Er wusste es. Wie lange schon? Hattet er es vermutet? Geahnt oder von Anfang an gewusst? Wieder dieses unlösbare Rätsel, welches er für mich darstellte. Natürlich könnte ich ihn fragen, doch das ließ mein Ego nicht zu. Es wäre einfach zu erniedrigend. Das Monster in mir knurrte leicht und doch bestimmt. Es wollte endlich seine Rache. Es wollte raus und wieder töten, doch seine Wut galt nicht Thomas, sondern Niki.
Für meine noch klar denkende Seite unverständlich, denn Tommy hatte mich betrogen. Er hätte ohne Zweifel mit Niki geschlafen, wäre ich nicht rechtzeitig reingeplatzt. Niki war eine Schlampe, Dumm und unecht. Wieso wollte ich SIE töten? Sie verletzen, bis sie auf den Knien um Vergebung bettelte? Sollte ich das nicht von Thomas verlangen? Warum war mein Zorn auf ihn einfach so zerplatzt? Es ergab keinen Sinn und je länger ich darüber nach dachte, desto komplexer wurde es.
Thomas Hand ruhte immer noch auf meiner Hüfte, während die andere mit einer meiner Haarsträhnen spielte. Er war so auf sie konzentriert, dass seine Stirn sich in Falten gelegt hatte. Ich musste zugeben, dass es wirklich niedlich aussah. Als wäre er ein kleines Kind und würde über einer Anleitung zum Bau eines Lego-Raumschiffs sitzen. Sein Haar war verstrubbelt und seine Wangen glühten leicht rot. Sie verursachten in mir den Drang in sie zu kneifen.
Er sah mich nicht an, doch es machte den Eindruck, als wüsste er, dass ich ihn beobachtet. Ich sollte seine Hand wegschlagen und ihn von mir drücken, doch so sehr ich es wollte, ich konnte es nicht. Sein Anblick, oder besser seine Augen, fesselte mich völlig.
Ich weiß nicht wie lange wir so da standen, er mit seinem Blick auf meine Haarsträhne und ich mit meinem auf ihn, doch irgendwann riss mich ein Japsen aus meiner Starre. Thomas ging es anscheinend nicht anders, denn er ließ abrupt mein Haar los und trat einige Schritte zurück. Mein Kopf fuhr herum und suchte nach dem Erzeuger des Geräusches. Niki hatte sich langsam auf die Tür zubewegt, während ich sie schon fast vergessen hatte. Sie sah wirklich nicht gut aus. Ihr Haar stand leicht ab, was allerdings Thomas zu verschulden hatte und ihr Make-up war von den vielen Tränen stark verschmiert. Ihre Haut glich immer noch einem weißen Laken und ihre Augen waren vor schreck geweitet.
Doch sie tat mir nicht im geringsten leid. Das einzige was ich im Bezug auf Niki spürte war Hass und Abscheu. Mein Monster knurrte und verlangte, dass ich ihm die Kontrolle überließ. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und das Blut stieg mir in den Kopf. Allerdings nicht vor Scham, sondern vor Wut.
Ein Psychopathen-grinsen umspielte meine Lippen, während ich langsam auf Niki zu schlenderte. Ängstlich eilte sie zur Tür, doch stolperte auf halbem Weg über eine Falte im flauschigen, bauen Teppich, welcher überall im Haus verbreitet war. Sie viel auf den Boden und robbte hektisch zurück, doch ich verlangsamte meine Schritte nicht im Geringsten.
"Niki, Herzchen, was hast du denn?" zwitscherte ich gespielt besorgt. "Etwa Angst?" Sie antwortete nicht, sondern entfernte sich weiter von mir, was ich allerdings schnell wieder wegmachte. "Ich habe dir eine Frage gestellt! Es ist unhöflich nicht zu antworten, Liebes!" schimpfte ich und ging vor ihr in die Hocke. Mittlerweile war sie mit dem Rücken gegen die Holzverkleidung der Steinwand gestoßen. Schützend hob sie ihre Hände, nur um sie nach kurzem überlegen sinken zu lassen.
"J-ja." murmelte sie panisch."Ja, was?" lachte ich durchgeknallt. Sie schloss die Augen und holte einige Male tief Luft. Dann sprach die weiter : "Ja, ich h-habe Angst." Ich quietschte und krabbelte auf Knien zu ihr hin. Wie eine Katze, setzte ich elegant eine 'Pfote' vor die andere und legte dabei meinen Kopf schief.
"Keine Angst, Herzchen!" flüsterte ich an ihrem Ohr " Bald wird dieses Herzrasen, diese Überlebenstrieb nachlassen. Die Angst wird vergehen, um dem Schmerz Platz zu machen!" Vorsichtig strich ich ihr das Haar aus dem Gesicht. "Also mach dir keine Sorgen, Schatz!"
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My stupid Soulmate
WerewolfAvery ist anders. Ihr Leben war nie einfach und das Wort 'Frieden' ist ihr fremd. Sie kämpft Tag für Tag mit sich selbst oder besser gesagt ihrem Wesen. Den Drang zu Töten und Menschen leiden zu sehen. Als sie ihren Mate trifft, wird ihr Leben noch...