Wolfsisters

9. Kapitel

Elessar betrat zuerst den Thronsaal und ihm folgten Eagle und Gael. Ihre Fesseln hatte man ihnen abgenommen, wahrscheinlich stufte man das Risiko einer Flucht, beziehungsweise die Gefahr die von den beiden Huntern ausgingen, sehr gering ein. Serims Augenbrauen zogen sich zusammen, während die Königin keine Regung zeigte. Fenja hatte sich ruckartig zur Tür gewandt und massierte nervös ihre Hände. Die Sorge um die beiden war ihr ins Gesicht geschrieben, ihre Schwester jedoch blickte starr geradeaus.

Der dunkelhaarige Elf blieb stehen und verbeugte sich elegant vor der Königin, doch die Hunter schienen wie festgefroren hinter ihm, mit weit aufgerissenen Augen starrten sie auf die Königin, bis Serim sich ärgerlich räusperte und die beiden peinlich berührt die Köpfe senkten. „Verzeiht Eure Hoheit, doch es schien mir als würde die Sonne auf Erden wandeln als meine Augen Euer Antlitz trafen und ich denke meinem Gefährten Gael erging es nicht anders." Fenja grinste bei den wohlgewählten Worten Eagles auf, das Erscheinungsbild der beiden Hunter war nicht gerade zu ihrem Vorteil. Sie sahen aus wie grobschlächtige Räuber, gehüllt in schmutzigen Hosen und Wämser, denn im Gegensatz zu den beiden Schwestern hatte man den Huntern keine Klamotten zum Wechseln gegeben.

„Euch wird vorgeworfen, bewaffnet in unser Reich vorzudringen, außerdem vermuten wir, dass es eure Absicht war die beiden Prinzessinnen Artemis und Hemera, Töchter des verstorbenen König Xerxes, gefangen zu nehmen und dem jetzigen illegitimen König Brodor auszuliefern." Sagte die Königin mit durchdringender und autoritärer Stimme. Der verwirrte Ausdruck in den Augen der Hunter, machte deutlich, dass sie das Gesagte nicht ganz verarbeiten konnten. Gaels Blick suchte den von Fenja die jedoch nur mit den Schultern zuckte.

„Vielleicht fragt ihr euch, wie diese beiden Mädchen tatsächlich die Prinzessinnen sein können, seht ihr doch nur die Jugend und nicht die Königinnen, die sie schon bald sein werden. Eurer Kleingeistigkeit ist es zu verdanken, dass ihr nicht erkennen könnt, wer und was die beiden sind. Die Zeit ihrer Geburt, ist der Grund dafür, dass sie von den Elementen ausgewählt wurden. Kinder der Elemente altern ebenso wie Elfen auf eine andere Art und Weise. Deswegen das jugendliche Aussehen, obwohl die Prinzessinnen bereits 34 Winter auf dieser Welt wandeln." Die Königin lehnte sich zurück und faltete die Hände ineinander.

Gespannt beobachtete Elessar die Reaktionen der Anwesenden. Es überraschte ihn gar nicht, dass Serim keine Miene verzog, denn auch falls es ihn überrascht haben sollte, dass diese beiden Mädchen Elementarkinder waren, dann würde er es niemals zeigen.

Er hatte schon einmal von den Kindern der Elemente gehört, doch noch nie war er einem begegnet. Sie waren sehr selten, denn es gab immer höchstens vier zur gleichen Zeit. Zeitweise gab es auch gar keine Elementarkinder. Gerüchteweisen zu Urteilen gab es vor zweihundert Jahren das letzte Elementarkind. Er hieß Jarðvegur, war ein Kind der Erde und er hatte in den Sümpfen der Balangula gelebt. Doch ob er noch immer dort war oder gestorben war wusste niemand.

Sowohl Eagle als auch Gael entglitten die Gesichtszüge. Doch der Grund dafür war nicht, dass sie erfahren hatten welche Wesen ihnen gegenüber standen, sondern der, dass sie nicht damit gerechnet hatten, dass die Mädchen 34 Jahre alt waren. Für Menschen war das schon relativ alt, sie galten als erwachsen, bei uns Elfen waren sie noch fast Kinder.

Menjas Gesicht blieb unbewegt, kein Muskel regte sich und Elessar konnte nicht sagen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Fenja hingegen trug ihre Gefühle offen direkt auf der Haut. Sie schien die Informationen noch nicht ganz verdaut zu haben, doch als ihr Blick den Elessars streifte breitete sich sofort ein warmes Lächeln auf ihren Gesichtszügen aus, das auch ihre Augen zu erleuchten schien. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig als das Lächeln zu erwidern, so ansteckend wirkte sie.

„Wo wir das jetzt geklärt hätten, werden wir zurück zum eigentlichen Thema kommen." Die Stimme der Königin riss durch die angespannte Stille im Raum, „Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?"