23. November - Donnerstag
„Belle ich finde du musst da unbedingt mitmachen!", versucht mich Emmy zu überzeugen. Denn vor uns am schwarzen Brett hängt der Flyer zu dem alljährlichen Schul-Marathon. Jedes Jahr werden ein Mädchen und ein Junge von unserer und anderen Schulen ausgewählt.
„Ich war doch letztes Jahr schon in der Auswahl, da wurde ich auch nicht genommen", erinnere ich sie. Sie dreht sich zu mir und strahlt mich an.
„Aber nur weil diese Zwölfklässlerin paar Sekunden schneller war. Und die ist ja jetzt nicht mehr auf der Schule!"
„Wieso bist du denn gerade so euphorisch?", verwirrt schau ich sie an.
„Weil ich überzeugt bin, dass du dieses Jahr dort antreten sollst und gewinnen kannst", sagt sie.
„Ich geh zwar joggen, aber zwanzig Kilometer sind ganz schön viel! Und außerdem treten dort nur die Besten der Besten an."
„Aber du hast das Potential dazu!"
„Urgh, wenn es dir so wichtig ist überleg ich es mir nochmal", versuch ich sie zufrieden zu stellen. Wir drehen uns um und laufen zu meinem Schließfach.
„Und was hast du jetzt noch für Unterricht?", fragt mich Emmy während ich meine Bücher ins Schließfach lege. Ich suche nach meinem Mathehefter und packe ihn in meine Tasche.
„Mathenachhilfe mit Liam", erklär ich beiläufig.
„Ahh stimmt ja, wie läuft's eigentlich mit dem Freunde sein?" Gelangweilt lehnt sich Emmy mit dem Rücken gegen die anderen Schließfächer. Natürlich hatte ich Emmy von dem zweiten Kuss erzählt und das wir uns auf Freundschaft geeinigt haben. Emmy war zuerst enttäuscht, das Mädchen hat echt Probleme, aber sie hat verstanden das es zu gefährlich ist, wenn sowas noch öfter passiert. Schließlich könnten wir jederzeit erwischt werden. Und was dann für Konsequenzen für uns drohen würde, will ich mir gar nicht ausmalen.
„Ganz gut? Nicht anders als wie ihr euch alle mit ihm versteht. Nur unsere typischen Sticheleien", grins ich am Ende fies.
„Na dann. Stell dir mal vor wenn jetzt Streit ausgebrochen wär.."
„Dann wären wir wieder beim Anfang der Sommerferien", lach ich und Emmy auch.
„Dann bis morgen", sag ich zu ihr und umarme sie fest.
„Ja wir sehen uns, viel Spaß noch", verabschiedet sich Emmy und geht.
Seufzend lauf ich zum Klassenraum, nur noch eine Stunde und dann kann ich nach Hause. Ich sehne mich nach meinem Bett. Es ist zwar erst fünfzehn Uhr, aber die vielen Klausuren strapazieren meine Freizeit.
Ich lauf zur letzten Tür der zweiten Etage und öffne sie und geh in den Klassenraum. Wie immer sitzt Liam schon am Lehrertisch und schaut in seine Unterlagen. „Hallo", begrüß ich ihn.
„Hey, hast du deine Klausur mit?", fragt er und schaut hoch.
„Ja", antworte ich und setzt mich gegenüber von ihm und häng meine Jacke über meine Stuhllehne.
„Super, dann können wir deine Fehler durchgehen. Aber da gibt es ja nur wenige. Du hast dich echt verbessert in den letzten Wochen. Ich bin wirklich stolz", lobt mich Liam lächelnd. Auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich bin selbst mega zufrieden mit der zwei. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich die letzten Jahre nur dreien und vieren hatte.
„Danke, und hier ist die Arbeit", sag ich und überreiche ich ihm die Blätter.
„Ahh ja, ich hatte mir bei der Korrektur schon kleine Fehler aufgeschrieben. Eigentlich musst du nur aufpassen die Ableitungen aufzuschreiben, bevor du rechnest. Dafür gibt es nämlich auch leicht verdiente Punkte. Ansonsten rechnest du noch ein paar Aufgaben zu Kurvendiskussionen und dann machen wir früher Schluss."
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Illegal Game
Romans„Man darf Menschen nicht wie ein Gemälde oder eine Statue nach dem ersten Eindruck beurteilen, die haben ein Inneres, ein Herz, das ergründet sein will." - Jean de la Bruyère Annabelle geht auf ein sportorientiertes Gymnasium. Sie bekommt einen neu...