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Ich starrte in den Spiegel. Vergebens versuchte ich meine schwarzen Haare mit der Bürste zu zähmen. Mit einem Grummeln griff ich zum Glätteisen und steckte es in die Steckdose. Ein letztes Mal schaute ich in den Spiegel und zog eine Grimasse.

Ich hatte schon oft in Filmen Menschen gesehen, die lächeln übten. Vor zehn Minuten war ich auch ziemlich optimistisch, das auszuprobieren. Wohl doch nicht.

Bekanntschaften schließen lag mir nicht, und warum sollte ich mich jetzt nochmal ins Zeug legen? Wofür? Wir würden doch eh bald wieder wegziehen. Da blieb keine Zeit für Freundschaften zu pflegen oder gar eine Romanze.

Beim Thema Liebe würde ich mich eh wieder verkriechen. Ich konnte nicht mit Menschen umgehen, bekam immer Bauchschmerzen wenn's mir zu unangenehm wurde.

Aber wer braucht schon Liebe?

Es gab viel spannendere Dinge im Leben. Liebe war ersetzbar.

Aber ja, Liebe würde ich auch gerne erleben.

Ich bin keine graue Maus, die sich in ihr Zimmer zurückzieht und still vor sich hin jammert, dass sie keinen abbekommt.

Das Glätteisen wurde heiß genug und ich begann Strähne für Strähne zu glätten. Als ich fertig war, knipste ich alles aus, ging zu einem meiner Kartons und fischte einen schnulzigen Roman heraus.

Den hatte ich von meiner Tante geschenkt bekommen. Irgendetwas von Highlandern. Sehr spannend, sagte sie jedenfalls.

Ich schmiss mich auf das Bett, dabei kam Staub hoch und ich musste heftig husten, bevor ich das Buch aufschlug und anfing zu lesen.

Es dauerte keine zwanzig Seiten, bis ich eine Stimme von unten hoch rufen hörte.

„Maria, an der Tür hat's geklopft!"

Ich rollte über's Bett und ließ das Buch liegen. Aber ich ließ mir ein wenig Zeit auf den Weg nach unten. Meine Mutter war in der Küche beschäftigt, das Abendessen zu kochen, sie winkte mich nur zur Tür mit der Hand.

Sonderlich begeistert war ich nicht mit dem Gedanken, unsere Nachbarn mit meiner Art und Weise zu vergraulen, aber früher oder später war es soweit. Zumindest am Abend.

Ich entriegelte die Tür und machte einen Spalt auf, nur um sicher zu gehen, dass es auch die neuen Nachbarn waren. Zuvor hatte ich sie immer nur vom Fenster aus gesehen.

Erleichtert stellte ich fest, dass sie es wirklich waren. Warum auch immer ich jemanden anderes erwartet hatte.

Eine schlanke Frau, ich schätze sie auf 55, stand mit einem kleinen rosa Tütchen vor mir. Neben ihr wohl ihr Mann, dessen Glatze geradezu im Licht der Straßenlampe zu glänzen schien. Er schaute mich etwas verdutzt an, fing sich aber wieder und ließ sich nichts mehr anmerken.

„Guten Abend", sagte die Frau und nickte mir zu. Ihr Mann nickte kurz darauf auch. Man merkte gleich, wer die Hosen in der Beziehung an hatte.

„Ich bin Rosaline Tenns, das ist mein Gatte George," sie machte eine Geste zu George, dem es wohl sichtbar unangenehm war, „wir wohnen hier in der Straße und wollten Sie und Ihre Familie herzlich begrüßen."

Ihre Stimme, die in meinen Ohren einfach nur zu hoch und mich nur an bremsenden Reifen erinnerte, hätte mir wohl den Rest gegeben, wenn ich nicht in diesen Moment die Gegenwart meiner Mutter gespürt hätte.

Sie legte ihre warme Hand auf meine und öffnete die Tür für die Tenns' komplett.

„Oh, wie schön Sie wiederzusehen, Rosaline. Wie nett von Ihnen und Ihrem Mann uns zu besuchen", empfing meine Mutter die Beiden.

Satan Is In Love With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt