11. Kapitel

210 17 5
                                    

Bild am Rand ist natürlich Fenja ;)

Viel Spaß beim Lesen.

Fenja:

Seit zwei Wochen waren wir nun bereits in Gjelbrim. Man hatte uns ein Gemach im Herzen des Baumes Gjelgalat, dem Palast der Waldelfen, bereitgestellt. Die Königin hatte uns erklärt, dass es sich für Verbündete und vor allem für solche mit königlichem Blut so ziemte. Ich wäre lieber auf dem Boden geblieben und hätte in der kleinen Hütte geschlafen. Besonders gerne hätte ich auch auf die Zofen und Diener verzichtet, die uns unser Essen brachten, unsere Kleidung reinigten und all unsere Schritte zu beobachten schienen. Schon bald sehnte ich mich nach meiner alten Kleidung, doch ich hatte den Verdacht, dass sie verbrannt worden war.

Jeder Tag war nun darauf ausgelegt, dass Menja und ich vorbereitet wurden, ein Land zu regieren. Um ehrlich zu sein war es eine langweilige Angelegenheit. Wir saßen stundenlang in der großen Bibliothek und wurden im Schreiben und Lesen unterrichtet. Außerdem brachte man uns die Sprache der Elfen bei. Doch nicht etwa indem wir uns mit den Elfen unterhalten hätten, sondern indem wir ihre Runen erlernten und Schriftrollen versuchten zu entziffern. Eine der schlimmsten Unterweisungen war jedoch, wenn Serim uns in die Taktiken des Krieges einführte. Unfreundlich und griesgrämig ratterte er eine Taktik nach der anderen durch und schleuderte uns die Theorien für die Aufstellung eines Heeres oder den Einsatz von Bogenschützen um die Ohren. An dem sechsten Morgen, als er mal wieder eine seiner Lektionen herunterrasselte und uns etwas über den Einsatz von berittenen Soldaten erzählte, konnte ich mal wieder meine Aufmerksamkeit nicht dazu bringen sich zu fokussieren. Anscheinend hatte ich gegähnt, denn augenblicklich wurde es still und Serim sah mich mit hasserfülltem Blick an „Langweile ich dich?“ hisste er und ich riss erschrocken die Augen auf. Doch nur einen Moment, denn blöderweise konnte ich meine Zunge natürlich nicht im Zaum halten: „Um ehrlich zu sein, ja, ein bisschen schon.“ Menja neben mir stöhnte auf und versuchte mich zum Schweigen zu bringen. Serim sah aus als würde er gleich platzen vor Wut. „Ich frage mich, wie ich verstehen soll, wie eine Reiterstaffel funktioniert, wenn ich selbst noch nie auf einem Pferd gesessen habe. Außerdem ist die Theorie dessen, was Soldaten machen für mich, auch nicht ganz einleuchtend, denn ich habe weder bereits mit einem Schwert gekämpft noch Pfeil und Bogen in der Hand gehalten.“ Kalt blickte Serim auf mich hinunter: „Du bist ungeduldig und respektlos. Deine Aufmerksamkeitsspanne ist die eines kleinen Kindes, ach was sag ich, selbst unsere Kinder wären fähiger, ein Land zu regieren, als du!“ Menja räusperte sich und stand auf, mit funkelnden Augen trat sie um den Tisch herum und stellte sich vor mich. Sie sagte kein Wort und es schien als würden die beiden einen Kampf austragen, in dem sie sich nur gegenseitig in den Boden starrten.

Die Zeit schien dahin zu kriechen, während beide versuchten nicht als erstes wegzuschauen. Glücklicherweise wurden sie jedoch von Elessar unterbrochen, der hineinkam, die Situation mit einem Blick zu erfassen schien und Serim nach draußen bat. Überraschenderweise tat dieser worum ihn der dunkle Elf bat. Man hörte die beiden wie sie sich leise redend entfernten. Die Worte „irritierend" und "unwürdig" fielen. Grinsend blickte ich zu Menja, doch diese betrachtete mich nur erbost „Wieso hast du das getan?“ „Weil er ein Wichtigtuer ist.“ Antwortete ich mit einem Schulterzucken „Außerdem ist es so langweilig! Ich möchte nach draußen, mich mit den Elfen unterhalten, wissen wie sie leben. Ich möchte reiten, klettern und Spaß haben! Außerdem finde ich, dass die Hunter mittlerweile bewiesen haben, dass sie keine Gefahr sind, man sollte sie frei lassen.“ Menja schüttelte den Kopf „Wir müssen unser Wissen vermehren um unser Land regieren zu können! Möchtest du nicht erfahren wo wir herkommen und möchtest du nicht unser Land befreien, von dem Mann der unsere Eltern ermordet hat? Serim hat Recht, du bist wie ein kleines Kind, das nicht begreift, wie wichtig die Schritte sind die wir gerade gehen. Diese kleinen Schritte werden uns dazu befähigen bald zu laufen und dann werden wir rennen können und sobald das geschafft ist, steht uns alles offen! Du bist ungeduldig. Meinst du nicht, dies alles hat einen Sinn? Glaubst du die Elfen würden uns Sachen lehren, die unwichtig sind?“ So hatte sie noch nie mit mir geredet und ich war beleidigt. „Du vergisst, dass ich nicht die Königin sein werde, Prinzessin Artemis. Ich werde nicht auf dem Thron sitzen und um ehrlich zu sein möchte ich das auch gar nicht. Ich bin daran interessiert etwas über die Kultur der Elfen zu erfahren und Freundschaften zu schließen. Ich möchte das Volk unserer Eltern von der Unterdrückung befreien, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass ihnen Leid angetan wird, aber ich will sie nicht führen. Die Verantwortung für ein ganzes Land kann ich nicht tragen, auch selbst wenn ich nicht auf dem Thron sitze, so bin ich dennoch ihre Prinzessin, doch das entspricht mir nicht. Ich bin nicht Hemera, mein Name ist Fenja.“ Menjas Augen blitzten erzürnt auf: „Die Verantwortung wird wie immer bei mir liegen, kleine Schwester. Doch sei nicht naiv, denn auch du wirst zu gegebener Zeit deine Aufgabe erhalten und dich nicht auf mich stützen können, die Zeit mag kommen wo wir ohne den anderen sein müssen. Die Unterweisung die du hier erhältst soll dich auf eine solche Zeit vorbereiten, doch wenn dir nichts daran gelegen ist, geh.“

WolfsistersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt