4. - Teufel in meinen Augen

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„Letzten Endes begann Lady Macbeth Suizid und – " Ich wechselte auf den linken Arm und stützte meinen Kopf ab. Schule konnte nicht nur langweilig sein, nein ..., sie versaute auch Sachen, die interessant waren. Ich nickte Frau Kurland immer mal wieder zu, als würde ich zuhören, dabei war ich in meinen eigenen Gedanken tief versunken.

Auch in den letzten Tagen hatte sich der Irre nicht mehr bei mir gemeldet, was mich eigentlich beruhigen sollte, ... aber gerade das beunruhigte mich stark. Konnte er mir nicht Briefe schreiben, ein Zeichen geben, irgendetwas, damit ich mich vorbereiten konnte? Aber vielleicht machte er seine Opfer gerade damit unsicher und verleitete sie damit zu Fehlern.

Okay, ich sollte lieber mit meinen Sherlock-Spielen aufhören und mich konzentrieren. Die Lehrerin ging im Raum auf und ab, mit dem Buch in der Hand und vollkommen darin vertieft. Ein Kichern von meinen neuen Mitschülern, ließ meine Aufmerksamkeit auf sie richten. Sie warfen kleine Papierkügelchen auf sie und versuchten die Lehrerin aus der Fassung zu bringen – was ihnen natürlich auch gelang.

Wie albern, dachte ich mir, verdrehte meine Augen und machte Anstalten, mich wieder umzudrehen. „Hört sofort damit auf!", kreischte Frau Kurland mit ihrer schrillen Stimme. Ihre Arme fuchtelten wütend in der Luft umher, um die Kügelchen von sich zu halten. Erst als die Schulklingel die Pause ankündigte, ließen die Schüler alles liegen und stürmten aus dem Raum. Ich rückte meinen Stuhl zurück und atmete tief durch. Diese Schule war eine Katastrophe – ich kam mir vor, als wäre ich wieder in der Mittelstufe angekommen. Mit einem entnervten Stöhnen richtete ich mich auf und verließ das leere Zimmer – von Frau Kurland keine Spur mehr zu sehen.

Ich trottete den Gang entlang, stieß dabei mit einigen Schülern zusammen, als ich meinen Weg in die Cafeteria machte. Eine riesige Schlange stand an der Essensausgabe an. Als ich endlich da war, schob die Köchin die leeren Schüsseln weg. Ich stöhnte innerlich auf – heute war nicht mein Tag. Also gab ich mich geschlagen und füllte mir Salat auf, auch wenn ich davon nicht satt werden sollte. Zum Glück nur noch 3 Stunden, versuchte ich mich aufzumuntern, und dann könnte ich zuhause etwas essen.

Ich setzte mich an einen Tisch weit vorne und stocherte lustlos im Salat umher. Und wieder einmal hatte ich ein unwohles Gefühl im Magen. Unruhig suchten meine Augen die Cafeteria ab – fanden aber nichts Auffälliges. Angespannt aß ich den Salat weiter und entdeckte etwas Schwarzes. Panik stieg in mir hoch. Keine voreiligen Schlüsse ziehen, beruhigte ich mich. Schwarz war in, es konnte also jeder sein. Trotzdem musste ich schwer schlucken, beim Gedanken, dass es der Hobby-Stalker war. Ich musste eine ganze Weile in die Ferne geguckt haben, denn auf einmal war der Saal leer und die Klingel läutete wieder zum Unterricht.

Mit flauen Gefühl stellte ich den Teller weg. Etwas Kaltes berührte meinen Nacken. Ich wirbelte herum, sah aber nichts. Sofort machte ich mich auf den Weg zurück ins Klassenzimmer. Beim Laufen durch den Flur schüttelte ich heftig den Kopf – ich sollte mich nicht beunruhigen lassen. Das war bestimmt nur ein mieses Spiel eines Psychopathen, mehr nicht. Aber was schon „mehr nicht"?

Ich rauschte in das Zimmer und ließ mich in meinen Stuhl fallen. Mein Atem ging heftig und ich sehnte mich nach nichts anderes mehr, als den öden Unterricht.

Frau Kurland kam mit dem Buch wieder ins Zimmer getrödelt und hustete demonstrativ. „Wir machen daweiter, wo wir waren", verkündete sie und befeuchtete ihre Lippen. Kaum kam der erste Satz von ihren Lippen, ging das Spiel schon wieder los. Einige Schüler warfen kleine Kügelchen nach ihr, viele kicherten und unterhielten sich. Es war respektlos, aber Frau Kurland sprang drauf ein und bat nach Vernunft. Aber mit diesen Primaten in der Klasse – darauf konnte sie noch lange hoffen.

Wütend fuchtelte sie mit Macbeth durch die Luft und griff nach einem Jungen über den Tisch. Irgendwie stieß sie sich dabei mit ihrem Bein und jaulte auf. Sie machte einen Schritt zurück, kam ins Stolpern und flog nach hinten.

Satan Is In Love With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt