Moin. Perspektivwechsel ist angesagt!
Viel Spaß beim lesen :)
Eure Aly
Ein lautes Klopfen lies die Augen des Hunters langsam flattern. Sein Schädel schien zu explodieren und er konnte sich nicht entscheiden ob das Klopfen aus seinem Kopf kam oder ob tatsächlich jemand an die Tür seiner kleinen Kammer hämmerte. Leider bestätigte sich seine Befürchtung „Hunter, der König verlangt nach dir, sofort!“ er grunzte zur Bestätigung das er die Vorladung gehört hatte, was den Boten anscheinend zu befriedigen schien. Träge schlug er die fleckige Decke zurück und richtete sich langsam auf. Er hatte letzte Nacht das ein oder andere Bier zu viel getrunken und nachdem er vorsichtig nach seinem Geldbeutel tastete wusste er, dass er auch gespielt und verloren hatte. Alkohol und Wettspiele schienen die Einzigen beiden Sachen zu sein, die seinem Leben noch irgendeinen Inhalt gaben und um beides zu ermöglichen war er darauf angewiesen jede Art von Arbeit anzunehmen.
Zu seinem Glück war er ein erfahrener und sehr guter Fährtenleser und Schwertkämpfer. Bekam er den Auftrag etwas zu finden, dann konnte er solange trocken bleiben, bis er den Auftrag ausgeführt hatte. Er fand immer, was ihm aufgetragen wurde zu finden. Dies war es auch, was der König von ihm wollte. Ständig verlangte der König von ihm Wesen mit magischen Fähigkeiten ausfindig zu machen und einzufangen. Er schien eine große Faszination an ihnen zu haben und hielt einige dieser Wesen wie Haustiere.
Eagle fragte nicht weiter nach, ihn interessierte nur das Gold, dass er bekam um seine Sucht zu stillen.
Nachdem er sich gewaschen hatte und ein frisches Hemd angezogen hatte, machte er sich auf den Weg zum Schloss.
Zunächst bahnte er sich den Weg durch die matschigen Straßen des Viertels in dem er wohnte. Kinder spielten mit Steinen im Dreck und Frauen gingen ihren täglichen Hausarbeiten hinterher. In gebückten Haltungen wuschen sie Wäsche, schrubbten den festgetreten Dreck von den Stufen, den ihre Männer jeden Tag ins Haus trugen. Männer arbeiteten in ihren Werkstätten und gingen ihren Handwerken nach oder sie saßen beieinander und tranken und spielten. Es war ein trostloser Anblick, den der Hunter schon gar nicht mehr betrachtete. Die Menschen hatten längst aufgegeben auf bessere Tage zu hoffen und hatten sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Das meiste was sie besaßen mussten sie an den König in Form von Steuern abgeben und das wenige, was sie behalten durften reichte gerade so zum Leben.
Manchmal hörte man einzelne Menschen von besseren Zeiten schwärmen, von einem anderen König reden und von Hoffnung träumen. Doch die Furcht saß so tief, dass alles nur geflüstert wurde.
Der Hunter, war noch nicht lange in dieser Stadt und hatte dem Gerede keine Aufmerksamkeit geschenkt. Was interessierte ihn die Vergangenheit, die Gegenwart war alles was er hatte.
Er war auf der gepflasterten Hauptstraße angekommen, der er nun zum Schloss folgte.
Pferdewagen rumpelten an ihm vorbei und Händler priesen vom Straßenrand ihre Waren an.
Vor den Schlosstoren traf er auf Gael, einen weiteren Hunter des Königs. Sie kannten sich nur flüchtig und hatten bisher nicht viel miteinander zu tun gehabt. Das lag daran, dass sie beide Einzelgänger waren, die am besten alleine arbeiteten.
„Eagle“ begrüßte Gael den anderen mit einem steifen Kopfnicken, was der andere ebenso steif erwiderte. Eagle, das war sein Name. Doch er hatte bereits einige Namen besessen, dieser hatte einen angenehmen Ton an sich und er mochte ihn. Für jede seiner Tätigkeiten die er in seinem Leben ausgeführt hatte, gab er sich einen anderen Namen, eine neue Identität.
Wo genau er herkam wusste der Hunter nicht, aber er konnte sich wage an das Plätschern von Wasser und den Geruch von salzigem Wasser erinnern und vermutete, dass er seine ersten Lebensjahre auf einem Schiff verbracht hatte. Die ersten klaren Erinnerungen stammten aus seinen Tagen als Straßenkind. Zusammen mit anderen Elternlosen Kindern hatte er Taschen ausgeraubt und an Markständen Essen gestohlen um sich zu ernähren. Nur in der Gruppe hatten sie überleben können, doch Freunde hatte er dort nie gehabt.
Als er alt genug war ein Schwert zu tragen, war er einer Armee beigetreten und hatte unter verschiedenen Herrschern gedient.
Für wen er kämpfte hatte immer nur damit zu tun gehabt wer das bessere Angebot hatte und da er ein geschickter Schwertkämpfer war konnte er es sich erlauben wählerisch zu sein.
Doch das ständige töten hatte ihn irgendwann ausgesaugt. Er konnte sich an die Gesichter seiner Opfer erinnern und er wusste welche Schuld er auf sich geladen hatte. Die Trinkerei war die Folge, seiner ständigen Last. Er wurde zum Ausgestoßenen und landete irgendwann in dieser Stadt, in der er vor sich hinvegetierte, denn leben konnte man das Ganze nicht mehr nennen.
Die beiden Hunter wurden zum Audienzsaal des Königs Brodor geführt. Gemeinsam traten sie ein und verbeugten sich vor dem Thron. Der König saß mit dem Kopf im Schatten und trommelte unruhig auf der Lehne seines Throns. Eagle bemerkte sofort, dass ihn etwas beunruhigte. Die kleinen Signale die sein Körper aussandte waren unmissverständlich und Eagle hatte gelernt sie zu lesen. Irgendetwas schien den König ziemlich aus der Fassung gebracht zu haben. Normalerweise schien er eher gelangweilt oder begeistert wenn Eagle ihn sah. Er freute sich auf den magischen Zuwachs in seiner Sammlung, doch heute ging eine bedrohliche Unruhe von ihm aus.
„Gerüchte aus dem Badamash Wald sind mir zu Ohren gekommen. Gerüchte von zwei jungen Frauen mit magischen Fähigkeiten.“ Er machte eine kleine Pause und atmete tief ein, wie um sich zu sammeln und seine Fassung nicht zu verlieren. „Meine Aufgabe an euch ist es, diese beiden einzufangen und mir zu bringen. Lebend wenn möglich oder auch tot, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.“ Ich sah zu Gael und alles sträubte sich in mir mit einem Partner arbeiten zu müssen. Doch niemand widersprach dem König und ich war nicht so töricht meinen Einwand auszusprechen. „Bringt mir die beiden!“ er schlug mit der Faust auf die hölzerne Lehne und erhob sich mit einer fließenden Bewegung. „Wagt es ja nicht ohne sie hier aufzutauchen!“ Wir nickten. „Jawohl Euer Hoheit, wie Ihr wünscht!“ antworteten wir wie aus einem Mund. „GEHT!“ befahl König Brodor mit kräftiger Stimme die keinen Kompromiss einging.
Sogleich machten wir uns auf den Weg in die Waffenkammer und rüsteten uns aus. In der Küche bekam jeder von uns eine Tagesration an Essen und einen Wasserschlauch. Wie sehr wünschte ich mir er wäre mit Wein gefüllt, doch ich wusste, dass ich es mir nicht leisten konnte betrunken auf diese Mission zu gehen.
Im Stall bekamen wir jeweils ein Pferd und sogleich machten wir uns schweigend auf den Weg.

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Wolfsisters
FantasiZwei Schwestern, eine Krone, ein Kampf um Macht, Liebe und Freiheit… Als die beiden Schwestern Fenja und Menja eines Tages in ihrem geliebten Wald auf die Jäger des Königs stoßen, hätten sie sich nicht erahnen können, welche Ereignisse diese schicks...