6. Kapitel

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So, bitteschön! Ein brandneues Kapitel frisch aus der Druckerpresse ;-) Als kleines verfrühtes Weihnachtsgeschenk ist es sogar extra lang.

Einen schönen 4. Advent an alle!

Eure Evynne

6. Kapitel

„Nein!“, zischte ich kaum hörbar meiner Schwester zu. Die beiden Männer hatten sie fest im Blick, verfolgten ihre Gesichtszüge aufmerksam. Ich wusste, dass sie ihren Enthusiasmus bemerkten. Ihnen war klar, wie gerne sie mit ihnen gehen würde. Zu meinem Unglück wusste ich es auch.

Ich wandte mich ihr zu, ohne den anderen meinen Rücken zuzukehren. Wer konnte schon sagen, ob ihnen das Gerede nicht zu langweilig erschien und sie letztendlich doch eine Überwältigung versuchen würden? Die Waffen hatten sie immerhin neben sich liegen.

„Fenja, das ist alles andere als eine gute Idee“, erklärte ich ihr angespannt. Doch ich merkte, dass meine Worte hier nicht mehr viel nutzten. Meine geliebte Schwester sah sich in Gedanken schon in diesem „Schloss“ spazieren gehen und von all den neuen Speisen kosten, welche die Männer ihr beschrieben hatten.

„Bitte, Menja! Wir können schließlich nicht ewig immer nur in der Höhle leben“, drängte sie mich bettelnd. Ihre Angriffshaltung hatte sie nun vollständig aufgegeben und fasste stattdessen nach meinen Händen. Sanft entzog ich sie ihr. Ohne freie Hände würde ich nicht genügend Wasser bändigen können um zu kämpfen, sollte dies doch eine Falle sein.

Ich widersprach ihr: „Doch, genau das können wir. Und das werden wir“

Trotzig schob Fenja ihre Unterlippe ein klein wenig vor. Offenbar hatte sie vor das auszudiskutieren. Sehr ungewöhnlich. Normalerweise fügte sie sich, wenn ich widersprach. Immerhin wusste sie, dass ich sie nur beschützen wollte.

Ich hörte ein leises, amüsiertes Schnauben und richtete meinen Blick auf den Mann namens Gael. Voll Interesse verfolgte er unsere Auseinandersetzung. Als er meinen Blick bemerkte, zuckte er lässig mit den Schultern.

„Man merkt, dass ihr Schwestern sein müsst“, erklärte er sich gelassen, als hätte ich gefragt. Ich schenkte ihm meinen eisigsten Blick und wünschte mir, sein Blut würde ihm in den Adern noch gefrieren. Wäre er nicht hier würden wir diese Unterhaltung schließlich gar nicht erst führen müssen. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und sofort wirbelte ich herum und schnappte mir Bogen und Pfeil. Innerhalb eines Wimpernschlages hatte ich die Sehne gespannt und richtete die tödliche Spitze mitten auf das Herz des größeren Mannes. Eagle hob scheinbar unschuldig die Hände.

„Schon gut“, meinte er beschwichtigend. „Ich wollte nur an meine Trinkflasche“

Er zog ein silbern schimmerndes Gefäß aus der Satteltasche seines Pferdes und hielt sie mir hin, damit ich sehen konnte, dass sie ungefährlich war. Dennoch senkte ich meinen Bogen kaum. Meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt, während ich nachdachte und versuchte, die Situation zu analysieren.

Ich war mir sicher, dass dieses Angebot nur Fassade war und diese Männer uns so oder so mitnehmen würden, egal ob ich nun zustimmte oder nicht. Wäre dem nicht so, dann hätten all die Waffen, welche sie bei sich trugen, keinen Zweck gehabt. Fenja würde freiwillig mit ihnen gehen, außer ich überzeuge sie von den bösen Absichten der Beiden. Dann würde es jedoch zu einem offenen Kampf kommen. Meine Schwester und ich waren mit starker Magie gesegnet, allerdings hatten wir die Höhle im Rücken, die uns einen eventuellen Fluchtweg abschneiden würde. Wenn Fenja ihr Feuer kontrollierte und ich an genügend Wasser käme wäre es kein Problem. Allerdings konnte Fenja nie ihr Feuer vollkommen unter Kontrolle bringen und das einzige Wasser in unmittelbarer Nähe war unsere Trinkschale. Ich könnte das Wasser zwar aus der Umgebung ziehen, doch das kostete mich Unmengen von Kraft.

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