3 - Selbsthilfetreffen

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- Daisy -

-"Komm schon, Daisy! Das wird dir gut tun!", bettelte meine Mutter weiter.

Ich saß auf meinem Bett und verschränkte sturr die Arme vor der Brust.

Sie zwangen mich zum Treffen einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Was soll ich denn da? Mich mit ihnen austauschen? Was gab es darüber zu reden?

-"Mum, ich komm auch ohne diese komischen Treffen gut klar!", machte ich es ihr klar. Doch sie schien wie immer nicht begreifen zu wollen.

-"Daisy ich mach mir langsam sorgen. Willst du nicht mal unter Menschen kommen?"

-"Ich komme doch unter Menschen. Ich gehe jeden Tag spatzieren!", wies ich sie ruhig darauf hin. Innerlich war ich bereits am Kochen.

Ich wusste, dass sie sich nur um ihr einziges Kind sorgt. Dennoch war es langsam nervig, dass sie mich behandelt als wäre ich drei Jahre alt.

Nach dem Unfall damals, als klar wurde, dass ich nie wieder etwas sehen werde, hatten sie mir beide versprechen müssen, dass sich nichts ändern wird. Dass sie mich trotzdem nicht anders Behandeln und ich trotzdem noch zur Schulen gehen werde.

Zwei Wochen nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, beschlossen meine Eltern mich aus der Schule zu nehmen, kauften mir stattdessen Kasetten mit dem entsprechenden Lernstoff.

Immer mehr behandelten sie mich wie ein Kleinkind, haben mich sogar eine Zeit lang gefüttert.

-"Damit meinte ich, dass du dir Freunde suchen sollst!", riss sie mich aus den Gedanken.

-"Ich habe Freunde!", fauchte ich jetzt wütend.

-"Ach ja? Wieso kenne ich sie nicht? Wie heißen sie? Und wieso triffst du dich dann nicht mit ihnen?"

Ich Griff nach meinen Blindenstab, rappelte mich auf und tastete mich langsam zur Tür.
-"Du kennst sie nicht, weil du nicht alles wissen musst. Er heißt James und ich werde mich jetzt mit ihm Treffen!"

Mir war klar, dass ich James nicht finden werde, dennoch wollte ich meiner Mutter nicht recht geben. Sie kontrollierte mich viel zu sehr.

-"James? Du bist blind, Daisy! Vielleicht nutzt er das ja aus und vergewaltigt dich!", rief sie mir noch hinterher, als ich das Zimmer bereits verlassen hatte.

So schnell es ging tastete ich mich im Gang vorran, zog mir meine Schuhe an und verschwand dann nach draußen.

Mein Zimmer war im Erdgeschoss. Außerdem wurde dort extra noch ein Bad für mich eingerichtet, weil mein Dad angst hatte, ich würde die Treppe runter stürzen.

Ich war bestimmt schon vier, wenn nicht fünf Jahre nicht mehr im Obergeschoss gewesen.

Den Weg zur Towerbridge kannte ich bereits auswendig. Früher war ich jeden Tag dort. Früher, als ich noch was sehen konnte. Aber auch nach dem Unfall kam ich öfter her. Erst nur mit der Hilfe meiner Eltern aber irgendwann hatte ich begonnen zu zählen, nach wie vielen Schritten ich abbiegen musste.

Mit der Zeit kam ich aber nicht mehr so oft her. Zum einen, weil ich oft im Stress war und zum Arzt musste und zum anderen, weile meine Eltern es mir immer öfter verboten.

Und genau das machte mich traurig. Sie hatten mir versprochen, dass sich nichts ändern wird und jetzt.. jetzt stritt ich mit meiner Mutter darüber, ob ich zu dieser Selbsthilfegruppe sollte.

Ich setzte mich auf eine Bank am Ufer und dachte daran, was sich durch den Unfall verändert hat. Das schlimmste war nicht, nichts mehr zu sehen, sondern zu wissen, dass keine Hoffnung besteht, jemanden zu finden, der mich lieben wird. Denn irgendwann werden meine Eltern nicht mehr da sein und dann hab ich keinen mehr, der mich Liebt.

Ich bemerkte garnicht, dass sich Tränen in meinen Augen angesammelt hatten. Erst, als etwas warmes auf meinen Handrücken tropfte fiel es mir auf. Und im gleichen Moment fiel mir auf, dass ich meine Sonnenbrille nicht dabei hatte.

Einmal hatte ich meinen Vater gefragt, welche Augenfarbe ich hätte. Er antwortete mit "Braun. Ein trübes braun, ohne Licht. Aber dennoch ein schönes braun."

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er das ernst gemeint hatte. Ein trübes braun kann unmöglich schön sein.

-"Daisy? Wieso weinst du?", riss mich plötzlich eine Stimme aus den Gedanken.

Ich antwortete nichts, spürte, wie sich jemand zu mir auf die Bank setzte. Kurz darauf spürte ich eine große Hand, die die Tränen von meinen Wangen wischte.

A/N:
Ich bin grad im Urlaub und das Wlan hier kackt richtig ab, deswegen hoffe ich, dass das hier jetzt gepostet wird :D

Ansonsten hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und ihr euch vielleicht zu einem Vote und/oder Kommi bringen lasst :D

xx Lena xx

08-08-16, 21:45

BlindedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt