Kaffee mit Sahne

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"Hey Rory", zieht mich Mali in eine freundschaftliche Umarmung. "Ich bin hier, weil ich mir eine Wohnung angesehen habe", klärt sie mich auf. "Du willst hier her ziehen?", frage ich verdutzt. "Ja. Berlin hat mir die letzten Male als ich hier war so gut gefallen, dass ich mich in diese Stadt verliebt hab' ", schwärmt sie mir vor. Ich kenne den Charme, den Berlin haben kann, sehr gut. "Freut mich, dass du auch endlich deine große Liebe gefunden hast. Aber dass ihr jetzt schon zusammen ziehen wollt, findest du das nicht etwas überstürzt?", scherze ich. "Keinesfalls. Ich habe mich ihr bei unserem letzten Date sehr verbunden gefühlt", witzelt sie weiter, "Es ist ja auch noch gar nichts sicher. Ich schaue mich nur erstmal um, was es so alles gibt. Aber mal etwas anderes. Ich war grade auf dem Weg in ein Café. Willst du mit?" "Würd ich gern, aber ich hab' mein letztes Geld, was ich dabei hatte, vorhin für ein Eis geopfert", sage ich und ziehe entschuldigend die Schultern hoch. "Kein Problem. Ich lad' dich ein", lächelt sie großzügig und zieht mich am Arm hinter ihr her.

"Sollen wir uns draußen hinsetzten?", fragt mich Malina, als wir an einem gemütlichen, kleinen Café ankommen. "Aber bitte nicht in die pralle Sonne, sonst bin ich morgen ein Hummer", lache ich und steuere auf einen Tisch zu, der im Schatten eines großen Baums liegt. "Wenn du auch so schnell Sonnenbrand bekommst. Man könnte meinen du wärst rothaarig", spottet sie gespielt und folgt mir. "Bin ich aber leider nicht", sage ich und seufze kaum hörbar. Rote Haare fand ich schon immer besonders schön, weshalb ich mir meine so gefärbt habe. Meine natürliche Haarfarbe ist allerdings ein langweiliges Dunkelblond.
Ich lasse mich auf einen der beiden Stühle, die um den runden Tisch stehen fallen und puste ein paar welke Blätter auf den Boden.
Der Herbst macht sich trotz des heißen Wetters schon bemerkbar. Zwar liegt mir der Sommer mit seinen warmen Temperaturen und dem satten Grün der Natur sehr am Herzen, aber dennoch freue ich mich insgeheim schon auf die bunte Farbenpracht des Herbstes. Was wohl Lukas am liebsten ist? Warmer Sonnenschein oder doch lieber kalter, nasser Schnee?

"Weißt du schon was du bestellst?", holt mich Mali zurück ins Hier und Jetzt. Als Antwort schüttele ich nur den Kopf. "Du hast grade wieder geträumt. Ich hab's genau gesehen", grinst sie mich vielsagend an. "Nein, hab ich nicht", versuche ich abzustreiten, doch sie lässt sich nicht davon abbringen. "Worum ging es? Um euren neuen Nachbarn? Du hast so verliebt in dich hinein gegrinst", hakt sie nach. "Nein, um das Wetter", sage ich wahrheitsgemäß. "Du hältst mit dir selbst in Gedanken Smalltalk?", fragt sie und muss sich zurück halten nicht laut zu lachen. "Ich erzähl dir bald gar nichts mehr, wenn du dich bloß über mich lustig machst", sage ich gespielt hochnäsig und ziehe ihr die Menükarte aus der Hand.

Schnell überfliege ich alles in der Kategorie 'Heißgetränke' und entscheide mich für einen Latte Macchiato mit Sahne. Man gönnt sich ja sonst nichts. Zu essen nehme ich nichts, da ich erstens auf Malinas kosten unterwegs bin, und zweitens erst ein Eis hatte.
"Wisst ihr schon, was ihr wollt?", fragt uns ein junger Kellner freundlich und schaut interessiert zwischen Mali und mir hin und her. Er hat dunkle Haare und braune Augen. Allzu groß gewachsen scheint er nicht zu sein, was er wohl seinem asiatischen Touch zu verdanken hat.
Wir geben ihm unsere Bestellung auf, er notiert sich etwas und lächelt uns dann fröhlich zu, bevor er sich umdreht und im Café verschwindet. "Der war süß, oder?", erkundigt sich Malina breit grinsend bei mir. "Ja schon, aber mein Typ ist er nicht", grinse ich zurück. "Du hast ja sowieso euren Nachbarn im Visier", zieht sie mich wieder auf. "Ich will nichts von Lukas. Warum hat Navina dir nur von ihm erzählt? Ich werde sie noch dafür umbringen", sage ich leidend und verschränke schmollend die Arme. "Lukas?", fragt Mali leicht verwirrt.
"Ja, warum?" Verwundert denke ich nach, warum sie das so seltsam findet, jedoch nimmt sie mir das Denken kurze Zeit später ab: "Alligatoah heißt Lukas Strobel..." Oh Mist. Sie weiß ja noch nicht, dass wir mittlerweile rausgefunden haben, dass Lukas eine zweite Identität hat, die Mali zufälligerweise kennt. "Deshalb bist du wohl Alligatoah bei uns im Haus begegnet. Unser geheimnisvoller Nachbar ist Herr Strobel", sage ich trocken und hoffe, dass sie gelassen reagiert.
"Waaaaas?! Ihr wohnt neben dem ALLIGATOAH?" "Psst, nicht so laut", bremse ich ihre Euphorie. "Was habt ihr denn für ein verdammtes Glück?", flüstert sie nun aufgeregt und schüttelt ungläubig den Kopf. Also Glück würde ich das nicht nennen. Mir wär es um einiges lieber, wenn ihn keine ganze Horde verrückter Teenager anhimmeln würde. "Reg dich ab. Er ist ein ganz normaler Mensch wie du und ich auch. Nur sein Beruf ist etwas spezieller. Das ist alles", versuche ich die Tatsache zu verharmlosen. "Erzähl mir mehr davon. Habt ihr mit ihm zu tun? Navi hat doch gesagt, du hättest dich mit ihm angefreundet", fordert sie mich auf, doch ich winke nur ab. "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er war bei uns zum Kaffee, das wars", sage ich beiläufig. Mit großen Augen schaut sie mich an und ich sehe ihr an, dass sie sich echt beherrschen muss, nicht wie ein Fangirl laut los zu quietschen. Sie will etwas erwidern, doch der Kellner rettet mich vor ihrer begeisterten Ansage, indem er unseren Kaffee auf den Tisch stellt und uns noch einmal höflich entgegen lächelt.

Erleichtert, das Mali wohl ihr Gerede über unseren Nachbarn bei Seite gelegt hat, nehme ich einen vorsichtigen Schluck aus dem großen Glas. Der Kaffee ist noch zu heiß, um ihn ohne Verbrennungen im Mundraum zu genießen. Also lasse ich ihn noch kurz stehen. "Kann ich später noch mit zu dir kommen, Aurora?", fragt mich Mali mit Hundeaugen. Besonders große Lust auf eine Malina, die sich wie eine pubertierende 13 Jährige verhält, habe ich eigentlich nicht. Dennoch nicke ich schwermütig und nehme nun doch mein Getränk in die Hand. Zufrieden dreinblicken tut Mali es mir gleich und ich frage mich, ob das kein Fehler war. Werde ich wohl noch früh genug herausfinden müssen...

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Hallou ^^
Pünktlich zum 18. Kapitel melde ich mich auch mal kurz zu Wort. Erst einmal vielen Dank an alle, die meine Geschichte bis hier hin verfolgt haben. Es macht mir wirklich unheimlich Spaß diese Story zu schreiben. Nur leider fehlt mir oft die Zeit, regelmäßig etwas hochzuladen. Doch das werde ich jetzt versuchen zu ändern (Ich hoffe, ich verspreche keine Dinge, die ich nicht halten kann *hust*. Ich werde mein Bestes geben 😅). Und jetzt viel Spaß beim weiterlesen.
Über Rückmeldung jeder Art würde ich mich sehr freuen. :3
Liebe Grüße
Marie

Das Leben ist gnadenlos und unfairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt