#28#

3.4K 238 93
                                    

Minho schupste mich vor sich her durch den Gang. Bei jedem Schritt gab der blaue Teppich ein knautschendes Geräusch von sich. Ich sah betreten auf den Boden. Thomas hatte wirklich die magischen drei Wörter gesagt.

Sollte ich mich nun freuen? Ich hatte mir diese Worte so lange gewünscht, aber doch nicht in so einer Situation! Gleich würde er mich töten, aber vorher sagte er mir, dass er mich liebte? Hatte er sie noch alle?

Flashback

Unsere Lippen lösten sich voneinander, doch schwebten nur Zentimeter von einander entfernt. Und dann sagte er das, was ich nie erwartet hätte zu hören "Ich liebe dich."

Entsetzt riss ich meinen Mund auf und starrte ihn stumm an. Nicht fähig ein Wort zu sagen, trat ich einen Schritt zurück und wollte mich aus seinem Griff lösen, doch er blieb hart. Kurz blitze Trauer in seinen Augen auf, doch gleich darauf trat Entschlossenheit an ihre Stelle.

Ohne weiter zu zögern zog er mich an sich und drückte erneut seine Lippen auf meine. Wieder versuchte ich mich zu befreien, doch diese mal gelang es mir nicht. Er hielt mich fest umklammert und wirkte nicht so, als würde er so schnell aufgeben.

Schließlich gab ich wieder willig nach und erwiderte, allerdings eher zurückhaltend. Er lächelte und strich mir durchs Haar. Thomas war so viel sanfter als normal.

Störte es ihn, dass ich nich 'ich liebe dich auch' gesagt hatte? Wollt er, dass ich es tat? Was für eine Frage! Sicher wollte er das, aber erwartet hatte er es nicht! Ich verschränkte meine Arme hinter seinem Nacken und zog ihn weiter zu mir herunter.

Doch der Gedanke, dass ich es vielleicht hätte erwidern sollen, ließ mich nicht mehr los...

Flashback Ende

Minho stieß mir wieder heftig ins Kreuz, dass tat er jedes Mal, wenn ich ihm zu langsam wurde. Mittlerweile waren wir am Rand des riesigen Walds angekommen. Ich trug immer noch die hohen Schuhe, was sich als ein Problem herausstellte.

Ich konnte in den Dingern schon so kaum laufen, wie sollte es dann auf weichem, moosbewachsenem Waldboden funktionieren? Vorsichtig machte ich den ersten Schritt und sank direkt mit dem schwarzen Absatz einige Zentimeter in den Schlamm.

Minho schien nun auch zu bemerken, dass es so nicht weiter gehen könnte. Er fuhr ich seufzend mit der Hand durch das schwarze Haar, bevor er mir diese reichte. Mit Leichtigkeit löste er meinen High heal aus dem Matsch.

"Komm her." murmelte er und drehte sich um. Verwirrt sah ich ihn an, bis er mir ein Zeichen gab, das andeutet, dass er mich Huckepack nehmen wollte. Grinsend sprang ich auf seinen Rücken. Im Nachhinein hätte ich auch einfach barfuß gehen können, doch diese Variante gefiel mir um einiges mehr.

Ich wog zwar nicht viel, trotzdem kamen wir nur langsam Foran. Anscheinend würde meine Hinrichtung dort stattfinden, wo auch Lukas seinen Tod gefunden hatte. Die Bilder von seiner durchtrennten Kehle kamen mir wieder in den Sinn.

Bevor ich Minho noch auf seine perfekte Frisur kotzen konnte, versuchte ich schnell an etwas anders zu denken. Aber an was denkt man kurz vor seiner Hinrichtung? An den Marshmallow-man? Wohl kaum.

Ich beschloss die Natur zu betrachten. Warum ich so ruhig mit dem Thema Tod umging? Ich kannte Leute in der Hölle. Natürlich hatte ich auch Angst, grauenvolle Angst, aber ich hatte hunderte von Menschen dieses Schicksal beschert. Etwas in mit fand es nur fair, dass ich nun das selbst erleiden müsste.

Mein Blick wanderte nach oben zu den Baumkronen durch deren Blätter das Sonnenlicht hindurch schien. Lächelnd sah ich zu, wie der Wind zwischen den Ästen hindurch fegte und einzelne Blüten mit sich zog.

"Minho?" fragte ich leise und krallte dabei meine Fingernägel unbewusst in seine Schulter. Eine Ameise war in seinem Haar gelandet. Schnell schnipste ich das kleine Geschöpf weg. Mein Träger ignoriert mich, weshalb ich zögerlich erneut fragte.

"Was?" antwortet er kalt und würdigte mich keines Blickes. Stur stapfte er weiter und wenn ich mich nicht irrte lief er auch ein wenig schneller.

"Ich ... viel Glück mit Chiara. Sie liebt dich wirklich und ich bin mir sicher, dass sie die verzeihen wird." meine Stimme war kaum mehr als ein Piepsen, doch ich war mir sicher, dass er mich verstand "Erst habe ich es nicht geglaubt, aber du liebst sie wirklich und was auch immer dich an jenem Abend geritten hat... mit Niki zu schlafen war ein Fehler, aber du hast es eingesehen und bereust es. Zeig ihr wie wichtig sie dir ist."

Er stöhnte. "Das sagen alle! Jeder meint, ich müsste ihr doch nur zeigen, was ich empfinde, doch wie macht man so etwas?" Minho klang wirklich verzweifelt. Seine Stimme brach immer wieder und ich bildete mir ein, sogar eine Träne gesehen zu haben.

Nachdenklich legte ich meinen Kopf in den Nacken. "Was wollte sie schon immer tun und du hast jedes Mal abgeblockt?" fragte ich dann in Gedanken.

"Auf eins dieser Klischee Dates gehen. Unglaublich teures, schickes Restaurant, dementsprechende Kleidung, Limousine, Rosen... das volle Programm." antwortet er und mit jedem Wort hob sich seine Stimmung.
"Danke Avery. Wirklich!"

"Gerne." lachend schloss ich meine Augen. Ich ließ wieder die Lichter auf meinen Liedern tanzen, bis Minho plötzlich anhielt. Er setzte mich ab und sah mich traurig an.

"Du hast es wirklich nicht verdient so umzukommen, aber sich kann da leider nichts machen." Ich nickte verständnisvoll.

"Ich verstehe schon. Nur tu mir einen Gefallen, ja? Bring das mit Chiara wieder in Ordnung!" Lächelnd nahm er mich kurz in den Arm.

Dann traten wir auf die Lichtung. Alle waren versammelt und starrten mich mit großen Augen an. Ob Lucas sich auch so gefühlt hatte? Wie ein wildes Tier auf dem Weg zum Schlachter. Ich schüttelte meinen Kopf, bevor ich das Kinn in die Luft gesteckt weiter stolzierte. Treten wir dem Tod mit erhobenen Haupt entgegen.

In der Mitte angekommen, riskierte ich einen Blick zum Publikum. Hayley stand wie selbstverständlich in der ersten Reihe und betrachtete mich spöttisch. Könnte ich ... nein.

Neben ihr saß eine traurige Sophie. Sie konnte wirklich gut schauspielern, die kleine Verräterin! Ja, sie war es! Die liebe Sophie, die mir italienisch beigebracht hatte, mich unterstützt, als Ari es nicht tat und mir half mich wieder mir Tommy zu vertragen. Alles nur eine gigantische Lüge.

Unerwartet traf mich Minhos Faust in den Magen und ich sackte auf dem Boden zusammen. Er formte ein 'Es tut mir Leid' mit den Lippen und ging auf die Tribüne zu. Auch Chiara war dort. Sie warf ihm eine tödlichen Blick zu und sah mich dann mit Tränen in den Augenwinkeln an.

Ich kannte dieses Mädchen nicht mal einen Tag und schon war sie mir ans Herz gewachsen. Wenigstens wären sie und Ari füreinander da und ich würde sie nicht ganz allein zurück lassen.

Nikolas trat vor er stellte sich neben mich und trat mir hart gegen den Oberschenkel. Mein Kopf rumorte noch von dem Aufschlag, während ich angestrengt die aufsteigende Übelkeit unterdrückte.

"Heute wird die Hinrichtung von Avery, der Mate unseres großartigen Alphas Thomas, stattfinden." sagte er, allerdings nicht so gut gelaunt wie bei Lukas Hinrichtung. "Dieses mal wird es etwas anders laufen."
Verwirrt sah ich zu ihm auf. Was sollte denn anders laufen? Würde es schlimmer werden?

Da trat Thomas auf die Lichtung. Das Gemurmel der Zuschauer wurde lauter, bis der Alpha die Hand hob und alle verstummten. Er kam auf mich zu, als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Nein, ich war nicht unmächtig geworden. Nikolas hatte mir mit einem Wollschal die Sicht blockiert.

Ich wurde unter den Achseln hochgezogen, so dass ich auf den Knien saß. Man hörte nur das Rauschen der Blätter. In diesem Moment wäre mir alles lieber gewesen Geschrei, Weinen, Lachen, sogar Jubelrufe, alles wäre besser als diese grausame, Ungewisse
Stille.






Hey meine Süßen <3

Sorry, eigentlich sollte in diesem Kapitel sollte eigentlich die Hinrichtung kommen, aber es hat sich dann doch etwas gezogen :(

Sei mir nicht böse <3

xoxo
xXDornenKindXx

My stupid Soulmate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt