7. Kapitel

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Verzweifelt und wütend lief ich, bewacht von drei Elfen, hinter den Pferden her. Auf diesen lagen bewusstlos die beiden Hunter. Hinter mir wurde die ebenfalls bewusstlose Menja von einem hochaufragenden, blonden Elfen getragen. Seine Miene zeigte keine Regung und er hielt meine Schwester ein Stück von sich weg, wie als würde er versuchen sie so wenig wie möglich zu berühren. Ständig blickte ich nervös zurück, hoffentlich war ihr nichts Ernsthaftes passiert und sie schlief wirklich nur, wie mir versichert wurde. Wir legten ungefähr eine halbe Stunde Fußweg zurück, bevor wir anhielten und mir eine Augenbinde umgelegt wurde. Danach wurde ich unsanft am Arm weitergeführt.

Natürlich war mir bekannt, dass Elfen in diesem Wald lebten. Wenn man hier aufwuchs, kannte man die verschiedenen Wesen die hier lebten. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass die Elfen von uns wussten.

Die Elfen waren, nach dem was ich von Mutter wusste, ein Volk das die Natur verehrte und aus ihm seine Kraft schöpfte. Sie waren eines der ältesten Wesen auf dieser Welt und mischten sich nur sehr selten ein in die Angelegenheiten der anderen Völker.

Menja hatte uns absichtlich in ihr Gebiet gelenkt und ich war so abgelenkt gewesen, dass ich es nicht bemerkt hatte. Obwohl ich mich zunächst verraten gefühlt hatte, konnte ich ihr nicht lange böse sein. So war es schon immer gewesen. Ich wusste, dass sie dies alles nur aus Sorge um mich tat, sie bevormundete mich ständig und war davon überzeugt zu wissen, was das Beste für uns war. Um ehrlich zu sein, konnte ich aus Erfahrung sagen, dass sie meistens damit Recht hatte.

Es war kein Geheimnis das ich von meinen Gefühlen geleitet wurde. Sogar meine Magie war abhängig von meinen Emotionen, je stärker das Gefühl, desto mehr Magie strömte durch meinen Körper. Zurzeit musste ich mich deswegen darauf konzentrieren, meine Angst nicht zu groß werden zu lassen, ich konnte es mir nicht leisten die Kontrolle über meine Magie zu verlieren und ich musste einen klaren Kopf behalten. Was hatten diese Elfen mit uns vor?

Wenig später stoppten wir und die Augenbinde wurde mir wieder abgenommen. Wir hatten den Rand eines kleinen Dorfes erreicht. In die Wurzeln und Äste waren Häuser gebaut und ich sah Elfen die verschiedenen Tätigkeiten nachgingen. Eine Elfenfrau saß an einen Baum gelehnt und flocht aus einem dicken, grasähnlichen Material einen Korb. Sie blickte erstaunt auf, als wir an ihr vorbeigingen. Sie sprang auf, als sie den Elfen sah, der vorher befohlen hatte uns zu ergreifen und verbeugte sich, als er sie passierte. Alle weiteren Elfen taten es ihr gleich und ich fragte mich, wer er wohl war.

Eins war jedoch sicher, er schien eine wichtige Position zu bekleiden. Was ich zunächst für ein Dorf gehalten hatte, stellte sich sehr schnell als eine Stadt heraus. Es war vielleicht auf den ersten Blick nicht besonders deutlich, da die Häuser nicht alle sichtbar waren und teilweise weit auseinander standen, doch die Anwesenheit der vielen Elfen, die neugierig herantraten, belehrten mich eines besseren.

Je mehr Elfenbehausungen ich sah, desto mehr erkannte ich, dass sie es anscheinend beherrschten, Pflanzen nach ihren Wünschen wachsen zu lassen. So sah ich Bäume, die Behausungen zu umarmen schienen und Rankpflanzen die den Elfen als Schlafmöglichkeiten dienten, sie hingen in unterschiedlichen Höhen in den Ästen und schwangen obwohl es keinen Wind gab, leicht hin und her.

Wir schienen uns dem Zentrum zu nähern, die Bäume schienen zunächst weniger zu werden und wenig später sah ich wieso: Vor mir öffnete sich der Wald und gab eine riesige Lichtung frei, auf der ein einzelner Baum stand.

