6. - Willkommen in der Hölle

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Ich lief die Treppen hoch und öffnete meine Zimmertür mit Schwung. Mit Wucht schleuderte ich die Tasche auf das Bett. Benommen starrte ich aus dem Fenster und schloss die Tür hinter mir. Seit dem Vorfall im Schwimmbad, konnte ich mich nicht mehr beruhigen.

Es war eine Erleichterung gewesen, dass meine Eltern nicht im Haus waren, denn grade jetzt wollte ich nicht, dass sie mitbekommen, dass etwas komisch wäre mit mir. Mein Blick schweifte durch das Zimmer – auf der Suche nach Nero. Aber Nero war nirgends zu finden. Ich durchsuchte alle Schränke, lief sogar nach unten, um dort zu suchen.

Mein Magen knurrte laut. Typisch, nach einem Bad war so etwas wohl üblich. Ich verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg in die Küche.

Als ich an der Küche vorbei lief, hätte ich schwören können, dass jemand dort stand. Verängstigt schlich ich an der Wand entlang und rannte die Treppe hoch. Ich riss die Tür auf und knallte sie wieder zu. Mein Atem ging heftig und in unregelmäßigen Zügen. Mein Herz pochte wild in der Brust. Ich konnte mein Blut in den Venen rauschen hören. Verstört mit der Situation, bewegte ich mich benommen zum Schreibtisch.

 Ich setzte mich an meinen Computer und schaltete ihn an. Während er lud, knabberte ich unruhig an meinen Nägeln – eine weitere schlechte Angewohnheit, die sich zeigte, wenn ich gestresst war.

Sofort flogen meine Finger über die Tastatur, als Google aufgerufen wurde. "Vertreibung Satans" rief aber nicht die Informationen auf, die ich gebrauchen konnte. Stattdessen wurden mir Seiten, wie "Beschwörung Satans" oder "Heiliger Satanistischer Bund", vorgeschlagen. Mit einem schweren Luftausstoß, ließ ich mich nach hinten in die Lehne fallen. Wütend raufte ich mir die Haare.

Irgendwie musste ich diesen Irren doch loswerden! Verzweifelt verbrachte ich die nächsten Stunden im Internet, um einen Weg zu finden, Satan loszuwerden. Wenn es hart auf hart kommen sollte, würde ich sogar in die Kirche gehen. "Har Har", lachte ich schadenfreudig vor mir her. Ich schielte kurz zum Fenster, um sicher zu gehen, dass da keiner stand.

Seufzend stand ich auf und zog mich um. Morgen war auch noch ein Tag, um zu recherchieren.  Als ich mich in meine Decken einkuschelte, überholten mich meine Sorgen wieder. Nero war immer noch nicht zu sehen und das bereitete mir Kummer. Komisch, dass einem im Bett alles wieder einfiel.

Es dauerte noch gefühlte weitere Stunden, bevor ich in einen tiefen Schlaf versank.



"Zahle", forderte eine hohle Stimme. Ich öffnete erschrocken meine Augen und kam Gesicht zu Gesicht mit einem finsten Alten, der mit einem dunklen Kittel bekleidet, vor mir stand. Ich wich einen Schritt zurück, als er seine Hand fordernd nach mir ausstreckte. Seine rechte Hand umklammerte einen Stock. Verdutzt sah ich seine Hand an. "Ich verstehe nicht", flüsterte ich und machte Anstalten, noch einen Schritt nach hinten zu gehen.

"Für die Überfahrt", drängte der Alte und wartete. Panisch schaute ich über seine Schulter und entdeckte ein Boot, das im Wasser schwabbte. Ringsherum war nichts zu erkennen, als existieren nur das Wasser. Verwirrt sah ich an mir herab und stellte fest, dass ich nicht mehr in meinem Nachthemd war.

Luftiger, schwarzer Stoff schmiegte sich um mein Körper und betonte meine Rundungen. Ein kleiner Beutel baumelte an meiner rechten Hüfte. Vorsichtig öffnete ich ihn und stieß mit meinen Fingern auf etwas Kaltes. Verwirrt nahm ich es heraus. Eine Münze. Der Alte nickte und deute mir, ihm zu folgen, als ich ihm die Münze gab. War das etwa ein Obolus?

Ich zitterte am ganzen Körper, als ich einen Schritt auf das Boot wagte. Die Nussschale wackelte unter mir und mit einem kleinen Hüpfer saß ich drin und umklammerte den Rand. Der Fährmann stieg mit Eleganz in das Boot. Mit seinem Stab stieß er das Boot vom Ufer ab und beförderte uns in das Ungewisse.

Satan Is In Love With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt