Schweigen. Schon als kleines Mädchen konnte ich nicht ohne ein Hörbuch einschlafen. Die Stille der Nacht hatte mir grauenvolle Angst gemacht. Diese Situation fühlte sich an wie ein Deja vu an. Als wäre ich in die Vergangenheit zurück versetzt und doch war es nicht das selbe.
Die Blätter raschelten und hin und wieder nahm ich das atmen einer anderen Person wahr, doch nichts, dass mir ein Hinweis auf das Kommende hätte geben können. Der Schal juckte an meinem Hinterkopf, doch ich weigerte mich dem Drang sich zu kratzen nachzugeben. Wenn ich es täte, würden sie mich dann wieder schlagen? Treten?
Jemand kam auf mich zu. Dumpf traten seine Füße auf dem Waldboden auf. Ich zuckte zusammen, als eine Hand sich sanft auf meine Schulter legte. Die Person strich mit dem Daumen über meine nackte Haut, während ihr Griff fester wurde. Ich zog tief Luft ein und entspannte mich. Das Aftershave kam mir bekannt vor. Sehr bekannt. Es war Thomas, keine Frage.
"Rudel." Begann er mit der üblichen alpha stimme." Da ich dies heute nur schnell hinter mich bringen will, wird es ein paar Änderungen geben." ein Murren ging durch die Menge. "HAT JEMAND EIN PROBLEM DAMIT?!" Bellt er aggressiv und sofort war es wieder still.
"Dann ist es ja gut!" er schnaubte, ehe er meine Hände packte. Mit einem Ruck drehte er sie mir auf den Rücken. Etwas raues legte sich um meine Handgelenk. Es zog sich enger, bis ich keine Bewertungsfreiheit mehr hatte. Erst nach längerem überlegen verstand ich, dass es ein Seil war.
War das die Regeländerung? Ich würde mich nicht wehren können, wenn er mich Angriff? Hoffentlich brachte er es schnell hinter sich. Lippen legten sich an mein Ohr und ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren. "Es Tut mir Leid, Babe." Flüsterte er heiser. Eine Träne viel auf meine Schulter. Schnell hauchte er mir einen Kuss auf den Hinterkopf, dann war er auch schon weg.
"Ohne weitere Umschweife. Ich werde sie mit der Armbrust erschießen!" Ich zog scharf die Luft ein. Wie schnell starb man, wenn ein Pfeil dein Herz durchbohrte? Würde es noch lange schlagen? Thomas trat ein paar Schritte zurück.
Ein Klacken ertönte und obwohl ich diese Geräusch noch nie gehört hatte, war ich mir sicher, dass er die Waffe gerade entsichert hatte. Die Anspannung war fast zum greifen nah. Gedanklich stellte ich mir schon vor wie er schoss, als eine sehr bekannte Stimme das Wort ergriff.
"Halt!" schrie sie hysterisch "Wo sind denn eure Manieren? Hat eine Todgeweihte nicht immer einen letzten Wunsch, der ihr oder ihm erfüllt werden muss?" Man hörte die Angst in Chiaras Worten, doch sie hatte recht. Wenn es eine wirkliche Hinrichtung war, dann hätte ich noch eine Bitte, die erfüllt werden musste.
Nikolas stöhnte neben mir auf. Obwohl ich ihn nicht sah, wusste ich, dass Thomas sich gerade durch das rotblonde Haar fuhr. "Gut! Sprich Avery! Was willst du?" Ich überlegte. Das allerletzte, was ich wollte? Ich hatte den Kuss, die Versöhnung von Chiara und Minho war so gut wie sicher. Was noch?
"Fünf Minuten Zeit zum Sprechen." rief ich schließ. Das Gemurmel ging wieder los, doch Nikolas half mir langsam auf die Füße. Thomas gewährte es mir wohl. Er drehte mich in Richtung Tribüne und legte mir eine Hand auf den Rücken. Ich nahm das als mein Zeichen und begann.
"Ich bin ein gefallener Engel. Die meisten wissen es bestimmt schon, falls nicht, dann jetzt." Es war komisch mit einer schwarzen Wand zu reden, aber ich sprach einfach weiter. "Auch wenn ihr mir jetzt vielleicht nicht glauben werdet ..." ich machte eine Pause "... Ihr seid als Marionetten in dem Theaterstück meines Bruders. Ich weiß wirklich nicht wie er es geschafft hat, aber es ist so. Jede einzelne eurer Bewertungen wird beobachtet und das von einer der unschuldigsten Personen, die ihr kennt."
"Was sagt sie da?" flüsterte jemand, doch ich konnte ihn nicht identifizieren.
"Es war einfach für sie. Ich konnte auch lange verstecken wer ich bin. Nicht war Sophie? Du warst ein wirklich guter Maulwurf, wenn man den Worten meines psychisch gestörten Bruders glauben schenken will. Was genau er vorhat, weiß ich nicht, aber ich finde wenigstens das solltet ihr wissen."
Ich sank wieder auf meine Knie, als eine flache Hand mein Gesicht traf. Ein ziehender Schmerz durchfuhr meine Wange und zog sich hoch bis zu meinem Ohr. "Du beschuldigst meine Schwester ein Verräter zu sein?" schrie einen Stimme und einzelne Spucketropfen landeten ein meinem Haar.
Ohne zu zögern zerriss ich das Seil, welches meine Handgelenke zusammen hielt. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Hand gekommen war und schleuderte meine Faust direkt in dem Magen des Jungen. Er taumelte. Diesen Moment nutzte ich und wirbelte herum. Meine Beine rissen ihm den Boden unter den Füßen weg und er schlug hart mürbstem Kopf auf. Ich grinste in mich hinein. Dieser Typ hatte es nicht anders verdient und wirklich stark verletzt hatte ich ihn nicht.
Nikolas zog mich wieder zurück und drückte mich hart auf den Boden. "Lass es lieber." flüsterte er, doch er klang ebenfalls belustigt. Ich nickte stumm.
"Ich kann mich nicht erinnern, dir erlaubt zu haben, sie anzufassen!" schrie mein Mate und verpasste ihm einen Schlag in die Magengrube. Was man nicht alles hört, trotz verschlossener Augen.
Man hörte die Luft sausen, als er ihn erneut schlug. Wieder und wieder gab der Junge erstickte schreie von sich und qualvolles Gestöhne. Irgendwann brach Tommy die scheinbar endlose Folter ab und ging zurück auf seine vorherigen Platz.
"Können wir jetzt endlich anfangen?!" brüllte er und hob die Armbrust auf. "Gut." Ich könnte förmlich sehen wie er sie lud und langsam auf mein Herz zielte. Meine Atmung ging unregelmäßig und der Schweiß floss mir in Strömen den Rücken hinab. Ängstlich verknotete ich meine Finger miteinander und spielte mit dem kleinen silbernen Armband.
Auf einmal wurde ich mit Druck nach hinten geschleudert und ein grauenvoller Schmerz durchfuhr meine Schulter. Blind griff ich nach dem spitzen Pfeil, welcher in meiner Haut steckte. Er hatte mein Kleid sauber durchbohrt.
"Super Schuss, Alpha Thomas!" rief Nikolas und ein paar klatschten. Was war den daran so toll? Er hatte mein Herz verfehlt und das nicht gerade kapp! Oder wollte er mich verbluten lassen?
Vorsichtig riss ich das Stück Holz aus meiner Schulter und knallte es vor mir auf den schlammigen Waldboden. Ich drückte meine Hand auf die klaffende Wunde und versuchte den Blutfluss zu stoppen. Vergeblich.
"So. Jetzt wollen wir es aber hinter uns bringen." rief Hector und eilte an mir vorbei über den Platz. Er klopfte kurz auf meine Schulter, was mich zusammenzucken ließ. "Sorry." nur ein flüstern, doch ich verstand es. Bestimmt lag das daran, dass meine Ohren und das damit verbundene hören momentan der einzige nützliche Sinn war.
Nikolas hielt meine Arme über meinen Kopf und wollte sie wieder zusammen binden, doch ließ es dann bleiben. Wahrscheinlich wieder ein Blick von Tommy.
Dann war es wieder still. Grausames Schweigen. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich Angst haben, dass man mein Herz schlagen hören könnte. Wie in Zeitlupe legte Thomas den Pfeil in die Öffnung. Langsam spannte er ihn ein. Man könnte den Gummi leicht schwingen hören.
Er suchte sich eine bequeme Position und drückte mit seinen Schuhen den Boden fest. Das leise klacken der Sicherung erklang. Es würde nicht mehr lange dauern. "Ciao Avery." flüsterte Nikolas und ließ meine Arme los.
Dann drückte Tommy den Abzug und als ich den markerschütternden Schrei hörte, wusste ich, dass es vorbei war.
Hey meine Süßen ❤️
Keine Sorge! Es geht noch weiter XD
Ich hatte heute ausnahmsweise mal eine kreative Phase ;)
Nur mal so:
Falls ihr dieses Buch in einem Laden kaufen könntet, würdet ihr es tun?
Warum/ warum nicht?xoxo
xXDornenKindXx
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My stupid Soulmate
WerewolfAvery ist anders. Ihr Leben war nie einfach und das Wort 'Frieden' ist ihr fremd. Sie kämpft Tag für Tag mit sich selbst oder besser gesagt ihrem Wesen. Den Drang zu Töten und Menschen leiden zu sehen. Als sie ihren Mate trifft, wird ihr Leben noch...