Noch nie hatte ich einen solchen Baum gesehen und es verschlag mir den Atem. Automatisch war ich stehen geblieben, denn die Ehrfurcht vor diesem Lebewesen erfüllte jede Zelle meines Körpers. Dies war nicht nur ein Baum, es schien fast, als wäre dieser riesige Baum, dessen Äste dicker waren als der dickste Baumstamm den ich je gesehen hatte, lebendig. Der Stamm war so breit, dass wahrscheinlich alle Elfen gemeinsam ihn geradeso umfassen könnten. Und die Äste reichten über die ganze Lichtung und füllten den Platz, den die anderen Bäume ihm zu schenken schienen. Ich konnte nicht erkennen wie hoch der Baum war, doch sobald ich unter den Baum getreten war, wusste ich, dass ich das Herz des Waldes gefunden hatte.

Dann geschah etwas so Unerwartetes und Unwahrscheinliches, das sogar die Elfen erstaunten. Der Baum begrüßte sowohl mich, als auch Menja. Ich konnte nicht erklären, wieso ich wusste, dass er uns begrüßte, doch zwei weiße Blüten, die ich vorher nicht bemerkt hatte, lösten sich und segelten von hoch oben auf uns zu. Eine legte sich auf Menjas Hand und bei der Berührung regte sich Menja in den Armen des Elfen. Ihre Augen flatterten und ihr Mund hauchte ein „Hallo“ bevor sie wieder in den vorigen Zustand zurück verfiel. Nur wenige Sekunden später viel eine weiter Blüte in meine ausgestreckte Hand.

Die Elfen um uns hatten angefangen zu murmeln und der Elf mit den blauen Augen starrte mit aufgerissen Augen zwischen mir und Menja hin und her.

Ein hochgewachsener Elf mit schwarzen Haaren löste sich aus den umstehenden Elfen und kam auf uns zu. Er beachtete weder mich noch einen der anderen, sein strahlender Blick war allein auf den nun wieder kühl dreinblickenden Blauäugigen gerichtet. Als er bei ihm angekommen war, fasste er ihn an der Schulter und neigte leicht den Kopf. Auf dem Gesicht des anderen bildete sich ein leichtes Lächeln, das wenig später wieder verschwand.

Er sah sich um und zog genervt die Augenbrauen zusammen, als er die angesammelte Elfenschar sah. Nachdem er eine Kreisbewegung mit beiden Armen ausführte, schienen die Elfen langsam zu verschwinden. Einer nach dem anderen zog sich zurück, bis nur noch einige wenige Elfen anwesend waren, diese schienen jedoch Aufgaben nachzugehen und beachteten uns nicht weiter.

Der Blauäugige ging zu den Pferden der Hunter, er gab erst Eagle einen Stoß und nur wenige Sekunden später Gael. Beide rutschten leblos von ihren Pferden und stießen dumpf auf dem Boden auf. Ich schnappte hörbar nach Luft, hatte ich einen Knochen brechen hören? „Ungehobelter Wichtigtuer“ murmelte ich. Wenn ich gehofft hatte, dass er mich nicht gehört hatte, dann lag ich falsch. Er war jedoch nicht der Einzige der sich zu mir umdrehte, auch der schwarzhaarige Elf drehte sich zu mir und betrachtete mich erstaunt. Plötzlich verzogen sich seine Lippen und er lachte leise: „das sag ich auch immer!“ Doch der blauäugige Elf schien nicht besonders amüsiert und warf mir einen kalten hochmütigen Blick zu.

„Bringt sie in den bewachten Trakt und gebt den drei Bewusstlosen das Antiserum, die Königin wird bald mit ihnen sprechen wollen. Damit drehte er sich um und ging, gefolgt von dem Schwarzhaarigen. Keiner von beiden drehte sich noch einmal um, doch ich sah ihnen nach, bis ich von meinen Bewachern unsanft weitergeführt wurde.

Wir gingen um den Baum herum und erreichten zwei kleine Hütten. Die Hunter wurden in die eine geschleift und Menja und mich brachte man in die andere.

Sobald die Wachen draußen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten, trat ich an Menjas Bett heran. Die weiße Blüte lag noch immer auf ihrer Hand und auch meine Blüte lag in meiner Handfläche. Ich strich ihr leicht über die Stirn und hoffte, dass sie bald aufwachte.

Eine Wache kam herein und gab mir ein Fläschchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit „Dies wird sie wieder aus dem Schlaf holen.“ Sagte er und ließ uns wieder allein.

Vorsichtig legte ich die Blüte auf einem kleinen Tischchen nieder und hob dann Menjas Kopf in meinen Schoß. Sobald sie die Flüssigkeit intus hatte merkte ich, wie ihr Atem stärker wurde und einige Minuten später schlug sie die Augen auf.

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen! Hinterlasst uns gerne Kommentare und votet :)

xoxo Aly

WolfsistersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt