Schlimmer geht immer

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Er sah mich an, ich jedoch wich seinem Blick aus. Ich konnte es nicht ertragen ihn zu sehen oder nur in seiner Nähe zu sein. "Woher soll ich wissen, wie es dir geht? Ich bin gerade aus dem Knast raus, komme nach Hause und höre Geschrei vor der Tür." sagte er. "Ja, schon." sagte ich und meine Tränen bannten sich einen Weg den Wangen abwärts. "Was war los?" fragte er mich. Plötzlich war er ein anderer Mensch, er klang freundlich und lieb. So kannte ich mein Bruder nicht. Ich erzählte ihm alles, von Janine, von der Party, von dem Porno Video, von den Drogen bis hin zu den Mobbing Attacken. Er sagte nichts, ging aus dem Zimmer und kam dann mit Verbandszeug wieder. Er verband mein Bein, es schmerzte so sehr, dass ich mir einige Schmerzschreie nicht verkneifen konnte. "Deswegen hattet ihr gestritten?" fragte er ungläubig. Ich nickte und er nahm mich in den Arm. Erik war ein anderer Mensch geworden. Er war so lieb zu mir. Vielleicht konnte ich ihm doch verzeihen?! "Wissen Mama und Papa eigentlich über die Mobbing Attacken Bescheid?" fragte er mich, ich verneinte es. "Versprich mir eins, " fing er an. Ich hörte ihm aufmerksam zu. "Hör auf dich zu ritzen, okay?" sagte er dann. Ich sah auf mein Bein, welches immer noch schmerzte und stimmte ihn dann zu.
Beim Abendessen war es still, niemand sagte was. Papa sah mich vorwurfsvoll an. Ich hatte das Gefühl, die Welt sei gegen mich. Was hatte ich der Welt getan? Das fragte ich mich schon die ganze Zeit. Ich aß schneller als gewöhnlich, war unruhig und wollte einfach nicht am Tisch sitzen bleiben. Mein Bein hatte sich etwas beruhigt, doch es schmerzte noch etwas. Erik sah mich mit weichen Augen an, schaute eher besorgt. "Und hast du etwas zu sagen?" fragte er mich. Ich schaute zu meinem Teller, den ich nur halbleer aß und antwortete kurz: "Nein!" Mein Vater haute mit der Faust auf den Tisch. Ein dumpfer Knall und das Klirren der Teller schreckte mich auf. "Nun hab ich aber mal genug von deinen Lügen und Ausreden. Du bist eine Schande für die ganze Familie." brüllte er mich an. Ich war verängstigt, enttäuscht und traurig. "Lass sie in Ruhe!" sagte Erik ernst. "Was willst du machen, mein Sohn? Jetzt auf einmal beschützt du sie. Bevor du in Knast gegangen bist, hat es dir auch Spaß gemacht sie zu erniedrigen und zu vergewaltigen." Als ich die Worte hörte, wurden meine Augen größer. Woher wusste er das?, fragte ich mich. "Woher weißt du davon?" fragte er ihn. "Ich hab geschnüpfelt." sagte er und lachte dreckig. Er sah mich an und sagte schadenfroh:"Du versteckst dein Tagebuch an Orten, wo jeder Penner es sehen kann." Meine Tränen waren wieder nahe. Ich stand auf, rannte zur Tür, nahm meine Schuhe, zog sie so schnell wie möglich an und verschwand heulend in die Dunkelheit. Ich wollte nur weg, weg aus diesem Haus.

Bully - Wenn der Tod die letzte Erlösung istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt