4. September - Sonntag - Sommerferien
„Belle jetzt zerbreche dir doch nicht länger den Kopf darüber", beruhigt mich Em.
Emmely ist seit dem Kindergarten meine beste Freundin und wir sind nun mehr als vierzehn Jahre befreundet. Sie ist ein bisschen verrückt und manchmal aufgedreht, aber einer der liebenswertesten Personen die ich kenne. Sie hat wunderschöne grüne Augen und schokobraune Haare. Ein wirklich hübsches Mädchen.
Wir ergänzen uns unglaublich gut. Sie ist optimistisch und zieht mich hoch, wenn ich mal wieder der skeptische Pessimist bin. Wenn es ihr oder mir schlecht geht, sind wir für einander da, kompromisslos.
„Aber wer weiß wie unsere neue Trainerin oder Trainer wird. Er oder sie könnte alt und fies sein. Oder vielleicht..-", widerspreche ich und werde von Brian unterbrochen.
„Total sympathisch und hilfreich." Ich zucke mit den Schultern und beiß mir auf die Unterlippe.
Auch Brian gehört zu den wichtigsten Personen meines Lebens. Dieser gut aussende und freche Mädchen-Charmeur hat sich irgendwie in der siebten Klasse ein Platz in meinem Herz geschaffen. Er hatte versucht mich anzugraben, o man, seitdem hat er eine Menge geübt. Er spielt gerne mal für Emmy und mich den großen Bruder, obwohl wir sehr gut alleine zu Recht kommen. Schließlich sind wir beide nicht auf den Mund gefallen.
„Ok ok, in einer Woche werden wir es sehen. Neues Schuljahr neues Glück!", stimme ich den beiden zu. Wer weiß, vielleicht bekommen wir ja eine neue nette Trainerin. Jeder kann nur besser sein, als unser letzter Trainer. So eine schlechte Saison wie die letzte hatten wir noch nie. Unser Team hat Talent, nur wurden wir überhaupt nicht gefördert.
„Ich muss mich dieses Schuljahr echt noch mal richtig anstrengen. Schließlich bin ich nicht so hochbegabt wie du Belle", sagt Emmy und trinkt einen Schluck ihrer Cola. Wir chillen gerade bei ihr Zuhause im Garten, es ist tierisch warm und die Sonne scheint.
„Ich bin nicht hochbegabt!"
„Nur eine kleine Streberin", lacht Brian und Emmy stimmt mit ein. Ich schaue beide böse an und versuche ein Lächeln zu unterdrücken.
„Du schreibst nur Einsen, wie würdest du dich denn bezeichnen?", fragt Em und grinst provozierend.
„Hallo habt ihr vergessen was für eine Mathe-Niete ich bin? Ich bin froh, dass ich irgendwie noch eine Drei auf dem Zeugnis geschafft habe!"
Wirklich, ich hab riesen Probleme in Mathematik. Irgendwie hab ich bisher noch kein Verständnis für dieses Fach erlangt. Ansonsten bin ich wirklich nicht schlecht in der Schule. Ich strenge mich sehr an, schließlich würde ich gerne Studieren. Aber bisher sehe ich schwarz für meine Zukunft, immerhin ist so ein Studium echt teuer. Vor allem die Richtung in die ich studieren möchte. Und meine Mam und ich können uns das bisher nicht leisten.
Mam und ich leben alleine in kleinen zwei Etagen Haus. Denn mein Vater hat meine Mutter nach der Geburt einfach sitzen gelassen und ist verschwunden. Das einzige was er für uns getan hat ist, dass er uns Geld dagelassen hat. Wahrscheinlich um sein schlechtes Gewissen abzuzahlen. Von dem Geld konnte meine Mutter das Haus und meine Schule finanzieren. Allgemein weiß ich nichts über meinen Vater, da meine Mam nicht gerne über ihn redet. Mit der Zeit hat sich auch ein Groll bei mir ihm gegenüber entwickelt. Daher spreche ich auch nicht viel über das Thema.
„Du wirst das in Mathe schon meistern", sagt Brian und lächelt mich an. So viel zum Thema Pessimist.
„Ich hol uns noch eine Runde Getränke." Beide nicken und bedanken sich. Ich mach mich auf den Weg in Emmys Küche und fülle unsere Gläser mit neuer Cola auf.
Nur noch eine Woche, dann beginnt das letzte Schuljahr. Da viele Kurse neu gemischt wurden, bin ich gespannt was für Lehrer ich erwische. Jedoch mache ich mir deswegen weniger Sorgen, da ich eigentlich in jedem Fach zu Recht komme. Naja bis auf Mathe. Aber die Sache mit dem neuen Trainer, die gibt mir zu denken.
Ich liebe es Handball zu spielen, und es bedeutet mir so viel. Das ist auch der Grund, weshalb ich in Bezug auf den Trainer so skeptisch bin. Seitdem ich elf Jahre alt bin spiele ich schon. Und als ich auf eine neue Schule gehen musste, lag das Elisabeth-Sophie-Gymnasium nah, da es sportorientiert ist. Emmy schloss sich mir an, und nun spielen wir seit der siebten Klasse zusammen im weiblichen Handballteam der Schule. Brian spielt dagegen im männlichen Fußballteam. Es gibt außerdem auch noch ein Baskettballteam.
Für mich ist Handball ein großartiges Spiel, da es sehr vielseitig ist. Du kämpfst nicht für dich, sondern für dein Team, ihr helft euch gegenseitig und agiert gemeinsam. Man muss schnell handeln und man sollte keine Angst vor Körperkontakt haben. Und wenn es brenzlig wird, ist es gut einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich sag nicht dass man alles können muss, man sollte nur genug Ehrgeiz und Ausdauer mitbringen, um diese Ziele durch Training erreichen zu wollen.
Aber ich liebe auch andere Sportarten. Ich gehe gerne joggen, leider hab ich selten außerhalb der Ferien dafür Zeit.
Ich stelle die halbvolle Flasche zurück in den Kühlschrank und gehe wieder zu den beiden Spinnern nach draußen.
•◇•◇•◇•◇•◇•◇•◇•
„Hey Mama! Ich bin wieder zurück!", rufe ich während ich die Haustür hinter mir schließe.
„Bin in der Küche Liebling!", hör ich sie antworten und gehe in die Küche.
„Wow was machst du?", frag ich neugierig und schaue ihr über die Schulter. Mehrere Schüsseln mit hellem Teig stehen vor ihr und sie liest gerade in einem Kochbuch. Lächelnd blickt sie mich an und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Kuchen, William hat morgen Geburtstag und ich wollte für ihn und die Kollegen backen."
William, Mr. Wilson ist Mams Chef. Sie ist schon seit Jahren seine Assistentin und sie sind so gut wie ein Paar. Man sieht, dass es zwischen den beiden Funkt, aber laufen tut da noch nichts, denke ich. Er ist vielleicht fünf Jahre älter als sie, und ein wirklich netter Mann.
„Soll ich dir helfen?", frage ich.
„Alles prima Annabelle!", lacht sie und rührt eine von den vielen Schüsseln.
„Ok, sag einfach Bescheid, wenn doch. Ich bin oben in meinem Zimmer", erklär ich und verschwinde aus der Küche.
23.07.16
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Illegal Game
Romance„Man darf Menschen nicht wie ein Gemälde oder eine Statue nach dem ersten Eindruck beurteilen, die haben ein Inneres, ein Herz, das ergründet sein will." - Jean de la Bruyère Annabelle geht auf ein sportorientiertes Gymnasium. Sie bekommt einen neu...