Tommy's Pov
"Chase ..." murmelte ich gedankenverloren vor mich hin. "Chase.." Seit Stunden hatte ich mich nicht bewegt. Wie eine Statue saß ich in dem alten Ledersessel vor dem mindestens genauso alten Kamin. Das Feuer leuchtet orange und strahlte eine angenehme Wärme aus. Obwohl ich zusätzlich noch einen Pullover trug, zitterte ich am ganzen Körper.
Meine Finger krallten sich in die Armstützen und drohten schon sie endgültig zu zerfetzen. Ich hatte seit dem Vorfall mit Avery nichts mehr gegessen. Sophie klopfte zwar alle zwei Stunden mal an die knarzende Holztür, doch wenn ich nicht antwortete verschwand sie auch wieder. Ich wollte niemanden sehen. Hector verstand das. Er war nicht ein einziges Mal gekommen, sondern hatte mir nur kurz beruhigend zugenickt.
Als mein Beta wusste er immer, wann ich einfach Zeit für mich brauchte und die Sache mit Chase machte es nicht gerade einfacher. Hector unterstützte mich seit es angefangen hatte und nicht ein Wort der Verachtung war je über seine Lippen gekommen. Er war schlichtweg der beste Freund, den man sich wünschen konnte.
Ich hatte mich schon oft in das kleine Zimmer im Dachgeschoss eingeschlossen und vor mich hin geträumt. Den Minuten dabei zugesehen, wie sie sich in Stunden verwandelten. Irgendwann kam dann Ariadne auf ihren Zehenspitzen angeschlichen und hatte sich auf meinen Schoß gesetzt. Ohne es zu wollen, hatte ich jedes Mal grinsen müssen und wir hatten den ganzen Abend zusammen herumgealbert. In dieser Zeit war ich nicht der Alpha. Ich war einfach nur ein Junge. Ari war wie meine kleine Schwester gewesen, süß und nervig zugleich.
Manchmal hatten wir tagelang gestritten und dabei vergessen wieso wir es taten. Bei diesem Gedanken musste ich Lächeln. Sie war der Sonnenschein in meiner nebelgrauen Welt. Ihr Lieblingsspiel war 'Mensch-ärger-dich-nicht' und ich hatte sie immer gewinnen lassen.
Ich hatte mich immer um sie gekümmert, konnte ihr nie ein Haar krümmen und doch .. ich war derjenige, der sie umgebracht hatte. Ein Klos bildete sich in meine Hals und ich begann zu schluchzen. Noch ein Grund, der für diesen Raum sprach, keiner konnte mich weinen sehen. Ich gebe zu, dass war eigentlich nicht richtig, Doch mein Ego ließ nicht zu, dass ich jegliche Art von Schwäche zeigte.
Schwer atmend zog ich mein Handy aus der Tasche und betrachtete das Foto auf dem leicht spiegelnden Bildschirm. Ari, Minho und ich. Wir waren glücklich, bevor das alles angefangen hatte. Früher war Hayley noch nicht so hart und gefühllos. Sie war Ari sehr ähnlich gewesen. Kälte. Ich fuhr mir durchs Haar. Eine Träne tropfte auf das Display.
Was hatte ich nur getan? Meine Schwester war tot, Hayley eine taube Hülle und Hector musste sich um das Rudel kümmern. Ich war ein Monster. Salzige Wasserfälle flossen über meine Wangen, vernebelten mir die Sicht. Wie war es nur so weit gekommen? Seit wann hatte Chase mich so in der Hand? Ich hasste mich für das, was ich war. Doch es fühlte sich so an, als hätte die Dunkelheit in mir gerade erst begonnen.
Schluchzer ließen meinen Oberkörper beben und ich versenkte meine Nägel erneut im Leder des Sessels. Morgen war die Beerdigung, Übermorgen die Hinrichtung und dann? Was würde passieren, wenn mein letzter Anker gelöst wäre? Würde Dylan sterben? Möglich wäre es. Er stand für alles, was mich zu einem guten Alpha machte. Durch ihn war ich stark, selbstbewusst, einfühlsam, gerecht und stolz.
Mein Ärmel wischte über meine Augen. Was war nur mit mir los? Ich war Thomas! Ich war stark! Ich war der Alpha. Mit einem Ruck stand ich auf und stellte mich noch näher an den Kamin. Die Flammen tanzten miteinander und offenbarten eine wunderschöne Farbenpracht. Das Holz knacke unter der Hitze, bis es schließlich zersprang und das Schauspiel von Vorne begann.
"Chase!" fauchte ich und fixierte meinen Blick auf die Steine, welche vor dem Kamin eine Art Auffangbecken für die Asche bildeten. "Chase!" Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Kopf, doch ich blieb hart. Der Dunkle tat dies immer, um mich davon abzuhalten, mit ihm zu reden und ihn womöglich noch zu schwächen.
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My stupid Soulmate
Hombres LoboAvery ist anders. Ihr Leben war nie einfach und das Wort 'Frieden' ist ihr fremd. Sie kämpft Tag für Tag mit sich selbst oder besser gesagt ihrem Wesen. Den Drang zu Töten und Menschen leiden zu sehen. Als sie ihren Mate trifft, wird ihr Leben noch...