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Der schwarze Mann. Er klopft an Türen, wenn Kinder allein zuhause sind, doch alsbald sie diese öffnen, so nimmt er die kleinen mit sich. Er reißt ihnen die Seelen aus dem Leib, bis sie nur noch eine leere Hülle sind. Nur ein einziger Schrei entflieht ihren Kehlen, auf dem Weg in die ewige Dunkelheit. Auf Erden ist er nur ein Schatten. So alltäglich und doch eine Gefahr. Ohne sein Haus zu verlassen wandelt er so durch die Dörfer und sammelt Kraft. Er tötet nicht nur zum Vergnügen, sondern für das ewige sein.

Oft hatte mein Bruder mir begeistert von ihm berichtet. Während ich vor Angst in die pinke Wolldecke gekuschelt seinen Worten lauschte, hatte er schon alles genauestens geplant. Nevis war nie gut, doch für so hinterhältig hatte ich ihn wirklich nicht gehalten. Er war ein verdammtes, böses Genie!
Mein Bruder war an allem Schuld! Er hatte von Thomas Krankheit gewusst und nichts dagegen unternommen. Im Gegenteil! Nevis hatte es für seine Zwecke missbraucht.

"Glaubst du mir also?" fragte der falsche Thomas grinsend und fuhr sich durch das pechschwarze, nach hinten gegellte Haar. Ich starrte ihn nur stumm an, zu eingeschüchtert war ich von dem mir eben offenbarten. "Zu abwegig dürfte es für einen gefallenen Engel ja wohl nicht sein, oder Avery?" er trat einige Schritte näher. Wie angewurzelt blieb ich auf der Stelle stehen und wartete ab. Wenn er das war, was er behauptete zu sein, dann gab es ohnehin keine Möglichkeit zu fliehen. "Sag nicht, es hat dir so die Sprache verschlagen." Lachte der Junge, mit dem Aussehen meines Mates.
"Eigentlich nicht." gab ich schließlich zurück. Ich hatte eh schon schwach genug gewirkt. "Ich habe eher überlegt, wie ich dich jetzt nennen soll, denn weiß Gott, ich werde dich nicht mir du 'dunkler Herr' ansprechen." Meinte ich frech und ignorierte die Tatsachen, das wir nur noch wenige Meter getrennt waren.

"Chase." knurrte er säuerlich. "Ich heiße Chase." seine Krallen bohrten sich in die käsigen Handflächen, während er mich weiter anfunkelte. Ein verzweifelter Versuch seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen.
"Ach Chasey." seufzte ich gespielt theatralisch. "Wie soll das hier nur enden! Du ein Montague und ich eine Capulet?" Ich ging auf die Knie und legte mir die Hände auf das Herz. "Mein Vater wird dies nie erlauben! Oh Chase! Soll es wirklich so enden? Wir beide für immer vereint im Tode?"

Grinsend sah ich zu ihm auf. Er schien nicht im geringsten überrascht von meiner Shakespeare Einlage. Leicht genervt zog er mich wieder auf die Beine. "Sehr lustig, Schatz, aber könnten wir uns nun wieder auf das wesentliche konzentrieren?" er seufztet genervt.
"Oh Chase! Chase! Schwöre mir nur deine Liebe, und ich will keine Capulet mehr sein!" ich kicherte. Diese Situation war einfach zu seltsam. Ich stand im Wald vor dem Wesen, dass mich töten wollte und zitierte Juliet Capulet.

"Avery!" Bellte Chase und sah mich mit einem Blick an, der hätte töten können. Als ich nicht reagierte, packte er mich wütend am Handgelenk und zog mich hinter sich her durch den Wald. "Wir bringen dich jetzt mal zu deinem Bruder. Nevis wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf dich." Ich stolperte überrascht hinter ihm her. "Er ist übrigens gar nicht erfreut darüber, dass du noch lebst." Aua. Seine Aussage versetzte mir einen Stich. Hatte mein Bruder mich wirklich nie geliebt? War ich ihm so egal?

"Lass mich los!" Jammerte ich genervt und versuchte mich loszureißen. Sein Griff blieb allerdings fest. "Chase!" nervte ich ihn weiter. "Hör auf!"
Mit aller Kraft rammte ich meine Füße in den Boden, doch obwohl die Erde sich unter meinen Schuhen teilte, setzte er seinen Weg fort. Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. "Sagst du mir wenigstens, wo genau wir hin gehen?" meckerte ich. Mittlerweile hatte ich aufgegeben und lies mich einfach von ihm herum schleifen.
"Zu Nevis. Mehr musst du nicht wissen."

"Ach komm schon!" bettelte ich, wie ein kleines Kind. Er ignorierte mich weiterhin gekonnt. "Dann halt nicht!" Ich verdrehte die Augen. "Mit dieser Lebenseinstellung machst du dir keine Freunde, Chase!" Er antwortete nur mir einem kehligen Knurren.
Plötzlich lies er meinen Arm los. "Wir sehen uns gleich wieder, aber vorher muss ich jemanden loswerden." Dann verpuffte er in eine schwarzen Rauchwolke.
"Angeber." murmelte ich und rappelte mich auf. Der dachte doch nicht ernsthaft, dass ich hier auf ihn warten würde?! Ich strich mir das Shirt glatt und sah mich um. Wald. Nichts als Wald. Alle Richtungen sahen so gleich aus. Ich beschloss einfach in eine Richtung zu laufen, da ich nicht einmal wusste wohin der nicht-Thomas mich gebracht hatte.

Ich konnte es immer noch nicht richtig glauben, dass er mich hier einfach zurückgelassen hatte. Dachte er ich würde ihm nicht entkommen? Verwirrt stapfte ich los. Wenn dies der dunkle Wolf gewesen war, dann war er wohl die Verkörperung alles bösen in meinem Leben. Wäre er nicht, so würde ich friedlich mit Thomas als Mate ein Rudel leiten. In ein oder zwei Jahren vielleicht ein Kind haben. Ich wollte schon immer einen Sohn, mit dem Namen Arthur. Eine einzelne Träne rann mir die Wange hinab, welche ich aber schnell wegwischte.
Du wirst ein tolles Leben führen, wenn das alles vorbei ist. Du lässt Thomas einfach hinter dir und genießt deine restliche Zeit auf Erden.Ich nickte bestätigend, bevor ich meinen Gang beschleunigte.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich lief. Vielleicht waren es Stunden, vielleicht nur ein paar Minuten, jedenfalls kam ich nirgends an. Es war, als ginge ich im Kreis. Frustriert lehnte ich mich an einen Baum. "Wo soll das nur hinführen." seufzte ich entnervt und sank auf den Boden.
"Na an das Ziel, denke ich." kicherte die Stimme eines kleinen Mädchens.
Ich sah auf und blickte direkt in das Gesicht meiner psychisch gestörten, kleinen Schwester.
"Was willst du Rose." seufzte ich Augen rollend.

"Dir helfen." quietschte sie und zog einen schwarzen Dolch hinter ihrem Rücken hervor. "Der ist für dich." sie nickte. "Sie wollte, dass ich ihn dir gebe. Sie sagte, dass du ihn sehr gut gebrauchen könntest." Grinsend legte sie mir die Waffe in die Hände. Rose zwinkerte mir noch einmal zu, dann rannte sie los, zwischen den Bäumen hindurch bis sie in einem Lichtstrahl verschwand.

Zurück blieb der Dolch, welchen ich nun genauer betrachtete. Er war schwarz und glatt und die Seiten waren mir japanischen Schriftzeichen verziert worden. Was sie bedeuteten wusste ich nicht. Ich beherrschte viele Sprachen, doch diese gehörte eindeutig nicht so meinem Repertoire. Meine Finger strichen sanft über die Klinge, in welcher sich meine Augen spiegelten. Ich wog sie kurz in meiner Hand ab. Schwer war sie nicht, und doch war es mit ihr sicher ein leichtes Fleisch zu durchschneiden.
Wo wir schon dabei waren, mein Blutdurst war in den letzten Tagen deutlich gesunken. Ob es an Thomas Anwesenheit log, oder ob ich einfach zu erschöpft war, war mir ein Rätsel, doch der Gedanke quälte mich nichtsdestotrotz andauernd.

Mein Blick glitt zum Griff der Klinge, welcher lediglich mit alten Lederbändern umschlossen war. Prüfend Stach ich einige male in die Luft ein. "Wofür werde ich das brauchen?" murmelte ich gedankenverloren, als eine Rascheln durch die Bäume fuhr.

"Du wirst es erfahren, wenn die Zeit gekommen ist."






Hey!!!!!!

Ich mal wieder!!!

Das Kapitel ist jetzt etwas kürzer, aber wenigstens etwas...
Naja! Noch 3/4 Kapitel + Epilog werden folgen!

Wie gefällt es euch?
Ich freu mich immer über konstruktive Kritik!!

Bitte seid ehrlich!
Findet ihr es zieht sich?
Lasse ich nach?
Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass dem so ist....

Danke für eure Kommentare!

Und schaut doch mal bei meinem neuen Buch 'Secret Soulhunter' vorbei, dass ihr auch auf meinem Profil findet!
Würde mich freuen!


xoxo
xXDornenKindXx

My stupid Soulmate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt