eigentlich mochte ich keine ...

Warte! Das Duschgel heute morgen! Er roch nach dem Männer Shampoo! Automatisch kuschelte ich mich noch näher an ihn. Er legte seine Arme um meine Hüfte und hielt mich fest umschlossen. Es fühlte sich an, als bräuchte er meine Nähe gerade genauso stark wie ich seine.

Vorsichtig drückte er mir einen Kuss auf den Scheitel. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus und ich konnte gerade noch ein seufzen unterdrücken. Mit einem angenehmen kribbeln im Bauch und seinen Armen um meine Hüfte schlief ich ein.

My stupid Soulmate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt