- Rot -

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Es dauerte keine zwei Sekunden, während ich die Überreste meiner Erinnerung, die jetzt auf dem Boden lagen ansah, als ich auch schon so leise wie möglich los schluchzte.

Meine Hände zitterten durch die Kälte und den Schmerz der in meiner Brust und in meinem Kopf war.

Es tat weh, so schrecklich weh!

Von allen anderen Schmerzhaften Dingen die ich erlebt habe, war das wirklich das Schlimmste in meinem Leben.

Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch so etwas machen konnte.

NIE!

Ich hatte nichts mehr von ihr.

Nichts.

Sie lebt jetzt nur noch in meiner Erinnerung.

Und das schlimmste war...
Ich hörte nicht mehr das was um mich herum war. Ich hörte nur meinen schnellen, schmerzhaften Herz Schlag und spürte die brennenden Tränen die über meine Wangen glitten und sich mit dem kalten Regen vermischten.
Ich saß da und schaute die völlig durchnässten und kaum wieder erkennbaren Papierfetzen auf dem Boden an die immer mehr aufweichten und jetzt nicht mehr existierten.

Doch dann hörte ich wie jemand die Metall-Tür öffnete, heraustrat aber abrupt stehen blieb. Ich hörte wie dieser Jemand auf die Stelle zu ging bei der meine Tasche wahrscheinlich lag und sie einräumte.

Zitternd wischte ich zum tausendsten Mal meine Tränen weg und hörte erneut Schritte die auf mich zukamen.

Dieser Jemand stand jetzt genau vor mir- nur war es nicht Logan.

Er hielt mir seine Hand entgegen. Ich konnte durch meine Tränen, die meine Sicht verschleierten, nicht viel sehen, ergriff sie aber dennoch etwas zögerlich und stand auf.

Gesenkt hielt ich meinen Blick, weil ich nicht wollte, das er mich so fertig sah.

Nein, ich konnte es nicht.

Ich war zu schwach.

In disesen Moment fühlte ich mich so schwach, dass es mir schwer fiel einen Schritt nach dem anderen zu machen. Seine Hand hielt meine daher immer noch fest und zog mich zu der Überdachung bei der meine Tasche auch stand. Ich nahm sie und legte sie um meine Schulter.

"Dankeschön..." murmelte ich zittrig und versuchte mich zusammen zu reißen. Ich war furchtbar müde, konnte mich kaum noch auf den Beinen halten und zitterte durch die Nässe und die Kälte.
Leider hatte ich nur einen dünnen Pulli an und die zerrissene Hose, was ich auch deutlich spürte. Bei meinem Kopf brauchte ich gar nicht erst anfangen, denn er tat noch mehr weh als vorher und pochte schrecklich.

So schnell wie möglich wollte ich nach Hause, nichts mehr sehen und einfach nur die Nacht durchheulen- doch wurde ich aber von ihm aufgehalten.

"Hey." ertönte seine tiefe und raue Stimme welche mich erstarren und apruppt stoppen ließ.
Ich drehte mich um. Er legte seine Finger unter mein Kinn und zog meinen Kopf langsam zu sich hoch. Meine Augen trafen auf seine. Auf das heftigste und einzigartigste Blau was ich jemals in meinem Leben gesehen habe! Aber als er meine Augen sah und mein Gesicht musterte, weiteten sich seine Augen und er zog scharf die kühle Luft zwischen seinen Zähnen ein. Ich konnte nicht mehr als ihn, zitternd, anzustarren und meinen Blick wieder zu senken. Ich wusste nämlich ganz genau wieso er das tat.

Er fand mich hässlich- wie viele andere Typen auch.

Was auch sonst? Wer könnte mich denn auch schön finden wenn nicht Mal ich das tat?

Er ließ von meinem Kinn ab, zog seine Lederjacke aus und legte sie vorsichtig um mich.

Okay, das war mir neu. Das hatte noch nie jemand getan. Mein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet. Ich wollte aber einfach nur weg von hier und einschlafen. Wieder legte er seine Hand unter mein Kinn und sah mich an. Egal wie sehr ich es versuchte, es gelang mir einfach nicht, seine Gefühle ein zu Ordnen. Seine Augen waren einfach nur emotionslos. Das verwirrte mich.

"Du siehst nicht gut aus..." Murmelte er. Seine Stimme hatte irgendeine Wirkung auf mich die ich nicht ganz ein Ordnen konnte. Noch nicht.

Mit der Zeit verstand ich Menschen schnell.

Ich lächelte leicht. "J-ja, kann sein."

Auch er lächelte sehr leicht. Das tat er wohl selten. Mein Nacken fing leicht an zu schmerzen, weil ich zu ihm hinauf sehen musste. Er war so groß, dass mein beinahe schon Angst bekommen könnte.

"Ich fahre dich ins Krankenhaus."

Was?!

Ich bekam Panik.

"N-nein, bitte nicht i-ich fahr einfach nach Hause und-"

"Du willst in diesem Zustand auch noch Auto fahren? Hast du mal deine Augen angesehen?"

Ich schüttelte meinen Kopf und senkte meinen Blick wieder. Außerdem traute ich mich nicht ihm zu widersprechen- wieso auch immer. Zu diesem Zeitpunkt verstand ich so einiges nicht.

"Deine Augen sind Rot, dein Gesicht blass und du siehst nicht gerade so aus als würdest du noch laufen können." Erklärte er mir etwas genervt. "Tu' mir den gefallen und lass mich dich ins Krankenhaus fahren."

Ich zögerte kurz, nickte dann aber und legte meine Arme um meinen Bauch da ich mir irgendwie so nackt vor kam wegen seines Blickes. Also folgte ich ihm. Er ging vor und sah sich immer wieder zu mir um, ich aber sah nur auf den Boden und sprach kein Wort. Er öffnete mir die Autotür und nahm mir meine Tasche ab. Kurz verschwand er, kam wieder mit einer Woll- Decke, die er dann um mich legte und meine Tür wieder schloss. Ein paar Sekunden später setzte er sich neben mich, auf den Fahrer Sitz und betrachtete mich kurz. Danach startete er den Motor und machte die Heizung an die mich ein wenig wärmte. Ich lehnte meinen Kopf darauf erschöpft zurück und versuchte durch zu Atmen, was mir nur teilweise gelang, denn ich hatte irgendwie überall Schmerzen.

Kurze Zeit später, als er bereits fuhr, fiel mein Blick hinüber zu ihm. Er trug ebenfalls schwarze Sachen- wie ich. Sprich, schwarze Hose und ein Schwarzer Pulli der knapp an seinen Hand Gelenken endete. Fast alles war schwarz. Tattoos zierten seine Hände die mich irgendwie fesselten. Diese sahen nämlich nicht gewöhnlich aus sondern...anders. Kann man das anders nennen?
Als würden sie eine Geschichte erzählen oder von seiner Vergangenheit.
Mein Blick wanderte weiter zu seinem Hals bei dem sich ebenfalls ein Tatoo oder gar mehrere zeigten.
Ich erkannte eine große Blume die sich mit Farbe über seinen Hals erstreckte. Ich weiß nicht warum aber sie faszinierte mich irgendwie.
Weiter betrachtete ich sein Gesicht, dass immer noch konzentriert auf die Straße gerichtet war. Seine Gesichts Züge waren markant und stark, seine Stirn konzentriert und in Falten gelegt. Er hatte einen finsteren Blick drauf der ihn nachdenklich und Hass erfüllt erscheinen ließ.
Aber plötzlich drehte er seinen Kopf in meine Richtung und sah mich an.
Ich blinzelte ein Paar mal denn meine Augen fingen an zu brennen. Es hörte jedoch nicht auf sondern wurde schlimmer, selbst, wenn ich meine Augen ganz schloss. Dann spürte ich minimalst wie etwas in meinen Augen auf platze und schrie Schmerz erfüllt auf. Als würde das nicht genügen, durchfuhr ein heftiger, schmerzhafter Stich meinen Kopf und meine Brust gleichzeitg.

Ich hielt beide Hände auf dem Kopf. Panisch schnappte ich nach Luft was immer schwieriger wurde.

War es etwa wieder so weit?

Hatte ich schon wieder einen Burn- Out?!

"Hey-Hey! Was ist los? Hey! Sieh mich an!" Hörte ich seine Stimme. Er nahm meine Hände von meinem Gesicht und sah mich an.

"Fuck!" Zischte er, schnallte sich ab und stieg sofort aus. Verwirrt und völlig benebelt sah ich zurück auf meine Hände und erkannte Blut.

Blut!

Meine Sicht verschwamm und Panik machte sich in mir breit. Panisch begann ich zu atmen. Kurz schloss ich meine Augen und merkte wie mir kalt wurde. Als ich sie wieder öffnete stand er direkt vor mir, riss die Decke weg und löste den Sitz Gurt. Erneut durchfuhr mich ein stechender Schmerz bei dem ich wieder aufschrie und meinem Kopf festhielt. Dann, tat er etwas, womit ich niemals gerechnet hatte. Er hob mich aus dem Sitz.

Mich.

Noch mal...

MICH!

Ich wollte etwas dagegen tun aber ich war zu geschwächt von den Schmerzen die meinen Körper überfielen, dass ich es einfach zu ließ und meine Sicht dann komplett verschwand. Egal wie sehr ich versuchte mich dagegen zu wehren, mein Körper versagte.

Was ist das nur für ein komischer Mensch der mich freiwillig anfassen will?

Wenn ich falle.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt