Kapitel 4

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Ich verliere zu viel Blut, wenn er nichts dagegen tut. Ich weiß es.

Wie es wohl meiner Familie geht? Meinen Freunden? Was muss sich nur Paula denken?

Die und viele andere Fragen schwirren mir im Kopf rum, bis ich letztendlich zusammen sacke.

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Ganz schwach höre ich ein gleichmäßiges Piepen.

Zwischendurch auch mal Stimmen. Zwei männliche. Sie scheinen sich leise aufzuregen.

Ich versuche krampfartig meine Augen geschlossen zu halten. Einfach dem Gespräch lauschen.

"Was hast du gemacht, dass diese hübsche Frau nun hier liegt?!", redet die eine unbekannte Stimme.

"Man, Sie sollte ihre Strafe kriegen und ich hatte nun mal meinen Spaß! Du kennst mich doch, Paul."

Definitiv Mason!

"Richte sie nicht zu sehr zu. Du kriegst sie dann nicht mehr verkauft! Oder willst du sie für immer bei dir haben?"

"Was? Nein! Die doch nicht. Glaub mir Paul, so'n hübsches Ding kriege ich Recht schnell verkauft. Aber ich weiß was du meinst und lasse mir deine Wörter nochmal durchgehen."

"Gut.", meint wieder die unbekannte Stimme.

Ich will keine lauten Geräusche machen, aber ich MUSS mich bewegen! Doch leider.... Muss ich aufstöhnen. Die Schmerzen an den Armen sind unerträglich.

Ich öffne meine Augen und schaue zu meinen Armen. Verbunden.

"Ach, die liebe Madeleine traut sich auch mal aufzuwachen.", redet Mason sanft.

"Wenn ich dir vorstellen darf", er zeigt nach rechts, "Paul. Ein Guter Freund von mir und Arzt."

"Warum bin ich hier? Was hast du nur mit meinen Armen gemacht?!", frage ich schluchzend.

"Ah ja, durch das Beruhigungsmittel kannst du dich wohl nicht mehr daran erinnern.", antwortet Mason schulterzuckend.

Und wie ein Schlag fällt mir alles wieder ein.

Jedes. Einzelne. Detail.

Wie er mich aufschlitzte und ich zu viel Blut verlor.

Apropo Blutverlust. Dadurch fühle ich mich immer noch total schwach.

Ich verstehe einfach diese Logik nicht. Wieso tut man unschuldigen Leuten sowas an. Ich glaube fest an Karma und weiß, solche Leute kriegen alles zurück.

Wie ich mitbekommen habe, soll ich verkauft werden. Dann werde ich auch noch in Menschenhandel reingezogen. Und bestimmt komme ich zu einem total schmierigem, alten Knacker. Vielleicht nimmt Mason auch Rücksicht auf mich und sucht einen guten raus.

Aber als ob. Ich komme zu dem, der das meiste Geld bietet.

"MADELEINE!", höre ich nur meinen Namen schreien.

"Hm was?", antworte ich schuldbewusst.

"Paul hat dich gefragt, ob du lieber noch eine Nacht bleiben möchtest oder heute schon nach Hause willst."

"I-Ich glaube, Ich bleibe noch eine Nacht hier!"

"Hah schau mal, wie du ihr schon Angst eingejagt hast.", redet nun dieser Paul.

Angst? Pfff. Die kann er sich sonst wohin schieben.

"Ich hab keine Angst! Dann gehe ich halt heute schon nach Hause.", antworte ich taff.

Paul hat nur einen überraschten Blick auf seinem Gesicht zu zeigen.

Mason dagegen einen finsteren, irgendwie verführerischen.

"Keine gute Idee, Maddy Baby.", flüstert Mason nur.

Nun fahre ich also jetzt zurück. 'Nach Hause' wie die es nennen.

Die Fahrt verläuft ruhig. Ist vielleicht mal das richtige.

Zuhause angekommen, muss ich kochen.

Ist ja nicht so, dass ich kochen hasse, aber ich koche am liebsten für Leute denen ich etwas Wert bin!

Es gibt Hähnchen Saltimbocca.

Wir essen. Auch schweigend. Diese Situation kommt mir komisch vor. Eigentlich finde ich schweigen mal gar nicht so schlimm, aber in diesem Hause hat es eine Bedeutung!

Frauenroutine: Ich räume ab, die Reste entsorge ich und danach wasche ich ab.

Mason ruft mich vom oberen Stockwerk aus. Was will der denn schon wieder.

Augenverdrehend streife ich mir meine Hände am Handtuch ab und hänge es sauber hin.

Zuhause hätte ich es in die nächst beliebige Ecke gepfeffert.

Oben angekommen, setze ich mich auf das Bett, denn Mason scheint im Badezimmer zu sein.

Ohne jegliches Zeitgefühl warte ich auf ihn und genau dann, dreht sich der Schlüssel im Loch um.

Mason tritt in Jogginghose und Oberkörperfrei raus. Seine feuchten Haare hängen ihm im Gesicht.

"Ich muss mit dir reden.", fängt er an.

"Fahr fort.", bitte ich ihn.

"Vielleicht hast du mitbekommen, dass ich dich verkaufen möchte. Ich hab so an nächste Woche Freitag gedacht. Bis dahin bist du noch meine Sklavin. Theoretisch solltest du jetzt wissen, wie das hier bei mir abläuft. Und glaube mir, ich würde dir noch mehr Schäden anrichten, wenn du unartig bist!", spricht er ernst mit mir.

Spätestens ab dem Datum, wich mir alle Farbe aus dem Gesicht raus.

Ja, ich habe mitbekommen, dass er mich verkaufen möchte. Aber, dass es in so einer kürze passiert, hätte ich nicht erwartet. Doch mir war schon klar, dass ich nicht verschont werde.

"Ich bin ein Mann, du eine Frau, jeder weiß was diese Geschlechter zusammen machen!", fängt er wieder an.

Bitte Gott, nicht das was ich denke!

Unsicher schaue ich zu ihm.

Sein typisches Grinsen ist aufgelegt und jetzt weiß ich, wir haben die selben Gedanken.

Entführt - Seelisch verletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt