- Blau-lila -

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"Kannst du mich jetzt endlich los lassen?"

Er legte seine Arme noch fester um mich und zog mich noch näher an sich. "Du bist schön warm..."Stocksteif und völlig geschockt von seiner Berührung saß ich da- die Augen weit aufgerissen und mein Atem viel zu schnell.

"Ich...em. Ich muss...aufs Klo!" stotterte ich.

Toll, das wird er mir sicher nicht abkaufen!

"Ach wirklich?"

Ich nickte heftig und in der Hoffnung, dass er mich endlich gehen lassen würde, denn meine Kehle war nicht nur trocken, sondern ich fing an zu zittern und wollte nicht, dass er mich deshalb aufzog. Darauf hatte ich erstens keine Lust und zweitens würde ich nicht wegen seiner Nähe zittern sondern wegen seinem griff um meine Taille.
Er drückte nämlich genau auf die empfindlichste Stelle und ich voll Idiot hatte auch noch vergessen sie zu verbinden.

"Oke..." seufzte er und ließ mich endlich los worauf ich wie ein verrückt gewordenes Huhn aufsprang und Richtung Toilette hastete.

Ich hörte noch sein tiefes Lachen und knallte dann die Toiletten Tür zu.
Dort wusch ich mir erstmal mein Gesicht und sah mir meine empfindliche Stelle an, die nicht gerade gesund aussah und reinigte sie erstmal mit Wasser. Die Wunden sind durch meinen Sturz in der Schule wieder aufgerissen und brannten auch ein wenig aber man konnte es noch aushalten.

Ich stopfte den Pulli, den ich immer noch trug, wieder in die Jogginghose und verließ wieder das Bad. Unten angekommen sah ich, dass Stephen auf die Terrasse gegangen war und rauchte. Also schnappte ich mir ebenfalls meine Kippen und setzte mich zu ihm auf die Hollywood Schaukel.

Er beobachtete wie ich den Rauch langsam aus meinem Mund raushauchte und grinste darauf.

"Was?" Jetzt sah ich ihn auch an.

"Ich wusste nicht, dass so jemand wie DU raucht..."

"So jemand wie ich? Was soll das denn bitte heißen?"

Ich zog meine Knie an mich und zog noch mal an meiner Zigarette.

"Du bist anders, Rose-"

"Ja, das hab ich auch gemerkt..." murmelte ich, währenddessen ich den rauch wieder aus meinem Mund entweichen ließ.

"Nooch. Ich mein DAS doch nicht! Hör doch mal zu..."

Ich setzte mich im Schneidersitz in seine Richtung, stütze meine Arme auf meinen Knien ab und sah ihn an. "Ich hör zu."

"Du bist anders als die anderen, hast mehr zu verbergen und...trägst jeden Tag eine Art Maske um deine Unsicherheit und Angst, die du in Wirklichkeit hast, zu verbergen."

Geschockt sah ich ihn an. Das war doch jetzt nicht sein ernst oder? Wie zur Hölle hat er das geschafft?

"Sag jetzt nicht ich habe Unrecht!" Fuhr er fort.

"Ich hab doch noch garnichts gesagt..."

"Neee. Deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, kann man sehen, dass ich dich durchschaut habe..."

Wenn er wüsste...

"Wenn du meinst..." seufzte ich und zog wieder an meiner Zigarette.

"Du bist wie ein ungelesenes Buch. Und ich...will der erste sein, der es ließt."

Ich sagte nichts, sondern drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus. Viele haben schon versucht mich zu verstehen oder zu durchschauen aber sobald sie die Wahrheit erfuhren, waren sie so schnell weg, wie sie wieder gekommen sind.

Von daher, mach ich ihm und mir keine Hoffnungen.

Er wird sich an mir verbrennen und das will ich nicht.

Wieso ich das nicht will?
-keine Ahnung.

Tief in meinem Inneren, will ich ihn vor irgendwas beschützen.

Nur weiß ich nicht vor was.

Er lehnte sich zurück und fuhr sich über sein Gesicht. Mein Blick fiel wieder zu seinen Tattoos und ehe ich noch darüber nachdenken konnte, griff ich nach seinem Arm und schob seinen Pulli hoch. Dann sah ich mir seine Zeichnungen etwas genauer an.

Er rührte sich nicht, sondern sah mir nur zu, wie ich seinen Arm betrachtete.

"Das...ist Wahnsinn..." murmelte ich und fing an die fein gestochenen Linien sanft nach zu fahren.

"Ich weiß..." murmelte er ebenso und ich konnte ein leichtes Lächeln darin hören. Als ich meinen Blick wieder hob, trafen sich unsere Augen und wiedermal starrten wir uns an.

Eine leichte Brise Wind wehte mir ins Gesicht und ehe ich etwas dagegen tun konnte, schloss ich meine Augen und genoss die kühle Luft.

Ich spürte wie seine Muskeln sich anspannten, da meine Hand immernoch auf seinem Arm ruhte und öffnete wieder meine Augen.

Dann sah ich in ein kaltes, stechendes Blau.

"Was i-"

"Was ist das da an deinem Hals?"
Unterbrach er mich sauer und entriss seinen Arm aus meiner Hand.

"Wovon re-"

Er beugte sich vor, griff an meinen Kiefer und streckte meinen Hals.
Dann erhob seine Hand und berührte eine Schmerzhafte Stelle, von der ich nicht mal etwas wusste, wobei ich scharf die Luft zwischen meinen Zähnen einzog.

Er ließ wieder ab und musterte mich kritisch.

"Was ist denn da?" Fragte ich perplex.

"Schau selber nach."

Na schön.

Also stand ich auf, lief ins Bad und machte das Licht an. Als ich meinen Hals ansah, stockte mir der Atem. Blau-lilane Blutergüsse zierten meinen Hals und wurden schon leicht grünlich.

Ich sah aus, als hätte mich jemand verge-

Nein.

Darüber dachte ich jetzt nicht nach! Denn das ist Schwachsinn!

Wie konnte ich das nicht sehen?

Und vorallem- wie lang bin ich damit überhaupt unbewusst herumgelaufen?

Ich schloss meine Augen, legte eine Hand an meinem Hals und stützte mich am Waschbecken ab.

Er hatte so fest zu gedrückt, dass sich schon blaue Flecken bildeten?

Ich versuchte meine Panik unter Kontrolle zu bekommen, denn jetzt hatte ich ein wenig Angst vor ihm.

"Hast du jetzt Angst vor mir?" Ertönte seine Stimme. Augenblicklich schlug ich meine Augen auf und erschrak. Er stand direkt hinter mir. Mein Herz Schlag beschleunigte sich und ich starrte sein Spiegelbild an.

"Ich-" begann er aber ich unterbrach ihn.

"Nein. Es ist- Ich will nur-"

"Ist schon in Ordnung. Wenn du Angst hast, sag es mir. Danke das du dich um mich gekümmert hast." Dann verschwand er. Als die Tür ins Schloss fiel, atmete ich erleichtert aus. Ich beschloss, meine Gedanken erstmal nach hinten zu schieben und erstmal duschen zu gehen.

Nach diesem Tag, war das auf jeden Fall mal nötig!

Aufgebracht wimmerte ich, fragte mich was ich jetzt tun sollte aber letztendlich beschloss ich, einfach duschen zu gehen. Das heiße Wasser prasselte darauf dann meinen Körper schon seit gefühlten Ewigkeiten ab und meine Haare rochen nun auch nicht mehr nach Blut und Schweiß- also stellte ich die Dusche aus und wickelte mich in ein Handtuch ein.

Den Blick in den Spiegel vermied ich bewusst und widmete mich eher dem Anziehen. Ich zog wieder meine schlabber Jogginghose an und entschied mich für einen engen grauen Pulli der fast bauchfrei war. Davor Verband ich noch meine Wunde und salbte sie mir Wundsalbe ein. Dadurch, dass ich meine Jogginghose höher band, konnte man nichts von ihr und meinem Fett sehen. Außerdem gammel ich das ganze Wochenende eh nur zu Hause rum und mach auch nicht sonderlich viel.

Von daher- Scheiß drauf!

Wenn ich falle.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt