15. Kapitel

59 4 10
                                    

Fenja:

Ruhig stand Feykir neben mir und wartete, bis ich mein Gepäck an dem Sattel festgebunden hatte. Als Eagle bei Beginn der Reise versucht hatte, meinen Sattel auf den Rücken des Hengstes zu schnallen, war er kläglich gescheitert. Der Sattel lag schneller wieder auf dem Boden als ich Mandallos sagen konnte. Feykir mochte den Sattel ganz und gar nicht, aber für den Weg der uns bevorstand, musste jeder sein eigenes Gepäck und die tägliche Ration Proviant mitnehmen.

Die Sättel der Elfen unterschieden sich von denen der Menschen. Diese wirkten schwer und klobig, im Gegensatz zu den fein gearbeiteten Sätteln der Elfen. Das Material bestand aus einem festen Gewebe, der aus einer Pflanze hergestellt wurde die sich Tagliame nannte. Elessar hatte mir den Herstellungsprozess erklärt. Die Fasern der großen und dicken Blätter der Tagliame wurden getrocknet und bekamen dadurch die tief schwarze Farbe. Die Wurzel der Tagliame wurde auch zum Schwarzfärben von anderen Stoffen verwendet. Die Fasern wurden danach verwoben und der Stoff anschließend mehrmals gefaltet und gewaschen, bis ein dickes Tuch entsteht. Aus diesem dicken, stabilen aber auch sehr leichten Material konnten anschließend die Sättel gefertigt werden.

Wir waren nun schon seit Ewigkeiten unterwegs, wie mir schien. Der lange Ritt zum Lager der Rebellen zerrte an uns allen und ich genoss jede Rast, ganz gleich, wie lang sie dauerte. Meist waren sie kurz, zum einen, weil wir die Rebellen so schnell es möglich war, zu erreichen versuchten und zum anderen, weil Serim und Elessar hinter jedem Strauch und unter jeder Wurzel eine Bedrohung vermuteten.

Menja führte ihre prachtvolle Stute Anesidora neben mich und Feykir, sie reichte mir eine Flasche Wasser und wartete, bis ich sie verstaut hatte. Dann schwangen wir uns gleichzeitig auf die Rücken unserer Tiere und ritten nebeneinander zu der Spitze des Zuges. Serim und Elessar redeten bereits eindringlich miteinander, stoppten jedoch, als wir zu ihnen stießen. Sie saßen ebenfalls auf und Serim gab das Signal zum Aufbruch.

Elessar drehte sich zu uns um: „Heute Abend werden wir das Lager der Rebellen erreichen." Er lächelte mich an, schaute jedoch wieder nach vorne, als Serim einen kurzen abfälligen Ton verlauten ließ.

Eagle und Gael schlossen zu uns auf und als ich ihnen die Neuigkeit mitteilte, freuten sie sich offensichtlich. "Ein Glück, wir reiten jetzt schon seit zwei Wochen durch diesen dichten Wald! Außerdem sind diese Elfen doch ein bisschen steif und nicht die lustigste Gesellschaft!"

Eagle seufzte und rieb sich dann den Hintern. „Meine Kehrseite schmerzt auch ziemlich!"

Ich grinste „Wer hätte das gedacht, der stolze Eagle hat einen schmerzenden Hintern."

„Können wir bitte aufhören, über den Hintern von Eagle zu reden?", warf Gael ein. „Da ist wohl jemand eifersüchtig", witzelte Eagle, doch ein Blick von Serim brachte uns alle endgültig zum Schweigen.

Menja sagte nichts dazu und ritt unbeirrt weiter zu Serims Rechten. Anesidora und Llewllyn suchten sich von selbst die Spitze der Herde aus und Elessars Stute Stjarna wich aus, sodass Elessar immer ein kleines Stückchen hinter ihnen blieb. Für Elessar war es merkwürdig, doch ich war es gewohnt, Menja vor mir zu haben. Auch schon bei unseren früheren Jagten war immer sie die Führende gewesen und ich hatte es nie in Frage gestellt.

In den letzten zwei Wochen hatte ich beobachten können, wie sehr sich ihr Umgang mit Serim verändert hatte. Er behandelte sie anders als mich, in der er wohl immer noch das ungezogene Menschenmädchen aus dem Wald sah. Menja dagegen behandelte er fast so, als wäre sie ihm gleichgestellt. Abends am Feuer, wenn er und Elessar die Route besprachen und sie etwas einwarf, nahm er es nickend zur Kenntnis, stimmte zu oder lehnte ab, während er bei mir höchstens ein abfälliges Schnauben hören ließ. Elessar dagegen tat sein Bestes, um mich ebenfalls einzubinden, genauso wie auch Menja selbst.

WolfsistersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt