Ich halte die Luft an. Alles scheint plötzlich ganz weit weg, und als ich Tränen in meinen Augen brennen spüre, bemerke ich, dass ich sogar vergessen habe zu blinzeln. Lautes Gelächter holt mich schlagartig wieder in die Realität zurück. Ich stoße den ganzen Schwall von angehaltener Luft aus mir heraus und schnappe sogleich nach Sauerstoff, weil ich das Gefühl habe, gleich ohnmächtig zu werden. Vielleicht liegt es auch einwenig am Alkohol.
Ich starre Scott immer noch entgeistert an, kann seine Worte einfach nicht realisieren und hoffe insgeheim, dass das Ganze nur ein Scherz war.
>>Äh, wie bitte?<<
Doch Scott grinst nur doof weiter.
>>Du hast schon richtig gehört, Isabelle<<
Erschrocken schnappe ich nach Luft und seine Worte treffen mich bis ins Mark, sodass ich plötzlich fröstle. Langsam atme ich ein und aus. Obwohl atmen eine ganz natürliche Sache ist, kommt mir der gesamte Vorgang plötzlich mechanisch vor. Vorsichtig schiele ich zu Jaden hinüber und sein durchdringlicher Blick macht die ganze Situation nur noch schlimmer. Er wirkt so ruhig und konzentriert und im Gegensatz zu mir, scheint ihm das ganze gar nicht zu schockieren. Vielleicht ist es ja typisch für Badboys wie ihn solche bescheuerten Spielchen zu spielen. Ich spüre wie Wut in mir hochkommt, weil er so lässig da sitzt und nachdazu gut dabei aussieht, mit seinem verwaschenen T Shirt und den verstrubbelten Haaren.
>>Komm schon, Scott, das kannst du nicht ernsthaft von ihnen erwarten. Keiner von uns musste einen anderen küssen<<, reißt ich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken. Julian. Ich könnte ihn gerade echt abknutschen, doch stattdessen werfe ich ihm ein erleichtertes Lächeln zu.
>>Doch. Sie hat so gewählt. Selbst Schuld. Und jetzt geh und küss ihn<<
Scott wird immer lauter und ich zucke unwillkürlich zusammen. Als er meine Reaktion bemerkt lacht er boshaft. Verdammtes Arschloch.
>>Scott<<, sage ich so eindringlich wie möglich, in der Hoffnung, seine Meinung so ändern zu können, >>Ich werde Jaden nicht küssen. Ich habe keine Lust mit 16 Aids zu bekommen und-<<
>>Aids wird eigentlich nur durch geschlechtsverkehr übertragen<<, wirft Katy ein und ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu. Ich wette, Scott ist ohnehin zu high um darüber zu spekulieren wie Aids übertragen wird.
>>Wie auch immer<<, fahre ich verzweifelt fort, >>wir haben alle getrunken und ich weiß nicht ob es-<<
Im Augenwinkel nehme ich eine Bewegung wahr und verstumme sofort. Jaden erhebt sich und kommt langsam auf mich zugeschlendert.
>>Bringen wir es jetzt endlich hinter uns, oder soll ich hier warten bis ich alt und schrunzelig bin und sich die Menschen fragen, warum ich überhaupt noch am Leben bin?<<
Ein Kichern geht durch die Runde und ich seufze. Ich werfe Scott noch einen flehenden Blick zu, doch er grinst nur und ich weiß, dass es zwecklos ist. Meine Beine fühlen sich so an, als wären sie aus Blei und bei jedem Schritt dem ich ihm näher komme habe ich das Gefühl gleich umzufallen. Mittlerweile sind wir einander so nahe, dass ich die Wölkchen die er beim Atmen verursacht erkennen kann und ich genau in seine leuchtend grünen Augen sehen kann. Das Türkise Licht des Swimmingpools beleuchtet sein Gesicht, sodass ich jede Facette seiner perfekt glatten Haut erkennen kann und insgeheim frage ich mich, wie jemand so böser so gut aussehen könnte. Vorsichtig legt Jaden die Hände auf meine Schultern und beobachtet dabei meine Reaktion. Die plötzlich überraschend sanfte Berührung lässt mich zusammen zucken und die Stellen, wo seine Hände liegen, brennen unter meinem Pulli.
>>Hey, Edwards<<, murmelt er. Seine Stimme ist tief, rau und .. Verdammt sexy. Oh Gott, dieser Alkohol! Habe ich das gerade wirklich gedacht? Ich schaue zu ihm hoch, seine Pupille reflektiert mein Gesicht, sein kühler Atem streift meine Haut, verursacht mir eine Gänsehaut und ich habe das Gefühl, er spürt genau, wie nervös ich bin.
>>Es ist doch nur ein Kuss<<, wispert er.
Und bevor ich mich irgendwie vorbereiten oder wappnen kann, presst er seine warmen, weichen Lippen auf meine. Es ist nur eine einzige, sanfte Berührung, doch sie lässt meinen ganzen Körper erzittern. Unter normalen Umständen hätte ich ihn schon längst von mir gestoßen und deshalb kann ich nicht fassen, dass ich tatsächlich beginne seinen zaghaften Kuss zu erwidern. Was ich besser nicht hätte tun sollen, denn unsere Küsse werden immer wilder und drängender und es wirkt, als kämpften wir darum, wer die Führung übernehmen darf. Dabei ist dies ohnehin schon klar und Jaden scheint es ohnehin schon mitbekommen zu haben, denn seine Hand wandert von meiner Schulter zu meiner Hüfte und mich trifft die Erkenntnis, wie perfekt sie dorthin passt, fasst als wären sie füreinander geschaffen. Ohne es zu wollen oder richtig zu realisieren, wandern meine Hände von seinem Nacken zu seinen Haaren und ziehen sanft daran. Ich höre, wie Jaden leise in meinen Mund stöhnt, mich noch enger zu sich zieht und mit den Zähnen sanft über meine Unterlippe streift. Oh Gott. Was tut er da? Was tue ich da? Was tuen wir da? Ich weiß, dass es falsch ist und dass Jaden ein verdammtes Arschloch ist, aber es fühlt sich einfach so richtig an. Sein Daumen kreist sanft an meiner Hüfte auf und ab und meine Haut scheint unter seiner Berührung Feuer zu fangen. Ich versuche ruhig zu bleiben und konzentriere mich ganz darauf, ihn zu küssen. Unsere Körper prallen aneinander, unsere Küsse werden immer intensiver und.. Stopp!
Von einer Sekunde auf die andere fahren wir auseinander und ich taumle hilflos nachhinten, als hätte mir etwas lebensnotwendiges genommen, wie ein Bein oder einen Arm. Mein Herz klopft wie verrückt gegen meine Rippen und mein Atem geht verdammt schnell. Zu schnell. Shit.
Ich blicke vorsichtig hinüber zu Jaden, der etwas, das wie fuck klingt murmelt. Überrascht stelle ich fest, dass er anderes aussieht als sonst. Er sieht..richtig aus der Fassung gebracht aus. Fast so, als wäre die Mauer, die ihn sonst immer schützt und emotionslos wirken lässt, eingestürzt. Sein Atem geht schwer als wäre er gerannt, seine Wangen haben die Farbe von leichtem rot angenommen, seine Pupillen wirken rießig als käme er gerade von einen dreitägigen Drogentrip und seine Haare sehen aus, als hätte eine Vogelmutter ihr Nest darin gebaut. Und dass nur, weil ich darin herumgewühlt hatte.
Oh Gott. Bitte lass das nicht wahr sein. Erst jetzt wird mir schlagartig bewusst, was ich getan habe. Klar, er musste mich küssen. Doch ich habe den Kuss erwidert und dadurch hat er sich in etwas verwandelt, was völlig außerhalb unserer beider Kontrolle lag. Oh Gott. Ich sehe schon vor mir, wie Jaden mich für den Rest meines Lebens mit diesem Fehler verspotten wird. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, wie ich möglichst schnell unter falschen Namen das Land verlassen und dann im Ausland Frisöse werden könnte, nehme ich hinter mir Applaus war. Jaden löst sich aus seiner Starre, pfeffert sich ein fettes Grinsen ins Gesicht, dass ihn wie immer wirken lässt und verbeugt sich. Erde, tu dich auf...
Ich blinzle, drehe mich um und gehe scheinbar ausdruckslos wieder zu meinem Platz zurück, wo tausend unterschiedliche Gefühle auf mich einstürzen.
>> Das war ja ne verdammt heiße Performance, Edwards, ehrlich! Ich dachte schon, ich bin in einem Softporno gelandet! Hätte nicht gedacht das du das draufhast!<<, ruft Scott und klatscht begeistert in die Hände. Das ist alles seine verdammte Schuld! Hätte Scott ich nicht vor diese Aufgabe gestellt, wäre es nie soweit gekommen.
>>Halt deine verdammte Klappe, Scott. Geh doch lieber und Rauch noch ein paar Tüten Gras<<, fauche ich und unterstreiche die letzten Worte mit einem spöttischen Grinsen.
Scotts Augen weiten sich und ich merke, wie die Venen seines Halses deutlich hervor treten, ein Zeichen dafür, dass er sauer wird. Gut so.
>>Was hast du gerade gesagt?!<<
Seine Stimme ist tief und bedrohlich, sie zittert als wäre er bereit, mich jederzeit zu erwürgen. Doch plötzlich habe ich keine Angst mehr, denn ich weiß, wie ich ihn fertig machen kann. Ich muss ihn einfach mit seinen eigenen Waffen schlagen. Ich öffne den Mund, doch Jaden kommt mir zuvor.
>>Wir sollten einfach froh sein, dass es vorbei ist und jetzt keinen neuen Streit anzetteln, Isabelle<<
Und dann merke ich, wie mein Herz einen Schlag aussetzt und seine Worte mich, ohne dass ich es will, bis ins Mark treffen.
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Lets be "friends"
ChickLit>>Du springst ich springe, erinnerst du dich?>Komm schon,Jaden hör auf Titanic zu zitieren!<< Sie ist ein typischer Fall von Abenteuerin. Er ist ein typischer Fall von Badboy. Sie kann ihn nicht leiden. Er kann sie genauso wenig leiden. Doch was pa...