Klingelkonzert

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Mit Besen und Eimer bewaffnet gehe ich in den Hausflur. "Na dann mal auf ans Werk", sage ich zu mir selbst und setze meine Kopfhörer auf. Völlig in Gedanken beginne ich den Hausflur zu kehren.
Als ich mit dem Saubermachen bei Lukas' Tür angelangt bin halte ich kurz inne. Irgendwie ist es mir peinlich vor seiner Wohnung zu putzen. Aber was muss, dass muss eben. Dazu fällt mir dann zu allem Überfluss auch noch die Redewendung "Ihm den Hof machen" ein. 'Aurora reiß dich zusammen', ermahne ich mich selbst und beeile mich mit dem Putzen fertig zu werden.

Kaum bin ich fertig und habe gerade die Tür hinter mir zugezogen, klingelt es. 'Oh nein unsere neuen Möbel' schießt es mir in den Kopf. Mit einem lauten "Ja?" melde ich mich an der Sprechanlage. "Rory?", fragt eine vertraute stimme. Malina. Perplex drücke ich den Türöffner und empfange sie oben mit einem fragenden Blick und einer Umarmung. "Hab gedacht ich überrasch dich mal", grinst sie mir frech entgegen. Ich will gerade was sagen, da fällt mir ein, dass ich besser erst die Tür schließen sollte. Als ich das getan habe und sie beim Schuheausziehen beobachte, gebe ich dann meinen Senf dazu: "Du bist doch nur hier weil du hoffst gaaanz zufällig Lukas zu treffen, gibs zu." Ihrem Gesichtsausdruck ist zu entnehmen, dass ich mit meiner Vermutung genau in Schwarze getroffen habe. Trotzdem streitet sie es ab: "Stimmt doch gar nicht. Ich wollte mir mit dir schon mal Gedanken über unser Outfit am Freitag machen. Das ist super wichtig, dass wir da gut aussehen", sagt sie, sichtlich zufrieden mit ihrer Ausrede. "Du meinst, dass DU gut für LUKAS aussiehst", grinse ich. Gekonnt ignoriert sie meine Aussage und drängelt sich an mir vorbei ins Wohnzimmer. Als ich ihr in mein Zimmer folge steht sie schon vor meinem Kleiderschrank und durchwühlt systematisch meine Klamotten. „Hast du schon ne konkrete Vorstellung?", erkundige ich mich bei Malina. In dem Moment fällt mir ein, dass ich manchmal Dinge in meinem Schrank verstecke, die eigentlich niemand sehen sollte, da sie mir zu peinlich sind. Angespannt warte ich auf die Antwort von ihr. „Hmm... Es sollte schick sein aber auch lässig. An was hast du denn gedacht?", stellt sie die Frage zurück.
„Also ich hatte eigentlich vor einfach das zu nehmen, was mir beim öffnen der Schranktüren entgegen fällt", meine ich Schulterzuckend.
„Mensch Rory. Mit dir macht das echt keinen Spaß", tadelt sie mich an. „Ich hab ja nicht gesagt, dass du kommen sollst." Trotzig dreht sie sich wieder um und sucht weiter. Ach soll sie doch machen. Streit wegen so etwas dämlichen ist grade das letzte was ich gebrauchen kann. Also beschließe ich kurz auf den Balkon zu gehen und mir ein bisschen frische Stadtluft um die Nase wehen zu lassen.

Verträumt beobachte ich wie sich die dunkelgrünen Blätter des großen Baums in der sanften warmen Sommerbriese wiegen. Jetzt wäre der perfekte Moment sich eine Zigarette anzuzünden. Aber ich rauche nicht. Schnell schiebe ich den sinnlosen Gedanken wieder aus meinem Gedächtnis um mich wichtigeren Themen zu widmen. Doch dazu komme ich nicht, da Mali mir plötzlich auf die Schulter tippt. „Hab was für dich gefunden", sagt sie und hält triumphierend eine Hotpants und ein weites Top in den Händen. „So geh ich da doch nicht hin. Ich hab keine Lust halb nackt im Bierregen zu stehen", kommentiere ich und sehe wie sich ihr Gesichtsausdruck langsam zu einem enttäuschten Blick ändert. „Aber lieber Bier auf der Haut als es aus den Klamotten waschen zu müssen", versucht sie mich zu überzeugen. „Das Top ist ja okay. Aber zu der Hotpants lass ich mich nicht über-" Wieder einmal werde ich von der Türklingel unterbrochen. Wer kann das jetzt wieder sein? Mali ist doch schon hier.
Geschickt komme ich nach meinem kurzen Sprint zur Tür vor dieser zum stehen und melde mich neugierig am Fernsprecher. „Frau Schilling? Wir bringen ihre Möbel vorbei", antwortet eine männliche Stimme. „Warten sie, ich komme runter." Schnell schlüpfe ich in meine abgelaufenen Chucks. Mali steckt ihren Kopf gespannt durch den Türrahmen und zieht die Augenbrauen hoch. „Nein, es ist nicht Lukas", sage ich vorsichtshalber. „Aber du kannst trotzdem mit runter kommen und helfen. Vielleicht ist ja ein süßer Möbelpacker dabei", versuche ich ihr das Angebot schmackhafter zu machen. Nach einem kurzen Moment der Enttäuschung lässt sie sich doch breit schlagen zu helfen.

Zufrieden und völlig geschafft lasse ich mich auf die neue Couch fallen. „Endlich nicht mehr auf dem Boden sitzen", freue ich mich mit letzter Kraft. „Danke für deine Hilfe, Malina. Kann ich dir einen kalten Saft anbieten?", versuche ich mich bei ihr zu revanchieren. „Au ja gerne," lässt sie sich neben mich fallen.
Als ich gerade dabei bin die Getränke in Gläser abzufüllen klingelt es erneut. „Ich geh schon", höre ich Malina rufen, die plötzlich einen neuen Energieschub bekommen zu haben scheint. Kurz halte ich inne und warte gespannt was passiert...


Hallo liebe Menschen da draußen. Es tut mir Leid, dass so lange nichts mehr kam, aber gerade habe ich neue Inspiration gefunden und versuche jetzt so viel wie möglich zu schreiben, dass diese nicht wieder verloren geht. Ich hoffe ihr habt trotzdem viel Spaß beim lesen ☺️ Euch allen noch einen guten Rutsch ins neue Jahr und danke nochmal für die lieben Kommentare ^^

Das Leben ist gnadenlos und unfairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt