3. - Pech?

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Es war Freitag – drei Tage nach dem Zwischenfall mit Satan. Oder wie auch immer der Irre mit richtigen Namen hieß. Ich lag auf meinem Bauch auf dem Bett, mit dem Highlander Kitsch vor mir aufgeschlagen. Immer wieder flackerte mein Blick zur Tür, wo das gute Gerüst aufgebaut war. Natürlich habe ich auch durchdacht, dass meine Eltern reinkommen könnten, darum habe ich sie gebeten, doch vorher zu klopfen.

Und ganz gewiss wird so ein Irrer nicht klopfen, wenn er hereinspazieren würde. Nicht, dass er weit kommen würde, wäre noch zu sagen. Eine dünne Angelschnur habe ich an die Klinke angebracht – wenn diese sich in einen bestimmten Winkel verschob, löste es eine Kettenreaktion aus. Kurz um: Ein schweres Holzbrett und Golfbälle würden auf ihn nieder rieseln.

Um auf Nummer Sicher zu gehen (falls er das überstand), hatte ich einen Baseballschläger neben meinen Nachttisch gestellt. Ganz the american way, würde ich ihm dann eine verpassen. Ich grinste vor mich hin und blätterte voller Schadenfreude die Seite um.

Etwas winselte neben mir, Nero. Die schwarze Ratte krabbelte auf das Buch und sah mich mit großen, feuchten Augen an. Seine Nase schniefte und der Atem ging hektisch. Geschockt sah ich ihn an und grapschte nach einer Banane neben mir.„Du bist mehr als verfressen." Ich befreite die Banane aus der Schale und gab ihm ein kleines Stück. „Und mehr als käuflich", fügte ich hinzu, als er sich daraufhin kraulen ließ.

Ich wollte ihm noch etwas sagen, aber da wurde mein Gedankengang unterbrochen, als meine Mutter von unten rief. „Maria?" Ich verdrehte die Augen. „Ja?", schrie ichzurück und stand auf. Ich setzte Nero auf und bedeutete ihm, ruhig zu sein. Ich entsicherte meine Falle und stieg die Treppen herunter in das Wohnzimmer.

Meine Mutter saß auf der Couch, sah zum Fernseher, in dem eine soap opera lief. Sie lackierte sich geradecdie Fingernägel, als sie aufschaute. „Was los?", fragte ich, im Türrahmen stehend. „Papa muss heute zu einer Versammlung, wir sind beide alleine. Wenn du willst, kannst du was Schönes für heute Abend einkaufen gehen. Chips oder so was", schlug sie vor und blies sich die Nägel von der rechten Hand trocken. Mit den Fingerspitzen zog sie ihr Portmonee hervor und fischte einen Schein heraus.

Ich nahm ihr den Schein ab und ließ ihn in meiner Hosentasche verschwinden. „Alles klar", meinte ich dann und ging in den Flur, zog mir meine Schuhe und Jacke an. „Bis dann", rief ich noch über meine Schulter und war auch schon verschwunden. Lässig schlenderte ich zu meinem Auto, schlüpfte in den Fahrersitz und startete das gute Ding. Beim Anschnallen bekam ich ein ungutes Gefühl, schaute schnell, aber entdeckte nichts.

Hoffentlich hatte der Irre nicht auch noch Stalken auf seiner bucketlist zu stehen, dachte ich nur Kopf schüttelnd und fuhr los. Die Straße war recht voll, hauptsächlich Arbeiter, die nachhause fuhren. Zum Stau kam es zum Glück nochnicht, aber immer mal wieder hatte ich das ungute Gefühl im Bauch, dass etwas passieren würde.

Ich wartete gerade an einer Kreuzung darauf, dass das Licht von Rot auf Grün umschaltete. Ich fuhr wieder los, als es grün leuchtete, meine Augen gradeaus gerichtet. Vor mir konnte ich schon den Supermarkt sehen, dessen Schild blinkte. Mein Blick flackerte hektisch nach links, als ich eine schnelle Bewegung wahrnahm.

Ein Auto kam frontal auf mich zugerast. Im letzten Moment riss ich den Lenker um und legte eine Vollbremsung hin. Das andere Auto machte Bekanntschaft mit einer Straßenlaterne. Geschockt starrte ich dahin, ich wollte mich gar nicht von diesem Bild losreißen. Ich hatte in diesem Moment einen Tunnelblick, mein Körper völlig starr, nur meine Hände zitterten, die sich krampfhaft um den Lenker geschlossen hatten. Endlich kam ich wieder zu mir. Mein Atem ging hektisch, mein Kopf drehte sich hin und her und nahm diese ganze Situation auf.

Jemand klopfte an meine Scheibe. Ich ließ sie herunter. „Alles gut bei Ihnen?", fragte ein besorgter, älterer Herr. Ich schluckte schwer. „Es geht wieder. War nur der Schock", antwortete ich ihm. „Sind Sie sich sicher? Der Notdienst wird gleich hier sein. Besser wäre es, wenn Sie bleiben und sich etwas mehr beruhigen." Ich winkte ab. "Geht schon wieder. Ehrlich. Ich wohne gleich um die Ecke, bei mir ist alles gut. Trotzdem danke", versicherte ich ihm. Die Lüge kam mir schwer von den Lippen.

Satan Is In Love With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt