Serim:
Elessar reichte Serim eine weitere Schriftrolle. Matt nahm er sie entgegen und rieb sich seine linke Schläfe. Als Heerführer der Elfen wurde er stets über die Aktivitäten der anderen Völker informiert, besonders in Zeiten wie diesen war es wichtig, dass Serim in jedem Augenblick wusste, wie die Lage stand. Derzeit war sie zu seinem Leidwesen alles andere als gut.
Er entrollte die Schriftrolle und überflog die Nachricht des südlichen Elfenkönigs. Geflüster machte nur allzu schnell die Runde, wie Serim befürchtete. Der König des Südens, Yashar, war wohl äußerst aufgebracht darüber, dass die Nordelfen sich in die Belange der Menschen einmischten, ja, sogar eine Rebellion förderten, indem sie die beiden Prinzessinnen bei sich aufnahmen. Der Süden war weit weg, zwischen Gjelbrim im Badamash Wald und Qadar, Elessars Heimat in den Wäldern von Rewag, lag die Wüste Sundrei, ein Ort des Todes, den kein Mensch freiwillig durchqueren würde, nicht einmal Brodor, der Tyrannenkönig.
Die Südelfen würden sich keine Sorgen machen müssen, während ihr eigenes Reich an das der Menschen angrenzte. Serim verstand seine Mutter inzwischen. Er sah ein, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis Brodor sich nicht mehr nur mit den Menschen zufrieden geben würde. Bereits jetzt war er versessen von Magie und all jenen, die sie beherrschten. Serim seufzte tief und sah zu Elessar, der geduldig wartete.
„Schicke König Yashar ein Schreiben, indem ich um sein Verständnis und das seines Volkes bitte. Ich übernehme die volle Verantwortung für unser Handeln und werde für jede etwaigen Folgen gerade stehen" Serim räusperte sich. „Und füge hinzu, dass ich auf seine Unterstützung baue"
Elessar nickte ernst. Er wusste, wann Serim es vorzog, zu schweigen und der Elf akzeptierte dies. Meistens jedenfalls.
„Ich werde auch noch ein paar Grüße an Königin Naheda in deinem Namen ausrichten lassen", sagte Elessar. „Du willst sie nicht gegen dich aufbringen, vertraue mir. Der König mag zwar regieren, doch Naheda ist die Stimme, auf die er in Zeiten der Not und des Zweifels hören wird"
Serim nickte knapp. „Ich vertraue auf deine Erfahrung"
Sobald Elessar den Raum verließ, erhob sich Serim aus seinem Stuhl und schritt zum Fenster. Gjelbrim war der Stolz seiner Mutter und auch sein eigener. Sie beide würden nicht das Reich, das sie liebten, für etwas in Gefahr bringen, das nicht von bedeutender Wichtigkeit wäre.
Er wandte sich vom Fenster ab und verließ sein Arbeitszimmer. Ihm stand der Sinn nach ein wenig Ruhe und da er wusste, dass Prinzessin Hemera heute nicht bei der Herde sein würde sondern beim Kampftraining, ebenso wenig wie Prinzessin Artemis, die Unterricht bei seiner Mutter erhielt, lief er zu Llewllyn. Der Ceallach war einer seiner treusten Gefährten. Serim erinnerte sich mit Stolz daran zurück, als man ihn an seinem 100. Geburtstag für reif genug erklärte, einen Ceallach zu reiten. Llewllyn war damals noch sehr jung, ebenso wie Serim selbst. Doch der Hengst war wild, stark und viele der Elfen glaubten schon zu dieser Zeit, dass er in Zukunft die Herde führen würde. Ausgerechnet dieses Tier hatte sich für Serim entschieden. Es war, als hätte Llewllyn etwas in ihm erkannt, dass außer ihm nur noch seine Mutter in Serim sah.
Als Serim zur Herde trat, trabte Llewllyn bereits auf ihn zu. Der Hengst schnaubte freudig, als er den Elf erkannte und blähte die Nüstern. Beruhigend legte Serim seine Hand auf den schlanken Hals des Tieres und atmete dessen Duft ein, ehe er sich geschickt auf seinen Rücken schwang. Llewllyns Ohren zuckten umher und als Serim ihn in den Wald lenken wollte, reagierte er nicht. Der Elfenprinz sah sich um und suchte mit den Augen nach der Gefahr, die Llewllyn wittern musste.
Etwas Schwarzes streifte sein Blickfeld und als er den Kopf wandte, erkannte er zu seinem Erstaunen Prinzessin Artemis am anderen Ende der Lichtung, die Arme um den Hals von ihrer Stute Anesidora geschlungen.
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Wolfsisters
FantasiZwei Schwestern, eine Krone, ein Kampf um Macht, Liebe und Freiheit… Als die beiden Schwestern Fenja und Menja eines Tages in ihrem geliebten Wald auf die Jäger des Königs stoßen, hätten sie sich nicht erahnen können, welche Ereignisse diese schicks...